Silberband 078 - Suche nach der Erde
Kuppel der Space-Jet. »Brester, hören Sie mich?«
Tenhaven grinste hinter seiner Helmscheibe und antwortete: »Als ob Sie neben mir stehen würden, Doktor. Was gibt es?«
»Hören Sie«, sagte Esto. »Wir haben ununterbrochen mit den schweren Geräten die Umgebung abgesucht. Nirgendwo Energieabgabe, keine Echos, kein Licht und überhaupt kein Hinweis auf eine größere technische Anlage. Auch Atlan ist sicher, dass es sich hier nicht um den Planeten handelt, auf dem die Schaltanlage stand oder noch steht.«
Irritiert fragte Brester zurück: »Heißt das, dass wir aufhören und zurückkommen sollen?«
Atlan schaltete sich ein und sagte ruhig: »Nein. Das sollte es nicht heißen. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie nicht gerade pedantisch genau zu suchen brauchen. Wir haben wenig Hoffnung, etwas zu finden.«
»Wir verstehen«, antwortete Brester. »Mit diesem Turm sind wir ohnehin in wenigen Minuten fertig.«
Die beiden Oxtorner kamen zurück. Da offensichtlich keine Gefahr drohte, gingen sie zu dritt in die unteren Geschosse des Bauwerks. Hier erwartete sie weiterer Verfall – und der Schlamm. Er hatte von diesem Gebäude Besitz ergriffen. Sie sahen es, als sie den dritten Raum unterhalb des Einstiegs betraten.
Bevor sie das unterste Geschoss verließen, sahen sie sich ein letztes Mal um. Als der Blick Brester Tenhavens auf den Boden fiel, fühlte er zum ersten Mal auf diesem Planeten echte, kreatürliche Angst.
Bisher hatten sie sich im Schutz ihrer Anzüge und Waffen sicher gefühlt. Alle diese bleichhäutigen oder schwarzen Tiere waren, auch in großer Zahl, nicht in der Lage, diese dicke Isolierschicht zwischen der Wirklichkeit und dem Empfinden der Menschen zu durchdringen. Es ekelte die Männer nicht, wenn ein Skorpion vier Zentimeter vor ihren Augen auf der dicken Helmscheibe herumkletterte – er befand sich in einer anderen Welt. Und eine Handbewegung genügte – die Hände steckten in dicken, geschmeidigen Handschuhen –, um ihn abzustreifen. Aber hier war die echte Bedrohung.
Der Schlamm, der Morast, dieses Gemenge aus Schwärze, Erde, faulenden Pflanzen und Wasser. Es war wie dickflüssiges Öl oder Sirup. Langsam, aber mit einer furchtbaren Beharrlichkeit sickerte es durch die feinsten Öffnungen. Der zähe Schleim des schwarzbraunen Morasts schillerte Blasen werfend auf dem Boden des runden Raums. Der Turm lag schief und bildete mit seiner senkrechten Achse einen Winkel von mehr als zehn Grad.
Powlor Ortokur hob die Hand und deutete zum Ausstieg. »Was dieses Gebäude betrifft – totale Fehlanzeige!«
»Einverstanden«, sagte der Major mit rauer Stimme. »Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich in diesen Planeten verliebt bin.«
Neryman Tulocky lachte und versicherte grimmig, während sie aus der Höhlung des Raums hinauskletterten: »Ich kann's verstehen. Sehen wir dort in dem lang gestreckten Haus nach. Es scheint ein ehemaliges Wohngebäude zu sein.«
Der Keller hier wirkte wie eine Gruft, wie ein Gefängnis. Die Männer gingen die Treppen hoch, schalteten ihre Anzüge ein und schwebten das letzte Stück. Als sie sich auf dem bröckelnden Steg befanden, wusste Tenhaven, dass es für ihn wie eine Flucht gewesen war. Die Dämmerung unter den tief hängenden Wolken war geradezu eine Erlösung.
»In Ordnung«, sagte er leise. »Bringen wir es hinter uns.«
Sie ahnten noch nicht, dass sie auf dem geraden Weg in eines der Geheimnisse des Planeten waren, als sie sich, sorgfältig sichernd, in die Luft schwangen und auf das halb versunkene, etwa hundert Meter lange Bauwerk zuglitten, das rund einen Kilometer von dem Rest des Turms entfernt war. Als sie fünfzig Meter vor dem runden Einstieg waren, lösten sich vierzig Quadratmeter Decke eines Raums und krachten herunter. Sie zerschmetterten Käfer und Insekten, begruben die Vegetation und die Tiere, die in den Ranken hausten, unter sich.
Sie landeten nacheinander auf einer Art Terrasse. Sich gegenseitig nur mit knappen Gesten und kurzen Sätzen verständigend, drangen sie vor. Der Pilot stand in der Mitte, die beiden Oxtorner gingen langsam nach links und nach rechts. Über die Brüstung hatten sich tonnenschwere Gewächse gewunden, die in dicken Bündeln nach unten hingen. Tenhaven scharrte mit dem Fuß und legte unter der dicken Schicht von Schlamm und Moos die leuchtenden Farben eines Mosaikfußbodens frei. Kopfschüttelnd ging er weiter und näherte sich dem Eingang.
Drei Meter über ihnen war das vorspringende Dach, das sie
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