Silberband 052 - Exil im Hyperraum
zumindest menschliche Gestalt besaß.
Balton Wyt blieb sitzen, mitten zwischen Gräsern und Blumen, aber auf einem flachen Stein. Ihm war, als hätten die Pflanzen seine Rücksichtnahme mit einem dankbaren Summen quittiert.
Als die seltsame Gestalt sich näherte, glaubte Balton Wyt, doch einige Unterschiede zu einer menschlichen Form erkennen zu können. Es waren geringfügige Abweichungen, die jedoch den Gesamteindruck nicht zu verwischen vermochten.
Die Farbe war blaßgrün und silbern.
Er atmete in schnellerer Folge als je zuvor in seinem Leben. Noch immer erhielten seine Lungen genügend Sauerstoff, der seinem Blutstrom zugeführt wurde. Noch immer erstickte er nicht, wenn er sich auch schwach und erschöpft fühlte. Die fünf Kilometer bis zur Stadt wurden zu einer unüberwindlichen Entfernung.
Das Wesen war nur noch hundert Meter entfernt und ging weiter.
Nun hatte Balton Wyt Gelegenheit, es genau zu erkennen.
Die silberschimmernden Partien waren unzweifelhaft Metall, damit entpuppte sich das Wesen als ein Roboter, falls es keinen Panzer trug. Auch die gleichmäßigen und mechanischen Bewegungen sprachen dafür. Lediglich die grünen Stellen, die Balton an Pflanzen erinnerten, ließen eher auf ein organisches Lebewesen schließen.
Es besaß sogar ein Gesicht, ausdruckslos allerdings und zu gleichmäßig geformt, aber es blieb trotzdem ein Gesicht. Die Augen waren künstlich, glitzernde Linsen einer bläulich flimmernden Optik.
Sie sahen Balton Wyt einige Sekunden forschend an, dann öffnete sich der schmale Metallmund und sagte in reinstem Interkosmo:
»Die Stadt heißt Sie willkommen, Herr.«
Balton Wyt sah den Roboter fassungslos an. Alles hatte er erwartet, nur das nicht! Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit hatte er das seltsame Verhalten der Pflanzen zur Kenntnis genommen und schließlich akzeptiert, doch der sprechende Roboter war zuviel für ihn.
Mit einem Schrei sprang auf, lief los, brach jedoch nach wenigen Schritten mitten auf dem Pfad zusammen. Die Strapazen waren zu groß gewesen.
3.
Er erwachte durch die gleichmäßigen Schwingungen, mit denen sein Körper hin und her baumelte. Vorsichtig öffnete er die Augen und versuchte, sich zu erinnern.
Der Roboter!
Nein, der Roboter war es nicht, der ihn trug. Es waren die Pflanzen! Selbst die kleinen Ostersterne halfen, das feingesponnene Netz aus Gräsern zu halten, in das sie ihn gelegt hatten.
Und die Pflanzen liefen!
In einer Stunde konnten sie kaum mehr als einen Kilometer zurücklegen, registrierte Balton Wyt wie im Traum. Für Pflanzen immerhin eine erstaunliche Geschwindigkeit. Er schloß wieder die Augen und versuchte, eine Erklärung für das Phänomen zu finden, aber dann gab er es auf. Diese Welt war seltsam und unglaublich. Warum sollte er sich den Kopf über Dinge zerbrechen, die hier selbstverständlich zu sein schienen?
Lediglich der Roboter bereitete ihm Kopfzerbrechen. Jemand mußte ihn gebaut haben.
Jemand, der auch die Stadt erbaut hatte? Und woher kannte der Roboter das Interkosmo? Von Raumfahrern, die hier gelandet waren? Oder lauschte die Stadt in den Weltraum hinaus und analysierte die aufgefangenen Funksprüche?
Das Schaukeln schläferte ihn ein, der Sauerstoffmangel bewirkte den Rest.
Er wurde wieder bewußtlos.
Als er diesmal erwachte, geschah es in erster Linie deshalb, weil fast reiner Sauerstoff in seine Lungen strömte und seine Lebensgeister weckte. Er spürte, wie Kraft und Energie in ihn zurückkehrten. Er wartete noch einige Sekunden, ehe er die Augen aufschlug.
Er lag in einem breiten Bett, das viel bequemer war als sein Bett in der DOLDA. Über ihm war eine hohe Kuppeldecke, glatt und ohne Fenster oder Mobiliar. Das Licht kam aus dieser runden Wand, indirekt und mild. Es strahlte eine angenehme Wärme aus, wirkte also auch zugleich als Heizung.
Der Boden war mit einem pelzartigen Kunststoff bedeckt.
Balton Wyt stellte fest, daß man ihn inzwischen entkleidet hatte. Völlig nackt lag er auf den weißen Laken. Er fühlte sich kräftig genug, aufzustehen, aber noch blieb er liegen. In aller Ruhe nahm er das Neue in sich auf und versuchte, es zu begreifen.
Die Pflanzen hatten ihn in die Stadt gebracht, daran konnte kein Zweifel bestehen. Und der Roboter hatte ihnen dazu den Befehl erteilt.
Die Frage war: Wer gab dem Roboter Befehle?
Eine Tür öffnete sich. Er hatte sie vorher nicht bemerkt, denn fugenlos paßte sie sich der Wandwölbung an. Der Roboter betrat den Raum und blieb wenige
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