Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
automatisch an, es müsse bei allen anderen genauso sein.
Als er in den Seitengang einbog, der zu den Kabinen führte, kam ihm ein junger Offizier entgegen, den Balton vom Sehen her kannte. An den Namen allerdings konnte er sich nicht erinnern – kein Wunder, denn die MARCO POLO hatte achttausend Besatzungsmitglieder.
»Mr. Wyt«, sagte der Leutnant höflich, »würden Sie mir einige Fragen beantworten?«
Balton wunderte sich nicht, daß man ihn kannte. Er gehörte zum Korps der Mutanten und hielt sich selbst für eine recht wichtige Persönlichkeit. Er nickte gnädig und blieb stehen.
»Bitte, Leutnant, aber machen Sie es kurz. Ich habe zu tun.«
»Ich will Sie nicht aufhalten, aber sicherlich wissen Sie mehr als wir. Halten Sie mich nicht für unbescheiden oder neugierig, aber ich spreche gleichzeitig auch im Auftrag eines Teils der Mannschaft. Um es kurz zu machen: Wir treiben uns schon seit anderthalb Monaten in diesem Sektor des Schwarms herum – wie lange soll das noch dauern? Nichts geschieht, und wir setzen uns sogar der Gefahr einer Entdeckung aus, obwohl wir doch schon mehr als einmal die Gelegenheit hatten, den Schwarm zu verlassen. Warum geschieht das nicht?«
Balton Wyt betrachtete den Leutnant etwa so, wie eine Schlange ihre Beute fixieren würde, kurz bevor sie zum entscheidenden Stoß ansetzt. Natürlich kannte er Rhodans Absichten und Pläne wenigstens zum größten Teil und in groben Zügen, aber er wußte nicht, ob er darüber sprechen durfte. Auf der einen Seite hätte er nun diesem hoffnungsvollen jungen Mann gern mit seinem eigenen Wissen imponiert, auf der anderen Seite jedoch wollte er auf keinen Fall etwas Falsches tun.
»Wir warten«, sagte er offenherzig. »Das wissen Sie doch.«
»Richtig, wir warten auf die Rückkehr der Wabenschiffe. Aber kennen wir die Gewohnheiten der Fremden? Vielleicht müssen wir drei Jahre warten.«
Balton Wyt lehnte sich gegen die Korridorwand und verschränkte die Arme auf der Brust.
»Leutnant, es mangelt Ihnen offensichtlich an Vertrauen zur Schiffsführung. Halten Sie Rhodan für derart verbohrt, daß er drei Jahre untätig im Schwarm verweilen würde? Ich muß doch sehr bitten …«
»Ich habe absichtlich übertrieben, Mr. Wyt. Eigentlich wollte ich damit nur sagen, daß es vielleicht wichtigere Dinge zu tun gäbe. Wir aber sitzen hier und warten, bis man uns entdeckt. Und was dann los ist, können wir uns lebhaft vorstellen.«
»Was soll dann los sein?« Balton Wyt winkte verächtlich ab. »Wir verschwinden im Linearraum. So einfach ist das!«
»Und dafür warten wir so lange?« Der Leutnant schüttelte den Kopf. »Das können Sie mir nicht erzählen!«
»Habe ich aber«, meinte Balton Wyt und setzte sich in Bewegung. »Tut mir leid, mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Teilen Sie das Ihren Freunden mit. Sie werden täglich über Interkom über die Lage informiert, und wenn sich etwas Neues ergibt, werden Sie es rechtzeitig erfahren. Die Gebärflotte hat den Schwarm verlassen und drei geeignete Planeten gefunden, auf denen die Teilung erfolgte. Sie wird also bald zurückkehren, und eben darauf warten wir. Die MARCO POLO steht augenblicklich im Schutz einer blauen Riesensonne und kann nicht entdeckt werden.« Er nickte dem Leutnant freundlich zu. »Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Ich werde erwartet.«
Der Leutnant trat zur Seite und ließ ihn vorbei.
»Danke für das Gespräch«, sagte er automatisch. »Sie haben mich ein wenig beruhigt. Ich verstehe ja, daß Sie schweigen müssen …«
»Dann hätte ich überhaupt nichts gesagt«, belehrte ihn Balton mit höflichem Lächeln und marschierte davon, in Richtung von Guckys Kabine.
Der Leutnant verschwand in entgegengesetzter Richtung.
Als Balton vor der Kabinentür stehenblieb, öffnete sich diese zu seiner Überraschung ganz von selbst – und ehe er sich anmelden konnte. Zögernd trat er ein. Der Mausbiber lag, wie erwartet, angezogen auf seinem Bett und grinste ihm triumphierend entgegen.
»Nun komm schon rein und mach den Mund zu. Es zieht!«
Balton Wyt schluckte und trat in die Kabine. Hinter ihm schloß sich die Tür wieder.
»Du hast mal wieder gewußt, daß ich kam?« murrte Balton und setzte sich an den Tisch, Gucky gegenüber. »Spion!«
»Deine Gedanken waren so intensiv, daß sie kaum zu überhören waren – wenn ich mich mal so ausdrücken darf. Den armen Leutnant hast du ja schön eingeseift. Der weiß jetzt noch weniger als zuvor.«
»Das war der Sinn meiner
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