Silberband 076 - Raumschiff Erde
der Weg zu Oberst Hetschic frei, und das Verhängnis konnte seinen Lauf nehmen, obwohl Dr. Ammun seine Anhänger aufforderte: »Ich wünsche keine weitere Gewaltanwendung mehr. Wir sind keine Wilden, die alles kurz und klein schlagen wollen. Das Recht ist auf unserer Seite. Unsere stärkste Waffe sind Argumente. Wenn der Oberst nur einen Funken von Menschlichkeit hat, dann wird er auf unserer Seite sein.«
27.
»Es war ein Fehler, Dr. Ammun mit Waffengewalt aufhalten zu wollen«, meinte der Psychologe Dr. Arphanio Gent. »Das hat Sie einige Sympathien gekostet.«
»Verdammt!« fluchte Oberst Hetschic. »Ich bin der Kommandant dieses Stützpunkts und bei der Ausübung meiner Befehlsgewalt nicht auf Sympathien angewiesen.«
»Befehl und Gewalt – darauf zu pochen ist in dieser Situation nicht das Klügste«, erwiderte der Psychologe. »Ich würde auch raten, den Männern nicht mit dem Kriegsgericht zu drohen. Sie wurden von Ammun verführt und handeln in dem Glauben, für eine gute Sache einzutreten. Es handelt sich dabei nicht um ein militärisches Problem, sondern um ein psychologisches. Und so sollten Sie es auch zu lösen versuchen – mit Psychologie.«
Oberst Hetschic wandte sich von Dr. Gent ab und stapfte davon. Er wußte, daß der Psychologe bis zu einem gewissen Grad recht hatte. Das ungewisse Schicksal der Menschheit war einfach zuviel für die Besatzung. Und in dieser Situation bot sich den Männern und Frauen der Basis Potari-Pano eine winzige Gelegenheit, dieser in die Enge getriebenen Menschheit zu helfen. Allerdings stimmten die Voraussetzungen nicht, von denen sie ausgingen, denn sie hielten sich für klüger als Perry Rhodan und die gesamte solare Führungsspitze. Sie vertrauten eher einem Wahnsinnigen als dem Großadministrator, der die Menschheit bisher durch viele Jahrhunderte sicher gelenkt hatte.
Man mußte diesen Irregeleiteten ihre Fehler aufzeigen, sie mit vernünftigen Argumenten auf den richtigen Weg zurückbringen. Insofern hatte der Psychologe recht.
»Ich werde Dr. Ammun und eine Delegation seiner Anhänger empfangen«, sagte Oberst Hetschic.
Es war ihm nicht leichtgefallen, sich zu diesem Entschluß durchzuringen. Aber nachdem er es getan hatte, fühlte er sich besser. Er konnte sich nun wieder seinen Aufgaben widmen.
Die CETUS hatte den dritten Mond des zweiten Planeten erreicht und steuerte den getarnten Raumhafen auf der Oberfläche an. Per Funk wurden Positionsdaten und Koordinaten ausgetauscht, bis die CETUS in den Bereich der Traktorstrahlen gelangte und sicher in einen der als Krater getarnten Landeschächte geholt wurde.
Inzwischen wurden die Konservierungsroboter aus den Lagerräumen der subplanetaren Anlagen von Basis Potari-Pano geholt. Oberst Hetschic überwachte ihren Transport auf den Bildschirmen. Die sogenannten Teillaster waren eigenwillige Spezialkonstruktionen. Es waren nicht Roboter im herkömmlichen Sinn, sondern gepanzerte, mobile Speicher. Sie besaßen keine Waffensysteme, auch nicht solche defensiver Natur. Sie waren also nicht fähig, sich auf irgendeine Weise selbst zu schützen.
Deshalb hatte ihnen Oberst Hetschic eine Eskorte bewaffneter USO-Spezialisten zugeteilt. Er wollte die Teillaster so schnell wie möglich an Bord der CETUS bringen. Erst dann würde er wieder ruhiger schlafen können.
Die Konservierungsroboter wurden zu jeweils hundert Stück durch einen Lastenschacht in die oberen Regionen gebracht und in Höhe der Kommandozentrale in einem Hangar gesammelt. Der Transport ging schnell vor sich, und bald befanden sich sämtliche 3 . 763 Konservierungsroboter in dem Hangar, der nur durch einen fünfzig Meter langen Korridor von der Kommandozentrale getrennt war.
Von dort führte ein direkter Lastenlift in den Hangar, in dem die CETUS gelandet war. Oberst Hetschic wollte keine unnötige Zeit verlieren, und deshalb hatte er eine Einladung von Major Torkint, zu einem Galadiner an Bord seines Schiffes zu kommen, abgeschlagen. Den Grund dafür wagte er allerdings nicht zu nennen, selbst auf die Gefahr hin, als unhöflich zu gelten.
Oberst Hetschic wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Leiter der Funkzentrale, Hauptmann Artov Koris, zu ihm trat. »Dr. Ammun ist eingetroffen«, meldete er. »Er wartet mit seinen Anhängern im Konferenzraum neben der Zentrale.«
»Lassen Sie ihn warten!« sagte Oberst Hetschic barsch. »Ich möchte zuerst noch die Teillaster an Bord der CETUS bringen.«
»Das wird nicht zu machen sein, Sir«, meinte
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