Silberband 049 - Welten in Angst
den Befehl, das Sonnensystem und die bereits georteten terranischen Flotteneinheiten anzugreifen.
Er zögerte, und das war sein Glück. Er zögerte deshalb, weil er eine Falle vermutete, die Rhodan ihm zu stellen beabsichtigte. Wenn Rhodan das Zeitfeld abschaltete, dann doch keineswegs aus einer Laune heraus. Sein vorzüglicher Geheimdienst war bestimmt darüber orientiert, daß Flottenmanöver des Imperiums Dabrifa stattfanden. Vielleicht wußte er sogar von dem geplanten Überfall.
Und in einer solchen Situation sollte Rhodan auf den Gedanken kommen, das tarnende Zeitfeld abzuschalten?
Nie und nimmer! Warum aber geschah es doch?
Er starrte fassungslos auf den Panoramaschirm der DOMALO. Zum ersten Mal seit vielen Jahren sah er wieder das altgewohnte Bild des terranischen Sonnensystems. Die Planeten funkelten wie eh und je, nur die Sonne blähte sich auf und flammte in grünem Feuer, absolut ungewohnt und fremdartig. Und keineswegs normal.
Dabrifa begann zu bezweifeln, daß es ein Trick Rhodans war. Es konnte sich nur um eine Katastrophe handeln, die ihm, Dabrifa, zu Hilfe kam. Das Schicksal war auf seiner Seite.
Vielleicht sollte er jetzt doch angreifen.
Da kam Admiral Merontus zu ihm. Beide Männer hielten sich in der Kommandozentrale auf. Oberst Horatio, der Kommandant des Flaggschiffs, leitete die Flugmanöver höchstpersönlich. Über eine Spezialanlage stand er mit den Kommandanten der anderen Einheiten in ständiger Verbindung.
»Was halten Sie davon, Imperator?«
»Ich weiß es nicht, Admiral. Jedenfalls ein ungewöhnliches Ereignis, das mit dem Erlöschen des Zeitfeldes zu tun haben muß. Oder glauben Sie, daß eine bestimmte Absicht dahintersteckt? Ich meine, nehmen Sie an, es handelt sich um eine künstliche Aufheizung der Sonne?«
»Welchen Sinn sollte das haben, gerade jetzt, da wir mit der Flotte erscheinen?« Der Admiral schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Es kann sich nur um eine Katastrophe handeln.«
»Dann sollten wir die Gelegenheit nutzen und …«
Er wurde von Oberst Horatio unterbrochen. Der Kommandant sagte:
»Die Solare Flotte hat sich formiert, Imperator. Es sieht ganz so aus, als wolle sie sich zum Kampf stellen. Bleiben wir auf dem bisherigen Kurs?«
»Wohin führt er?«
»Eine Umlaufbahn um das System. Wir bleiben in Bewegung, aber wir nähern uns nicht der Sonne.«
»Das ist auch besser so. Ich traue dieser grünen Sonne nicht, Oberst. Vorerst wollen wir jede Feindberührung vermeiden. Sorgen Sie dafür, daß niemand das Feuer vorzeitig eröffnet.«
In der Tür zur Hyperfunkzentrale war ein Offizier erschienen, der Dabrifa zuwinkte. Das konnte nur eine wichtige Verbindung nach Nosmo bedeuten. Vielleicht wollte General Rogalla mit ihm sprechen. Er ließ den Admiral und den Kommandanten stehen und ging zur Funkzentrale.
»Nosmo?«
»Ja, Imperator. General Rogalla.«
So ganz ließen sich die dumpfen Ahnungen nicht unterdrücken, die Dabrifa in diesem Augenblick zu spüren begann. Wenn Rogalla ihn zu sprechen wünschte, jetzt, mitten im Einsatz, dann konnte es sich nur um eine äußerst wichtige Angelegenheit handeln. Und wichtige Angelegenheiten hatten es nun einmal an sich, auch meist ernster Natur zu sein.
Die Bildverbindung war schlecht, der Ton gut.
Dabrifa erfuhr von der Revolte.
Als er in die Kommandozentrale zurückkehrte, ignorierte er die gespannten Gesichter seiner beiden höchsten Offiziere. Er starrte auf den Panoramaschirm und die schon schwächer flammende Sonne. Hinter seiner Stirn arbeitete es, aber noch konnte er zu keinem Entschluß kommen.
Endlich sagte er:
»Diese verdammte Brut! Ich habe sie schon immer beseitigen wollen. Hätte ich es nur getan!«
»Imperator?« erkundigte sich der Admiral tonlos.
Dabrifa sah ihn forschend an.
»Hätten Sie es für möglich gehalten, daß jemand gegen mich revoltiert, Admiral? Gegen mich, den Beherrscher eines mächtigen Sternenreiches, einen Mann, der ein Imperium aufbaute und unsterblich wurde? Hätten Sie das jemals angenommen?«
»Eine Revolution, Imperator? Wo?«
»Im Imperium. Fast zweihundert Systeme sind bereits in den Händen der Rebellen. Auf Nosmo wird noch gekämpft. General Rogalla berichtete es mir soeben. Er verlangt unsere sofortige Rückkehr, weil er sonst die Niederlage befürchtet.« Er sah den Admiral fragend an. »Was soll ich tun?«
Für den Bruchteil einer Sekunde nur huschte ein unmerkliches Lächeln über Merontus' Gesicht. Niemand konnte es zur Kenntnis
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