Silberband 093 - Abschied von Terra
helfen!«, bemerkte Baldwin Tingmer grimmig. Er stand in voller Ausrüstung vor der Schleuse.
Alaska kletterte hinaus. Seine Knie zitterten.
»Wir leiden alle darunter.« Der Ingenieur zog eine Flasche aus dem Gürtel und grinste. »Allerdings hilft ein kleiner Schluck, es leichter zu ertragen.«
Alaska schob die Hand mit der Flasche weg.
»Die anderen«, sagte Tingmer und machte eine alles umfassende Geste, »halten zwischen den Felsen verteilt Wache. Jentho und Jan sind unten in Namsos.«
»Gibt es Neuigkeiten?«
»Die Fremden haben heute wieder einen Transport abgewickelt. Er war besser bewacht als je zuvor.«
»Das war zu erwarten.«
Tingmers Gesicht verfinsterte sich. »Da unten im Becken ist etwas, das nach uns greift – nach unserem Verstand und unserem Bewusstsein.« Er sprach sehr leise. »Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, wird es von uns Besitz ergreifen, dann ist alles verloren.«
»Unsinn«, widersprach Alaska. Vergeblich hielt er nach Kauk und Pollard Ausschau. Wahrscheinlich hatten sie ihre Beobachtungsposten weit vorgeschoben.
»Wo ist der Ka-zwo?«, fragte er nach einer Weile.
»Wahrscheinlich bei Kauk«, erwiderte Tingmer.
Jentho Kanthall und Jan Speideck kamen zurück. Sie sahen erschöpft aus, doch Kanthall schien nichts von seiner Vitalität verloren zu haben. »Alle aus Namsos vertriebenen Tiere sind offenbar in den noch erhaltenen Teil der Stadt zurückgekehrt«, berichtete er.
»Das könnten Anzeichen einer Normalisierung sein«, vermutete Tingmer.
Mit einer Handbewegung wischte Kanthall dieses Argument weg. »Ihr solltet die Tiere sehen, nicht wahr, Jan?«
Der Boxer nickte niedergeschlagen. »Sie benehmen sich seltsam, wie Marionetten. Es sieht nicht so aus, als besäßen sie noch einen eigenen Willen.«
»Sie werden beeinflusst«, fügte Kanthall hinzu. Er wechselte einen Blick mit Speideck, und Alaska wusste, was die beiden Männer in diesem Moment dachten. Früher oder später würde es ihnen allen wie den Tieren ergehen. Sie würden dem immer stärker auf sie einwirkenden mentalen Druck erliegen.
»Bislang widerstehen unsere höher organisierten Gehirne«, sagte Kanthall. »Ich nehme jedenfalls an, dass das der Grund ist.«
»Wir müssen hier weg!«, rief Tingmer rau.
»Und wohin?« Kanthall lachte geringschätzig. »Jede Wette, dass die Impulse aus dem Becken bald jeden Ort erreichen. Wir können ihnen nur in den Weltraum entkommen. Aber dazu brauchen wir ein Raumschiff. Die HÜPFER ist nicht groß genug, um uns alles an Bord zu nehmen.«
»Ich kann euch mit mehreren Flügen evakuieren«, erbot sich Douc Langur, der in der Schleuse stand und alles mit angehört hatte.
»Wenn wir Terra aufgeben, kommen wir nie wieder zurück«, sagte Kanthall. »Ich denke nicht daran, meine Heimat Fremden zu überlassen.«
»Keiner von uns will das«, bekräftigte Alaska. »Wir haben die TERRA-PATROUILLE gegründet, um auf der Erde menschenwürdige Zustände herbeizuführen.«
»Für wen?«, fragte Tingmer bissig. »Für eine Hand voll Überlebender?«
»Für die Menschheit!«, erklärte Kanthall.
Baldwin Tingmer wollte zu einer heftigen Erwiderung ansetzen, aber in diesem Augenblick erschien Augustus zwischen den Felsen. »Bluff Pollard ist weg!«, meldete er. »Bluff hat seinen Beobachtungsposten verlassen und ist nirgends zu finden. Walik sucht bereits weiter unten nach ihm.«
Sie suchten die gesamte Umgebung ab, aber sie fanden keine Spur von Bluff Pollard. »Ich wette, dass der Junge nach Namsos gegangen ist«, sagte Kauk wütend. »Er will uns beweisen, dass er ebenfalls etwas bewegen kann.«
»Dieser Narr!«, stieß Kanthall hervor.
»Seid still!«, fuhr Alaska Saedelaere auf. »Wir sollten uns besser Gedanken machen, was geschieht, wenn die Fremden Bluff erwischen.«
2.
Zwischenspiel
Der Überfall hatte die Hulkoos zwar beunruhigt, aber nicht in Panik versetzt. Das Ereignis erschien ihnen jedoch bedeutungsvoll genug, dass sie Funkverbindung zur Hauptwelt der Inkarnation CLERMAC auf nahmen und über den Zwischenfall berichteten.
Shoronc, einer der Hulkoo-Kommandanten, drückte sich sehr zurückhal tend aus, denn auf keinen Fall sollte der Eindruck entstehen, dass Fehler begangen worden waren. »Die Unterkunft der Kleinen Majestät ist ungefähr det«, erklärte er. »Auch die Deponie wird streng bewacht.«
»Wir glauben nicht, dass die Angreifer den Gehirnmüll in ihren Besitz bringen wollten«, sendete das Hauptquartier. »Wahrscheinlich verfolgen sie völlig
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