Silberband 071 - Das Erbe der Yulocs
verschwenderischer Vielfalt ausgestattet. Unter den Farben herrschten Weiß und ein fast orangefarbenes Gelb vor. Nicht weit innerhalb der Kuppelgrenzen ragte wie ein Monolith ein schneeweißer, schlanker Felsen in die Höhe. Auf der Kuppe des Felsens erblickte Gayt-Coor einen von hier aus winzig anmutenden Poynkorer, der nachdenklich in die Ferne zu starren schien.
Mit einem wissenden Lächeln wandte Gayt-Coor sich ab. Der kleine Poynkorer stand nicht von ungefähr dort oben. Er durfte ihm nicht allzuviel Aufmerksamkeit schenken. Der Petraczer wartete noch eine halbe Stunde, dann schritt er den Hügel hinab und kehrte auf einem anderen Pfad zum Eingang der Kuppel zurück. Ein unbestimmtes Gefühl schien ihm zu sagen, daß der Gegner endlich angebissen hatte.
Manchmal war Torytrae, der Jäger, seiner Sache nicht so ganz sicher. Wenn das Bewußtsein des Fremden wirklich im Körper des Petraczers Gayt-Coor steckte, wie kam es dann, daß die Echse sich jeden Tag mit schöner Regelmäßigkeit mindestens einmal ins Exotarium begab, um dort die petraczische Kuppel aufzusuchen und einen routinemäßigen Spaziergang mit Mahlzeit im Restaurant und Ruhepause auf der Kuppe des Hügels zu absolvieren? Der Fremde wußte, daß der Tuuhrt ihm auf der Spur war. Da er den Zusammenhang zwischen dem Jäger und Leggan-Legs Gruppe kannte, mußte er längst ahnen, daß Torytrae auch sein Versteck in Tekmahlschees Klinik kannte. Wollte er den Jäger durch die Regelmäßigkeit seines Gehabes herausfordern?
Jedesmal, wenn ihm solche Zweifel kamen, bewegte sich Torytrae in mühseliger Kleinarbeit noch einmal durch dieselben Gedankengänge, durch die er damals zu der Überzeugung gelangt war, daß das Bewußtsein des Fremden inzwischen in den Körper der Echse übergewechselt sein müsse. Er fand auch jetzt noch keinen Fehler an seinen Überlegungen. Folglich mußte er weiterhin von der Voraussetzung ausgehen, daß der Fremde in Gayt-Coor steckte.
Es mochte sein, daß der Echsenkörper unter der Leitung eines fremden Bewußtseins die Sehnsucht nach der Berührung mit der heimatlichen Umwelt noch stärker als sonst empfand. Daß die Besuche der Kuppel einfach eine Notwendigkeit waren, der sich der Fremde nicht entziehen konnte. Überdies galt es noch eines zu bedenken: Der Fremde, wie immer auch sein Name sein mochte, glaubte zu wissen, daß er mit seinem Überwechseln in Gayt-Coors Körper jedermann, einschließlich des Tuuhrt, getäuscht habe. Von seiner Warte aus gesehen, begab er sich also nicht in Gefahr, wenn er regelmäßig die petraczische Kuppel aufsuchte – denn niemand wußte, wie er glaubte, daß im Körper der Echse sich der Geist des Fremden verbarg, den der Tuuhrt suchte.
Leggan-Leg war es gelungen, insgesamt drei Petraczer aufzutreiben, mit denen er früher geschäftlich zu tun hatte und die für ein nicht unbescheidenes Entgelt bereit waren, für ihn zu arbeiten. Leggan-Legs Leute hatten außerdem die Peripherie der Klinik Tekmahlschees unauffällig umstellt, so daß Torytrae über das Woher und Wohin der Echse jeweils bestens informiert war. Durch die drei Petraczer hatte Torytrae erst von Gayt-Coors neuer Gewohnheit erfahren. Besuche von Yaanztronern in der petraczischen Kuppel waren zwar keine Seltenheit. Die Luft war atembar, nur die hohe Luftfeuchtigkeit war für den Durchschnitts-Yaanztroner schwer zu ertragen. Dennoch hatte Torytrae das Risiko gescheut, Gayt-Coor innerhalb der Kuppel durch Leute beschatten zu lassen, die dort eigentlich nichts zu suchen hatten. Die Möglichkeit, daß Gayt-Coor die Augen offenhielt und mißtrauisch wurde, wenn ihm einer von Leggan-Legs Petraczern das zweite- oder gar drittemal über den Weg lief, hielt er für weniger gefährlich.
Schon nach Gayt-Coors ersten beiden Besuchen hatte Torytrae den Plan für die letzte Phase dieses Unternehmens entworfen. Er würde die Echse entführen – an einen Ort, wo er eine Aussprache herbeiführen und sich dann für Tod oder Lebenlassen entscheiden konnte, ohne daß das Geheime Organ-Kommando ihm dreinzureden vermochte. Jetzt, nachdem Leggan-Leg ihm über Gayt-Coors dritten Besuch in der Kuppel berichtet hatte, wußte er sogar, an welchem Ort sich die entscheidende Phase abspielen würde. Der Petraczer hatte es bisher noch keinmal versäumt, sich im Automatenrestaurant eine Leckerei seiner Heimat einzuverleiben. Das Innere des Restaurants bot seinen Agenten mehr Möglichkeiten zu ungestörterem Arbeiten als die weithin sichtbare Hügelkuppe,
Weitere Kostenlose Bücher