Silberband 045 - Menschheit am Abgrund
Hochdruckdampfkessel ohne Sicherheitsventil gleichen wird. Wir müssen raus, Sir!«
»Ich möchte den Neandertaler mitnehmen. Lebend!«
»Die Dampfexplosion wird verheerend sein. Neue Grundrisse entstehen. Das Magma dringt nach. Eine Stunde später erleben wir einen unterseeischen Vulkanausbruch von enormen Ausmaßen.«
Weit entfernt vernahm man ein Grollen. Der Boden des Stahlbehälters vibrierte.
»Das sind die ersten explosionsartigen Dampfentspannungen, Sir.«
»Ich will den Frühmenschen lebend! Ich warte hier, bis er von der dafür spezialisierten Maschinerie erweckt worden ist. Ich werde mich in das Bergungsfeld des Roboters einschließen und zusammen mit dem Neandertaler nach oben kommen. Lassen Sie eine Flugplattform unter dem Bohrschacht stehen, und ziehen Sie sofort Ihre Leute zurück. Nur die Abschirmroboter sollen bleiben. Den Verlust können wir finanziell verschmerzen.«
»Aber Sir, ich …!«
»Ich berufe mich nicht gern auf meine Befehlsgewalt, Doktor. Bitte, befolgen Sie meine Anweisungen. Bringen Sie Ihre Männer in Sicherheit. Nehmen Sie an fremden Geräten mit, was Sie transportieren können.«
Die Dampfexplosionen häuften sich. Hasselets Techniker hatten die Unterwelt verlassen. Nur die Roboter kämpften noch mit allen Mitteln. Sie wurden reihenweise von weißglühender Lava verschlungen oder durch neue Wassereinbrüche funktionsunfähig gemacht.
Hasselet wartete oben auf dem Meeresgrund. Nur Deighton und der Bergungsroboter standen noch in der Konservierungskammer.
Der Gefühlsmechaniker hatte sich an den Anblick des Urmenschen gewöhnt. Er betrachtete ihn bereits mit einer gewissen Zuneigung. Wenn es gelang, den Neandertaler lebend zu bergen, so konnte man den Erinnerungssektor seines Gehirns schmerzlos und ohne Schädigungen auf paramechanischer Ebene anzapfen und in der Form eines Erinnerungsfilmes klarstellen, was dieser Mann erlebt hatte. Es war ein Mann, auch wenn er ungewöhnlich aussah.
Er lag noch immer reglos auf dem Tisch. Die gesamte Körperoberfläche wurde von einer schwarzbraunen Behaarung bedeckt. Dennoch handelte es sich nicht mehr um ein Fell im Sinne des Wortes. An manchen Stellen war der Haarwuchs wesentlich schwächer, als es bei einem typischen Affenmenschen der Fall gewesen wäre.
Er war zwei Meter zwanzig groß und in den Schultern ein Meter fünfzig breit. Die Beine waren kurz, jedoch enorm stämmig. Die typischste Annäherung an den prähistorischen Affenmenschen waren die überlangen Arme mit ihren mächtigen Muskelwülsten.
Schädelform und Gesicht wirkten noch äffisch, aber Kinn, Mundpartie, Nase und die fliehende Stirn waren nicht mehr hundertprozentig mit einem Primaten der Menschenaffengattung identisch.
Der Gefühlsmechaniker lauschte auf die erwachenden Gehirnimpulse seines Schützlings. Die ersten Anzeichen des wiedererwachenden Lebens hatte er vor fünf Minuten vernommen.
Nochmals zehn Minuten später war es soweit. Der Neandertaler kam allmählich zu sich. Deighton beobachtete die ersten Reflexbewegungen des Körpers. Die weit und tonnenartig nach vorn gewölbte Brust bewegte sich plötzlich.
Die zweite Reflexhandlung des Urmenschen bestand im instinktiven Griff nach seiner Waffe. Es war eine meterlange, schwere Holzkeule von plumper Form. Sie lag neben seiner rechten Hand auf dem Tisch. Die Greifzehen bewegten sich ebenfalls. Der große Zeh war noch wie ein Daumen ausgebildet. Dieses Lebewesen war fraglos ein vorzüglicher Kletterer.
Deighton gab einige Befehle. Der Bergungsroboter glitt auf seinem Energiekissen näher.
Als der Neandertaler mit dem gesamten Körper zu zucken begann, errichtete der Roboter sein Abschirmfeld. Deighton befand sich innerhalb des Schirms. Zusammen mit der Maschine ging er auf den Erwachenden zu.
Die fremden Medo-Robots – denn nur um solche konnte es sich handeln – zogen sich zurück. Das war für Deighton das Alarmzeichen. Die strahlende Kugel erlosch. Sie bewegte sich auch nicht mehr auf ihrer vorgezeichneten Kreisbahn.
Dann öffnete der Neandertaler den noch rachenartig ausgeprägten Mund. Fingerlange, gelblich schimmernde Augenzähne erschienen. Das Gebiß war makellos und kräftig wie bei Raubtieren.
»Umschließen, schnell!« ordnete der Gefühlsmechaniker an.
Als der Erwachende den ersten Atemzug tat, befand er sich bereits im Schutz des Abschirmfeldes. Reine, kühle und sauerstoffhaltige Luft strömte in seine mächtigen Lungen.
Deighton stand wegen des begrenzten Schirmvolumens dicht neben
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