Silberband 081 - Aphilie
»Wahrscheinlich sind wieder immune Roboter aufgetaucht.«
Bull hatte sich aufgerichtet. Er fragte sich, was diese unerwartete Veränderung der Situation bedeuten konnte. Steckte Breslauer dahinter? War der Spezialroboter noch in Freiheit und unternahm einen neuen Versuch, ihn, Bull, zu retten?
Der Leitende Arzt sagte: »Machen Sie weiter, bis wir Informationen von der Regierung haben. Bedauerlicherweise wurde auch der Funkkontakt zwischen den einzelnen Zentralen unterbrochen.«
Reginald Bull hörte aufmerksam zu. Er wusste nicht, was diese Entwicklung zu bedeuten hatte, aber er wollte sie aufmerksam verfolgen.
Bei der SolAb hatte die Blockierung der Zentralen weitaus größere Hektik ausgelöst als im medizinischen Bereich von Imperium-Alpha. Da alle Regierungsmitglieder, die den Kode für solche Maßnahmen kannten, verpflichtet waren, eine so einschneidende Aktion vorher bei der Solaren Abwehr anzumelden, wusste Gatholtiden sofort, dass kein Minister für den Alarm und die damit verbundenen Absperrungen verantwortlich war. Entweder gab es in Imperium-Alpha einen positronischen Fehler, oder Bull hatte vor seiner Gefangennahme eine Sonderschaltung auslösen können.
Gatholtiden bekam keine Verbindung zu anderen Stationen. Auch jeder Kontakt zu den Robotern der SolAb, zu den Abwehreinrichtungen, den Transmittern und Energiesperren war unterbrochen worden. Die Zentrale der Abwehr war nicht mehr als eine Zelle in Imperium-Alpha.
Bei bestimmten Notfällen war diese Art von Autarkie wünschenswert, aber jetzt ergab sie keinen Sinn.
»Wie viele Kampfroboter befinden sich hier in der Zentrale?«, fragte der Stellvertretende SolAb-Chef einen Mitarbeiter.
»Dreiundsiebzig, Sir!«
»Wir brechen aus!«, ordnete Gatholtiden an. »Draußen geht etwas vor, was sich unserer Kontrolle entzieht.«
Die Roboter wurden an einer Stelle zusammengezogen. Noch immer wartete Gatholtiden auf eine Nachricht, auf ein Signal aus einer anderen Zentrale.
Außerhalb der Zentralen war die Verwirrung noch größer. Roboter und zentral gesteuerte Maschinen waren plötzlich von ihren Nervenzentren abgeschnitten. Die Aphiliker, die sich nicht in den Zentralen aufhielten, hörten den Alarm, konnte aber nicht rückfragen. Die Menschen wussten nicht, was geschehen war. Unruhe brach aus.
Auf dem Weg zur medizinischen Zentrale trafen Danton und Crelty immer wieder auf ratlose Aphiliker. Niemand wusste, wie er sich verhalten sollte. Inmitten der verwirrten Menschen fielen die beiden nicht auf. In der Nähe der medizinischen Zentrale stießen Roi und der Outsider auf eine Gruppe immuner Roboter. Breslauer hatte sie gerufen, nachdem die Sonderschaltung wirksam geworden war.
Wie jeder, der den Kode kannte, besaß auch Danton die Möglichkeit, ungehindert zwischen den Zentralen zu verkehren. Crelty und er hatten sich in einem Magazin mit Waffen und einem Impulssender ausgerüstet. Roi führte Crelty und die Roboter zur medizinischen Station. Sie erreichten ihr Ziel unangefochten.
Roi und die Roboter drangen durch eine Strukturlücke in die Zentrale ein. Er wurde dabei nicht beobachtet und, als er den ersten Ärzten begegnete, nicht einmal aufgehalten. Wahrscheinlich hielten sie ihn für einen Patienten, der von Robotern eingeliefert wurde.
Koscharp hatte die Befragung seines Patienten fortgesetzt, aber er konnte eine gewisse Nervosität nicht verbergen. Die Sperre bestand weiterhin. Plötzlich erschienen mehrere Roboter. Sie hatten einen alten Mann zwischen sich, der Bulls ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Dieser Mann kam ihm sofort bekannt vor.
»Was soll das?«, rief Koscharp ärgerlich. Er winkte seinen Mitarbeitern zu. »Schafft die Roboter und den Kerl wieder hinaus! Wir wollen nicht gestört werden.«
Der alte Mann zog eine Waffe aus seinem Umhang und richtete sie auf den Chefpsychologen.
»Alarm!«, schrie Koscharp unter Missachtung der eigenen Sicherheit. »Ein Überfall!«
Er wurde von einem Schuss aus dem Paralysator getroffen und stürzte zu Boden. Seine Mitarbeiter wagten nicht, sich zu bewegen. Die Roboter kamen an den Untersuchungstisch und erlösten Bull von seinen Fesseln.
»Hallo, Dicker!«, rief der alte Mann Bull zu.
Diese Stimme!, dachte Reginald Bull ungläubig. Er richtete sich auf.
»Vierzig Jahre sind eine lange Zeit«, sagte der Eindringling. »Aber ich hatte die Hoffnung nie aufgegeben.«
»Michael?«, sagte Bull zögernd.
»Aber, aber, Monsieur!«, erwiderte Roi gespreizt. »Sie werden doch nicht vergessen
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