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Silberband 073 - Schach der Finsternis

Titel: Silberband 073 - Schach der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Aber der Mann zeigte keine Reaktion.
    Die Plünderer waren schon sämtlich ausgeschaltet, da stand in der Mitte des Platzes, dicht neben dem Beutehaufen, noch immer Sabhadoor, der Rätselhafte, und weigerte sich beharrlich, von dem Geschehen ringsum beeindruckt zu sein. Schließlich schwiegen die Waffen. Die übrigen Männer mit ihren Messern und Knüppeln hatten nicht in Aktion zu treten brauchen. Die Überraschung hatte die Plünderer besiegt.
    Mikul trat auf den kleinen Platz hinaus. Er hegte keinen Groll gegen den hochgewachsenen Mann, der ihm lächelnd entgegensah. Er war an dem Raubzug durch den eingeschlossenen Stadtteil nicht beteiligt gewesen. Aber er hatte sich der Plünderer angenommen. An Wilameschs Stelle hatte er sie befehligt. Er durfte nicht entkommen. Auch er mußte den Behörden übergeben werden.
    »Deine Lage ist aussichtslos«, sagte Mikul. »Ergib dich!«
    Sabhadoor lächelte noch immer. »Deine Waffen können mir nichts anhaben«, erklärte er. »Wieso ist dann meine Lage aussichtslos?«
    Mikul wandte sich nach einem seiner Leute um und nahm ihm den Strahler ab. Er richtete die Mündung der gefährlichen Waffe auf den Fremden.
    »Die Nadeln können dir nichts anhaben«, gab er zu, »aber der Energiestrahl wird dir die Seele aus dem Leib brennen.«
    »Du hast recht«, antwortete der Fremde freundlich. »Die Nadeln sind mit lähmendem Gift getränkt und wirken nur über das Gehirn. Mein Gehirn aber ist von besonderer Art und kann derlei Gifte mühelos neutralisieren.« Während er sprach, war es Mikul, als würde seine Stimme immer mächtiger, als weite sich der Raum, in dem sie sich befanden, und als gebe es im ganzen Universum nur noch zwei Wesen: ihn selbst und den Fremden. Mit schmerzender Wucht trafen ihn Sabhadoors Worte: »Der Strahler dagegen könnte mich töten, da hast du recht. Aber du willst mich weder töten noch verletzen. Du hast nichts gegen mich. Du läßt mich gehen.«
    Er wandte sich um und ging. Und wahrhaftig: Mikul hatte keinen Einwand dagegen. Er stand einfach da und erlaubte es, daß der Fremde sich entfernte. Die Hand mit der Waffe war hinabgesunken. Unbehelligt verschwand Sabhadoor in dem Gang, der zum Hauptschacht führte.
    Verständnislos hatten Mikuls Mitkämpfer die kurze Szene verfolgt. Sabhadoors hypnotischer Bann wirkte nur auf Mikul. Aber die anderen zögerten zu handeln, solange es Mikul nicht befahl. Sabhadoor erreichte den Schacht und stieg in den Korb, mit dem vor wenigen Minuten sein Kundschafter herabgekommen war. Durch zwei kräftige Rucke am Seil setzte er den primitiven Aufzug in Bewegung und entschwand nach oben.
    Mikul erwachte wie aus tiefem Schlaf. »Warum hast du das getan?« schallte es ihm von allen Seiten entgegen. »Warum hast du ihn entkommen lassen?«
    Er fuhr sich über die Stirn. Er hatte nur eine schwache Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Minuten. Was war geschehen? Er hatte dem Fremden gegenübergestanden. Er hatte ihn festnehmen wollen. Der Fremde aber war entkommen. Mikul verstand mit einemmal, was geschehen war. Sabhadoor hatte ihn suggestiv beeinflußt. Er hatte ihn gezwungen, ihn entkommen zu lassen.
    Erst als der Aufzug bereits die Hälfte des Weges zurückgelegt und die Einschnürung in der Schachtmitte bereits passiert hatte, wagte Sabhadoor zu glauben, daß er noch einmal davongekommen sei. Der Angriff war zu überraschend gekommen. Er hatte gerade erst begonnen, mißtrauisch zu werden, da waren die Angreifer schon da. Er hatte zuviel Zeit darauf verwendet, Wilameschs Bande in den Griff zu bekommen, und zuwenig Aufmerksamkeit für die Gefahren übrig gehabt, die den Plünderern von den Geplünderten drohten.
    Aber er hatte es noch einmal geschafft. Er würde nicht bis an die Oberfläche vordringen. Dort wurde nach ihm gesucht, dessen war er gewiß. Er würde sich in einem der höher gelegenen Stadtteile versteckt halten, bis an der Oberwelt die Luft wieder rein war. Irgendwo würde er sich Proviant verschaffen. Das war eine neue Sorge, die ihm zweihunderttausend Jahre lang völlig fremd gewesen war. Der Körper, dessen er sich bediente, brauchte Nahrung, wenn er funktionieren sollte. Er mußte sie ihm beschaffen.
    Immer höher schwebte der Korb. Immer näher kam Sabhadoor der Freiheit. Er zog in Erwägung, den Aufzug schon vor dem Ziel anzuhalten und auf einer der tiefer gelegenen Etagen auszusteigen. Aber er verwarf den Gedanken wieder. Eines Tages mußte er doch zur Oberfläche hinauf. Je höher er fuhr, desto

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