Silberband 097 - Rebell gegen ES
Kershyll Vanne zurück.
20.
Kershyll Vanne
Etwas Unglaubliches geschah, woran er längst nicht mehr geglaubt hatte. Plötzlich kamen Albun, Hito, Pale, Indira, Ankamera und Jost zurück. Langsam, als wollten sie ihm nicht einen Schock verursachen, manifestierten sie sich in ihm.
Vanne, der den Vorgang staunend analysierte, stellte fest, dass sie ruhig und gefasst waren. Also musste ES ihnen diesen Schritt angekündigt haben. Andererseits konnte er an ihnen aber auch keine Anzeichen von Freude oder Erregung feststellen. Sie nahmen ihre Rückkehr und die Vereinigung zu einem Konzept gelassen hin. Er führte das darauf zurück, dass der Aufenthalt in der Enge der Bewusstseinsballung von ES sie abgestumpft hatte.
Er war wieder der Sieben-D-Mann und in der Lage, den Keloskern wirkungsvoll zu helfen …
Dennoch blieb die Frage, wieso ES die Bewusstseine zurückgeschickt hatte. Vanne erfuhr zwar, dass sie froh waren, wieder bei ihm zu sein, doch sie brachten keine Nachricht von ES mit. Trotzdem glaubte er die Beweggründe des Geisteswesens zu erkennen. ES hatte eingesehen, dass es zwecklos war, ihm eine Bestimmung aufzuzwingen. Die Superintelligenz konnte es nicht als Niederlage betrachten, wenn einer von zwanzig Milliarden sich nicht ihrem Willen beugte. ES zeigte Großmut, und das spiegelte seine wirkliche Größe.
Seine Mit-Bewusstseine wirkten nach wie vor distanziert und gaben sich verschlossen. Vanne kam nicht auf den Gedanken, dies könnte so sein, weil sie etwas vor ihm zu verbergen hätten. Außerdem dachte er nicht im Entferntesten daran, ES könnte ein falsches Spiel mit ihm treiben. Kershyll Vanne glaubte, sein Ziel erreicht zu haben.
Den Keloskern war seine Veränderung nicht entgangen. Als Vanne jedoch Tallmarks Besorgnis erkannte, lachte er.
»Kein Grund zur Beunruhigung, Tallmark. Ich bin wieder der Sieben-D-Mann und kann euch wirkungsvoll unterstützen.«
Kershyll Vanne verbiss sich dermaßen in seine Aufgabe, dass er nicht wahrnahm, was um ihn herum – und vor allem in ihm – vorging. Er strotzte vor Tatendrang.
»Ich erkenne Sie nicht wieder«, sagte der Verkünder der Hetosonen, als Vanne bei ihm vorsprach. »Worin ist Ihr plötzlicher Eifer begründet?«
»Sie haben verlangt, dass die Kelosker als Testpersonen durch das Black Hole gehen. Ich versuche, alle Chancen durch eine solide Vorbereitung zu erhöhen. Ich brauche ein Forschungsschiff, um nahe der Hektikzone Messungen anstellen zu können.«
Hotrenor-Taak überlegte nicht lange.
»Sie bekommen das Schiff. Aber sicherlich haben Sie nichts dagegen, wenn ich Ihnen Sessana-Taal als Begleiter mitgebe.«
»Nicht das Geringste.«
Vanne war es egal, ob ihn der larische Chefwissenschaftler überwachte. Als Sieben-D-Mann hatte er nichts zu befürchten. Die Laren konnten die Vorbereitungen überprüfen, ohne dass sie dahinterkommen würden, welchem Zweck sie wirklich dienten.
Das erste Ziel des SVE-Raumers war die Region von Houxel. Vanne ließ das Schiff nahe an die Hektikzone heranfliegen, und schließlich gab Sessana-Taal den Befehl, den Flug zu stoppen. Vanne hatte dafür nur ein amüsiertes Lächeln übrig, er wusste auch ohne die Anzeigen der Schiffsinstrumente, wie weit er gehen konnte.
»Machen Sie Ihre Berechnungen, aber dann nichts wie weg!«, verlangte Sessana-Taal. »Houxel gehört zu den exponierten Gebieten.«
»Ich weiß«, erwiderte Vanne gelassen. Er hatte längst berechnet, dass es in den nächsten zwei Stunden zu keinen Instabilitäten kommen würde, und länger beabsichtigte er ohnehin nicht zu bleiben.
Seine Auswertungen, die er von verschiedenen Koordinaten aus vornahm, zeigten, dass der Degenerationsprozess von Arcur-Beta knapp vor dem Abschluss stand. Die Fluchtgeschwindigkeit an der Oberfläche der Zwergsonne war nicht mehr weit von der des Lichtes entfernt. Der Vorgang würde in Kürze abgeschlossen sein, wenn sich die Raumkrümmung vollends um den Stern schloss.
Das war dann die Geburtsstunde des Black Hole, doch bis zu dessen endgültiger Stabilisierung vergingen danach immer noch Monate.
Die Kelosker würden ungefähr zu jenem Zeitpunkt starten, wenn Arcur-Beta an der Kippe zum Neutronenstern stand. Der günstigste Moment musste errechnet werden. Deswegen war Kershyll Vanne zu diesem Forschungsflug gestartet.
Sessana-Taal war ein stiller, wenngleich aufmerksamer Beobachter. Vanne bemerkte seine Anwesenheit kaum, er ging völlig in seiner Tätigkeit auf. Das war der Grund, dass seiner Aufmerksamkeit noch
Weitere Kostenlose Bücher