Silberband 076 - Raumschiff Erde
Licht war jedoch so grell, daß es seine Hände durchsichtig zu machen schien. Callibso verdunkelte die Hülle.
»Wir haben unser Ziel erreicht«, sagte er zu Skopein. »Im Schnittpunkt über diesen drei Sonnen befindet sich die Station, von der ich gesprochen habe. Du wirst es nicht verstehen, aber es handelt sich um die Schaltstation eines Sonnentransmitters. Sie ist verlassen, so daß wir ohne jede Gefahr in sie eindringen können. Das Volk, das diese Station einmal gebaut hat, existiert nicht mehr, seine Nachkommen sind überall in dieser Galaxis verstreut und haben bisher noch nicht wieder den zivilisatorischen Stand ihrer Vorfahren erreicht.«
»Ich will hier nicht leben«, klagte Skopein. »Ich spüre diese drei Sonnen. Sie werden mich töten.«
Callibso erinnerte sich an das Psi-Organ, das dieses Wesen besaß. Skopeins Psi-Organ war auf die heimatliche Sonne ausgerichtet gewesen. Nun wurde es von drei gravitationsstarken Riesensonnen beeinflußt. Callibso fragte sich ernsthaft, ob er den Barbaren zurückbringen sollte.
Er entschied sich dagegen. Skopein war bereits verdorben. Er hätte sich in seiner Heimat nicht mehr zurechtgefunden.
Hoch über den drei Sonnen schwebte die diskusförmige Station, die zur neuen Heimat Skopeins werden sollte. Callibso steuerte die Energiehülle darauf zu und legte an.
»Wir sind angelangt«, informierte er Skopein. »Ich werde die molekulare Struktur der äußeren Hülle verändern, damit wir in die Station eindringen können.«
Er holte eines seiner Instrumente aus dem Zylinder und preßte es gegen die silberne Hülle. Skopein beobachtete, daß ein schlauchförmiger Tunnel entstand, der in einen anderen Raum hinüberführte. Auf der anderen Seite war es dunkel. Wie alle Kamichen fürchtete auch Skopein die Dunkelheit. Er fuhr zurück und machte Gesten des Widerwillens und der Furcht.
Callibso betrachtete ihn nachdenklich. »Was erschreckt dich so, mein Freund? An die fremdartige Umgebung hast du dich längst gewöhnt, das kann es nicht sein. Natürlich – es ist die Dunkelheit.«
Er ging zu Skopein und ergriff ihn am Arm. Sanft zog er den Widerstrebenden mit sich. »Wir werden den Zustand der Dunkelheit ändern, sobald wir drüben auf der anderen Seite sind«, versprach er Skopein.
Zögernd betrat Skopein den Tunnel. Unwillkürlich erinnerte er sich an die Zeit unter dem Schnee. Er blickte sehnsüchtig in die erhellte Energiehülle zurück. Der Raum, den sie jetzt betraten, war dunkel. Skopein nahm einen fremdartigen Geruch wahr und gab einen drohenden Laut von sich.
»Ruhig!« sagte Callibso besänftigend. »Nur ruhig, mein Freund. Es ist niemand hier. Was du spürst, sind die Maschinen und Instrumente, mit denen dieser Raum vollgestopft ist. Von hier aus wurde der Sonnentransmitter einst geschaltet.«
»Feinde!« rief Skopein. »Feinde sind hier!«
Callibso schüttelte unwillkürlich den Kopf. Er hätte jedes lebende Wesen sofort lokalisiert, aber da war niemand. Der Barbar ließ sich von der fremdartigen Atmosphäre verunsichern. Callibso brachte mehrere Luftmoleküle zum Leuchten. Im Innern der Station wurde es hell. Skopein drehte sich ein paarmal um die eigene Achse, aber er konnte niemand entdecken.
»Wie ich schon sagte, ist diese Station völlig verlassen. Du brauchst keine Angst zu haben, mein Freund.«
Skopein schien nicht überzeugt zu sein. Er gab seine wachsame Haltung nicht auf.
»Es hat wenig Sinn, dir die Funktion der einzelnen Instrumente und Maschinen zu erklären«, meinte Callibso. »Du würdest es nicht verstehen. Es ist besser, wenn du hier überhaupt nichts anrührst. Wir werden für dich einen Aufenthaltsraum finden, der angenehmer ist. Danach lösen wir das Problem der Nahrungsversorgung.« Er verschwieg, daß noch wichtigere Aufgaben gelöst werden mußten. Die Präparierung des Wilden als Wächter würde dabei am schwierigsten sein.
Callibso führte Skopein ein paarmal durch die gesamte Station. Er wußte, daß dem Barbaren die neue Heimat vertraut wurde. Von Anfang an mußte dafür gesorgt werden, daß bestimmte Räume nicht tabuisiert wurden.
Von dieser Station aus konnte Skopein später einmal einen Bereich von mehreren tausend Lichtjahren überwachen. Es war schwer vorstellbar daß ausgerechnet in diesem Gebiet eine Spur zu finden war, aber Callibso wollte nichts unversucht lassen. Überall im Kosmos würde er seine Sucher einsetzen.
Sobald das Wachsystem im geplanten Umfang fertiggestellt war, wollte Callibso sich selbst
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