Silberband 076 - Raumschiff Erde
es nie für möglich gehalten, daß sich USO-Spezialisten so leicht von einer Hysterie anstecken lassen konnten. Zugegeben, auf Basis Potari-Pano herrschten besondere Umstände, aber das war keine Entschuldigung.
Hetschic versuchte sich auf einen Arm zu stützen, doch dieser war noch gefühllos und knickte unter seinem Körpergewicht zusammen. Er war zwar bei Besinnung, konnte aber seine Glieder kaum bewegen. Er wandte unter Schmerzen den Kopf und stellte fest, daß er in dem an die Kommandozentrale angrenzenden Konferenzraum eingeschlossen war , in dem er Dr. Ammun hatte empfangen wollen. Aber der Hyperphysiker war ihm zuvorgekommen.
Wer hätte auch ahnen können, daß Dr. Ammun vor gar nichts zurückschreckte? Nicht einmal ein so hervorragender Psychologe wie Dr. Gent hatte das für möglich gehalten. Dr. Ammun mußte den Verstand verloren haben.
Oberst Hetschic schätzte, daß zusammen mit ihm noch an die fünfzig Männer in dem Konferenzsaal eingeschlossen waren. Keiner von ihnen bewegte sich. Bei ihnen wirkte die Paralyse noch, weil keiner von ihnen die körperliche Konstitution eines Epsalers besaß. Hetschic erblickte Dr. Gent, auf dessen Beinen ein Techniker in verrenkter Haltung lag; dann sah er Hauptmann Koris, halb unter den Körpern anderer Paralysierter begraben. Wenigstens hatte er sich in diesen beiden nicht getäuscht. Aber das war nur ein schwacher Trost, denn Dr. Ammun würde nun sein Vorhaben wahr machen können.
Hatte dieser Wahnsinnige nicht angedeutet, daß er nicht einmal davor zurückschrecken würde, die 3 . 763 Teillaster zu vernichten? Wenn er diese Drohung wahr machte, bedeutete das eine unermeßliche Katastrophe, das gesamte Wissen der Menschheit wäre ein für allemal verloren.
Hetschic nahm all seine Willenskraft zusammen, um gegen die Paralyse anzukämpfen. Aber das war eine langwierige Prozedur. Nach einer Weile konnte er den rechten Arm etwas bewegen, und der linke war so weit wieder in Ordnung, daß er sich für kurze Zeit darauf stützen konnte. Doch das war für sein Vorhaben nicht genug. Er versuchte mit den Händen Greifbewegungen zu machen; seine Finger zuckten leicht, ließen sich jedoch noch nicht abwinkeln. Wenn er nur wenigstens seine Hände unter Kontrolle bringen konnte!
Bevor er das Kommando über Potari-Pano übernommen hatte, war er selbst ein USO-Spezialist im Einsatz gewesen. Aus dieser Zeit stammte ein Mikrosender, der ihm in die Unterschenkelmuskulatur des rechten Beines eingepflanzt worden war. Dieser Sender hatte ihm früher oft wertvolle Dienste geleistet. Er hatte damit Roboter und automatische Waffen durch Fernlenkung einsetzen können, was vor allem in Gefangenschaft von Vorteil gewesen war. Mehrmals hatte ihm der Sender das Leben gerettet.
Als er diesen Posten übernommen hatte, bot man ihm an, den Sender wieder aus seinem Bein herauszuoperieren. Doch Hetschic lehnte das ab und verlangte vielmehr, daß man den Sender modifiziere und besonders justiere. Daraufhin wurde der Sender auf die besonderen Sicherheitsanlagen der Basis Potari-Pano und auf die bisher kaum noch zum Einsatz gekommenen Kampfroboter eingestellt.
Der Miniatursender verfügte über eine Ausgangsleistung von zwei Dutzend Impulskanälen. Was bedeutete, daß Hetschic die Möglichkeit hatte, außer einem Generalalarm für die nur ihm bekannten Sicherheitsanlagen noch weitere 23 Schaltvorgänge durch Fernbedienung zu steuern.
Aber zuerst mußte er seine Arme und seine Finger bewegen können! Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es endlich soweit war. Hetschic stützte sich auf die Linke und zog mit der Rechten sein Bein mit dem eingepflanzten Sender so weit an sich heran, bis er an das Knie greifen konnte. Dann holte er das Vibratormesser heraus und schlitzte das Hosenbein über dem Unterschenkel auf.
Seine Hand war so kraftlos, daß er sich auch die Haut aufritzte. Da das Bein jedoch gefühllos war, verspürte er keinen Schmerz. Und zum Glück verletzte die Klinge nicht den Sender.
Endlich kam er an den Sender heran!
Er wußte, daß er schnell handeln mußte, um die Teillaster zu retten – falls Dr. Ammun sie nicht schon zerstört hatte. Von der Besatzung der CETUS durfte Oberst Hetschic keine Hilfe erwarten, denn sicherlich hatten die Techniker unter Ammuns Anhängern schon längst alle Zugänge zur Basis Potari-Pano hermetisch abgeriegelt.
Zuerst aktivierte Hetschic die nur ihm bekannten Sicherheitsanlagen des Stützpunkts. Das würde die Hauptschaltzentrale praktisch
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