Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
Moment straffte sich das Seil, dann stieg der Ballon schnell nach oben.
»Im Schacht herrscht ein leichter Überdruck«, erklärte Anson Argyris. »Dadurch steigt der Ballon schneller. Wir müssen immerhin einen Höhenunterschied von zweitausend Metern überwinden. Lassen Sie bitte nicht los, Roctin-Par.«
Der Lare warf einen Blick nach unten und presste unwillkürlich die Lippen zusammen, als er sah, dass der Boden der Halle, auf dem er eben noch gestanden hatte, zur Größe einer Solarmünze zusammengeschrumpft war.
Nach einiger Zeit klappten unter dem Ballon zwei Metallplatten herunter. Sie bildeten eine Plattform, in deren Mitte eine Öffnung ausgespart blieb, die gerade groß genug war, um die beiden Personen passieren zu lassen.
Anson Argyris und Roctin-Par glitten durch das Loch, schwangen leicht vorwärts und bekamen wieder festen Boden unter die Füße. Über ihnen hing der Ballon.
»Gehen wir!«, sagte der Freifahrerkaiser. Wieder ging er voran und führte seinen Besucher eine Wendeltreppe empor, die in einem verfallenen Gebäude mündete. »Ein alter Parkpavillon«, erklärte Argyris.
Sie kletterten über Schutt und Gerümpel und zwängten sich durch eine schief in rostigen Angeln hängende Tür, die noch aus dem präkosmischen Zeitalter zu stammen schien.
»Nostalgie«, sagte Argyris. »Roi Danton hatte eine Vorliebe für uralte Antiquitäten. Quand serait de retour!«
Roctin-Par hatte den letzten Satz nicht verstanden, aber er vergaß, nach seinem Sinn zu fragen, als er vollends ins Freie kam und sich unvermittelt mit dem Anblick der schwarzen Pyramide konfrontiert sah, die aus der verwilderten Parklandschaft aufragte.
»Da wären wir!«, stellte Anson Argyris nüchtern fest.
Der Militärbefehlshaber der larischen Flotte des Sektors Boscyks Stern schaltete sein Armbandvisiphon ein und erteilte den Befehl, Loki ins Konferenzzimmer zu bringen.
Danach blickte er die Offiziere seines Stabs frohlockend an. »Ich habe Ihnen eine Überraschung versprochen«, verkündete er, als ein Soldat eintrat und Loki an einer Kette hinter sich herzog. »Das ist sie, ein Lebewesen, das aus den modifizierten Zellen eines Okrills hergestellt wurde und das ganz erstaunliche Fähigkeiten besitzt.«
»Es sieht unscheinbar aus«, sagte Halpa-Toos, Kratos-Pyrs Stellvertreter.
Kratos-Pyr ließ sich seinen Unmut nicht anmerken. Er verdächtigte seinen Stellvertreter schon lange, dass er gegen ihn intrigierte, um seine Stellung einnehmen zu können. Die abwertende Bemerkung war nur ein weiteres Glied in der Kette aus Verdachtsmomenten.
»Lokis unscheinbares Äußeres war beabsichtigt«, log er. »Es soll bewirken, dass seine Fähigkeiten unterschätzt werden, und wie Sie uns bewiesen haben, Halpa-Toos, ist das gelungen.«
Er freute sich über das ärgerliche Gesicht, das sein Stellvertreter machte. Der Hieb hatte gesessen.
»Worin bestehen diese Fähigkeiten?«, fragte ein Offizier des Psychotaktischen Kommandos.
»Loki vermag autonome Fallensysteme weit besser aufzuspüren als mechanische Geräte«, erklärte der Befehlshaber. »Er weicht ihnen in jedem Fall folgerichtig aus, aber nicht, indem er sich zurückzieht, sondern indem er sie umgeht. Außerdem ist er in der Lage, die Identität einer bestimmten Person trotz wechselnder perfekter Masken festzustellen.«
Er hob seine Stimme. »Ich spreche von der Identität des Freifahrerkaisers Anson Argyris. Argyris hat uns in der Vergangenheit schweren Schaden zugefügt. Dennoch ist es den von Halpa-Toos befehligten Suchkommandos nicht gelungen, einen Eingang in sein subplanetarisches Reich zu finden, geschweige denn ihn selbst aufzuspüren und unschädlich zu machen.«
»Weil Sie mir nicht unbegrenzte Vollmachten gegeben haben!«, protestierte sein Stellvertreter. »Argyris hätte sich selbst gestellt, wenn wir ihm damit gedroht hätten, stündlich zehntausend Freifahrer zu töten, bis er sich in unserer Gewalt befindet.«
»Es zeugt von Einfallslosigkeit, Erfolge mit den brutalen Methoden von Barbaren erzwingen zu wollen!«, entgegnete Kratos-Pyr scharf. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus, als er fortfuhr: »Wir Laren sind Vertreter einer Zivilisation, deren technischer und wissenschaftlicher Standard weit über dem der Völker dieser Milchstraße steht. Was sollen diese Völker von uns halten, wenn wir uns Methoden bedienen, die sogar von ihnen verachtet werden? Nein, wir können unsere geistige Überlegenheit nur beweisen, wenn wir einen so gerissenen Gegner wie
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