Silberband 099 - Treibgut der Sterne
hastigen Bewegung aufreißen konnten. Ebenso, falls er zu harten Kontakt mit dem Gewirr aus Ballen, Kisten, Kanistern, Säcken und anderen Fundgegenständen bekam.
Über dem Triebwerksringwulst der Korvette flammten Scheinwerfer auf. Das ansonsten unsichtbare Licht traf auf die mit einem Netz verschlossene Öffnung des Snackers. Das birnenförmige Gebilde, dreißig Meter von der Öffnung bis zum hintersten Teil der Schleppsackrundung messend, hing regungslos an der Haupttrosse und den beiden nur zwei Zentimeter dicken Stabilisierungsseilen.
»Ich bremse jetzt ab!«
Augenblicke später war das Netz heran und fing federnd seinen Aufprall ab. Jason Wisenth klammerte sich fest und wartete, bis die Schwingungen nachließen. Er versuchte, die achteckige Kiste zu erkennen.
In der Korvette gab es kaum Stauraum für Fracht. Schon nach dem ersten Fund und dem folgenden Tauschhandel hatte sich für die Besatzung die wichtige Frage gestellt, wohin mit den meist voluminösen Gegenständen. Schließlich hatten sich die Prospektoren dieses Verfahrens erinnert. Ihre ersten Snacker hatten seinerzeit Erze und Mineralien enthalten. Die Anwendung der nachgeschleppten Säcke war eine in Vergessenheit geratene Technik. Mit Großraumschiffen als Schlepper für weitaus prallere Säcke waren einmal viel Aufwand und Geld gespart worden.
Jason löste die Klammern, die den Einstieg in das Netz zusammenhielten. Die Öffnung durchmaß gut neun Meter.
»Probleme?«, kam es aus den Lautsprechern. »Hast du die Kiste gefunden?« Die Worte klangen zischend und pfeifend. Als Sol schwieg, ertönte weiterhin ein feines Geräusch, kaum wahrnehmbar.
Jason schenkte dem keine Beachtung. »Ich denke. Sie schwebt hier ziemlich weit vorn«, antwortete er.
Mit wenigen Handgriffen schob er einen ovalen Spalt, löste den Sicherungshaken, stieß sich ab und trieb zwischen die Fundstücke. Das gesuchte Objekt schob sich hinter einigen Kugeln und Ballen hervor.
»Sieht gut aus. Ich muss die Kiste nur hinausbugsieren.«
In seinen Ohren knackte es, das leise Geräusch schien sich zu verstärken. Aber seine Atemzüge überlagerten die warnenden Zischlaute, die immer dann leiser wurden, sobald er seine Beine streckte.
»Beeile dich. Denk an den durchsiebten Raumanzug!«, rief Sol.
Mit der Schulter schob Jason einen Ballen zur Seite, trieb mit den Armen kleinere Gegenstände auseinander und prallte dann der Länge nach auf den silberglänzenden Metallsarg. Er orientierte sich, zündete das Flugaggregat für zwei Sekunden und trieb mit dem Fund ziemlich genau zurück zu der Netzöffnung.
Vorsichtig wickelte er von seinem rechten Oberschenkel ein zweites Seil ab und schlang es mit wenigen Armbewegungen um die Silberkiste. Langsam zog er sie in die Richtung der Öffnung, und als er diese passiert hatte, konnte er seinen Karabinerhaken wieder an der Haupttrosse einklinken.
»Geschafft«, murmelte er. Das Zischen war lauter geworden, und er kannte dieses Geräusch sehr genau. Die Luftzufuhr versuchte, den nachlassenden Druck auszugleichen, und arbeitete mit größerem Durchsatz. Er kämpfte seine aufflackernde Panik nieder und zerrte die Kiste durch die Öffnung im Schutznetz.
»Scheinwerfer aus, bitte Licht in der großen Schleuse!«, ordnete er an, als er auf das Schiff zutrieb.
Augenblicklich erloschen die Lichtbündel. Jason versuchte, sich zu orientieren. Die Sterne drehten sich um ihn herum, aber schon leuchtete das Viereck der Ladeluke auf. In dem Raum befanden sich Ersatzteile für den Waring-Konverter.
Auf halber Strecke spürte er in der Gegend seines rechten Knies eisige Kälte. Genau dort befand sich ein fingergroßer Riss, vor einer Stunde hatte er ihn so sorgfältig wie möglich abgedichtet. Die erhärtete Paste schien bereits zu bröckeln. Vorsichtig winkelte er das Bein an. Das Kältegefühl ließ nach. Der Anfall von Todesfurcht verging und ließ ihn schweißnass und mit rasendem Herzschlag zurück.
»Himmel! Kleiner, ich habe ein Loch im Anzug. Sobald du mich in der Schleuse siehst, schaltest du die Schnellschließung, klar?«
»Ich habe dich gewarnt, Jason. Aber ich tue, was ich kann.«
Jason versuchte, die Kiste und sich selbst durch vorsichtiges Verändern seiner Körperhaltung in die richtige Position zu bringen. Zuerst musste das schwere Fundstück in die Schleuse gelenkt werden, dann konnte er folgen. Zweimal lief er Gefahr, das Seil zu verlieren, aber nach mehreren kurzen Bremsstößen befanden sich die Kiste und er in der
Weitere Kostenlose Bücher