Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
dieses Problem nicht mehr akut war. Das Gesicht des Arkoniden war seltsam fahl. Er wirkte wie ein Mann, der eben ein schreckliches Erlebnis gehabt hatte.
»Ich stehe zu meiner Entscheidung, Kerson«, sagte der Erste Offizier bedrückt, »aber ich weiß dennoch nicht, ob alles richtig war, was wir getan haben.«
Das Schiff raste noch durch den Linearraum. In kurzer Zeit würden sie in den Normalraum zurückfallen und mit der Suche nach einem Schiff der Laren oder Überschweren beginnen. Die Sternkarten wiesen diese Region der Galaxis als sonnenarme Zone aus.
»Wollen Sie etwa umkehren?«, fragte Paarunoc spitz. Wieder bildete sich in seinem Magen jener harte Klumpen. Andererseits war er sich bewusst, den Weg der Rettung eingeschlagen zu haben.
»Nein, natürlich nicht! Aber ich bin unsicher. Nicht, was unsere Rettung anbetrifft, sondern Tekeners Argumente wegen.«
»Wir fliegen weiter!«, bestimmte Paarunoc. »Vierzig terranische Minuten sind schon vergangen, und nichts ist bisher geschehen. Atlan wird uns nicht finden.«
Minutenlang herrschte Schweigen. Jeder fühlte sich irgendwie beobachtet. Es war nicht das Bewusstsein der Schuld – sie hatten kein Schuldgefühl. Sie hatten ihrem Volk den besten Dienst erwiesen, denn sie retteten durch den Verrat, wie Tekener ihren Entschluss genannt hatte, ihre eigenen Welten.
Trotzdem wuchs ihre Unruhe. Sie fühlten sich von unsichtbaren Augen beobachtet.
»Haben Sie auch dieses … Gefühl, diesen Verdacht?«, wandte sich der Funker an Paarunoc.
»Welches Gefühl?«, schnappte Kerson.
»Wir … ich … es ist, als ob jemand in unserem Schiff ist und uns beobachtet. Ein terranischer Spion. Ein Lebewesen oder eine Maschine.«
»Sie sind krank, Mon!«, sagte Kerson scharf. »Nehmen Sie sich zusammen. Kein Terraner konnte unser Schiff präparieren.«
»Das meine ich nicht!«
»Sondern?«
»Es ist … ein Gefühl. Als ob ein Unsichtbarer bei uns wäre!«
Paarunoc deutete auf den Schirm. Das Schiff hatte soeben den Rücksturz in den Normalraum vollzogen. »Wollen Sie mit einem Beiboot zurückfliegen, Mon?«
»Nein, natürlich nicht. Ich bleibe. Aber die Angst bleibt auch im Schiff. Und bei Ihnen ebenso; ich sehe es Ihrem Gesicht an, Kerson.«
Alle anderen schwiegen. Sie schienen die Instrumente zu beobachten, aber sie sahen Kerson Paarunocs starres Gesicht und die leichenblassen Züge Mons. Und in dieses angespannte Schweigen hinein gellte der Schrei des Mannes an der Nahortung.
»Achtung! Vor uns! Seht auf die Schirme!«
Während das Schiff mit annähernd Lichtgeschwindigkeit durch den Raum raste, hatten sie nur kurz in der Aufmerksamkeit nachgelassen. Auf den Vorausschirmen zeichnete sich ein gigantischer Schatten ab. Riesengroß, kugelförmig, undeutlich kam er ihnen entgegen.
Innerhalb von Sekunden, in denen der Pilot verzweifelt versuchte, das Schiff aus dem Kollisionskurs zu bringen, begriff Paarunoc. Die Kugel vor ihnen wurde größer und größer, aber sie wurde nicht deutlicher, sondern blieb ein Schatten.
»Das … das ist ein Raumschiff!«, keuchte Kerson. Hinter ihm gurgelte jemand halb erstickt: »Ein Schiff der Laren! Funker!«
»Das ist kein Lare!«
Weiterhin Gegenschub und Kurskorrektur. Alles geschah völlig geräuschlos. Dann hüllte eine Feuerflut das Schiff der Antis ein, furchtbare Detonationen ließen für kurze Zeit eine kleine, stechend weiße Sonne erscheinen.
Der riesige Schatten raste mit unverminderter Geschwindigkeit durch den zerstäubenden Nebel und verschwand ebenso unvermittelt, wie er aufgetaucht war.
Die Planung von Jahrzehnten – innerhalb von wenigen Minuten zum Scheitern verurteilt … Ronald Tekener weigerte sich, das Versagen aller anzuerkennen. Was bedeutete schon ein Haluter allein gegen die Kriegsmaschinerie der Laren und des Konzils? Und der Anti Paarunoc war nur noch ein Rädchen von vielen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Laren sein Schiff vernichteten, bevor er die Konferenz verraten konnte, war sehr klein.
Tekener starrte sein Armbandchronometer an, als wolle er die Zeit anhalten. Zugleich dachte er an Altorana und den bevorstehenden Misserfolg.
Was kann ich tun? Seine Gedanken drehten sich im Kreis.
Hinter ihm öffnete sich das Türschott. Tekener wandte sich langsam um, seine Hand tastete nach der kleinen Waffe im Schulterholster. Wer immer den Schottmelder umgangen hatte, konnte kein Freund sein.
Verwirrt blickte er dem grauen, verschwimmenden Schatten entgegen. Die seltsame Erscheinung hob
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