Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
Vor zwei Jahren
A ls ich mich in meinem neuen Zimmer umsah, bemerkte ich, dass die Quartiere für die Mitarbeiter der Academy alles andere als schäbig waren. Zusätzlich zu einem normalen Schlafzimmer, wie es den Schülern zur Verfügung gestellt wurde, gab es in dem Mini-Appartement, in dem ich stand, auch noch ein Extrabett, eine Küchenzeile und einen Wohnbereich, komplett mit Stereoanlage und einem Eckarbeitsplatz, der mit den neuesten Apple-Computern ausgestattet war. Sehr schön. Noch letzte Woche war ich Schülerin gewesen und nach einer Woche in Paris als Mitglied des Kollegiums zurückgekehrt. Na ja, vielleicht war Mitglied des Kollegiums ein bisschen hoch gegriffen. Technisch gesehen, war ich noch immer zum Lernen an der Academy und hatte selbstverständlich auch nicht alle Privilegien, die dem festangestellten Kollegium der Bonfire Academy zustanden. Aber ich musste nicht mehr ständig meine Schuluniform tragen. Ich durfte zur Arbeit anziehen, was immer ich wollte. Und ich durfte in diesem tollen Appartement wohnen.
Ich öffnete die Schließen an meinem Schrankkoffer von Louis Vuitton. Es war eines der Modelle, wie man sie an Bord der Titanic in einer der Erste-Klasse-Kabinen gefunden hätte, komplett mit Kleiderbügelfach und Stauraum für Schuhe und Hüte. Ich fing an, meine funkelnagelneue Kleidung in den frisch gestrichenen, begehbaren Kleiderschrank zu räumen. Dabei bewunderte ich die Perfektion jedes sorgfältig ausgesuchten Outfits und ließ meine Finger über die luxuriösen Stoffe gleiten. Die meisten waren nicht ausgefallen, sondern einfach und angemessen elegant für mein bevorstehendes Jahr. Meine Woche in Paris war eine einzige Orgie von Boutiqueplünderungen auf den Champs Elysees gewesen, wobei meine Mutter unsere Reise sehr effizient und mit genau der richtigen Dosis Luxus geplant hatte.
Obwohl meine Eltern nicht voll hinter meiner Entscheidung gestanden hatten, an die Bonfire Academy zurückzukehren, verstanden sogar sie meine Gründe. Es passierte nicht jeden Tag, dass ein Schüler gefragt wurde, ob er Lehrling von Professor Bern werden wollte, der Leiterin der »Abteilung für paranormale Kräfte und Praktiken«. Es war für jeden eine Ehre, aber besonders für eine Dämonin. Tatsächlich war es sogar das erste Mal, dass ein Dämon von einer der mächtigsten Hexen der Welt unter die Fittiche genommen wurde.
Und so hatten meine Eltern widerstrebend nachgegeben, und Mom war sogar vollkommen darin aufgegangen, mir dabei zu helfen, meine neue Garderobe zusammenzustellen. Dafür war ich dankbar. Nach drei Jahren, in denen ich an der Academy meine Schuluniform getragen hatte, waren meine Shoppingkünste eingerostet, um es mild auszudrücken. Mein Wissen war praktisch nicht vorhanden, wenn es darum ging, was diese Saison angesagt oder
so yesterday
war. Nicht dass es an der Schule eine Rolle spielen würde, aber für Mom war es wichtig. Also war ich in der Academy angekommen, aufgerüstet mit der neuesten
Haute Couture
und einem Haufen legerer Sachen, die ich mir beim Shoppen mit meinen Freundinnen zugelegt hatte. Ein Mädel sollte nicht ohne eine Dosis von Hollister und Abercrombie & Fitch überleben müssen.
Ich musste lächeln, während ich meine Geheimration an Jeans in eine der Schubladen legte, weil ich mir Moms Gesicht vorstellte, wenn sie mich dabei erwischt hätte, wie ich sie eingepackt hatte. Die eine Marc Jacobs-Jeans, die sie mir erlaubt hatte, legte ich ganz nach oben nur für den Fall, dass sie mal einen Überraschungsbesuch machte. Mom war keine, die ich von meinen Privatsachen fernhalten konnte.
Weil Mom darauf bestanden hatte, dass ich für den Flug hierher etwas Berufsmäßiges anzog, brauchte ich mich nicht umzuziehen. Schnell fuhr ich mit meinen Fingern durch meine langen Strähnen. Ich hatte darauf bestanden, dass sie so blieben, wie sie waren, bis auf die paar roten Strähnchen, die ich auf Drängen meiner Mutter verschwinden ließ. Aus dem Spiegel starrte mich eine total klasse Biene in pflaumenfarbenem Tweed-Etuikleid an, das in der Mitte von einem tollen roten Hermès CDC Alligator-Gürtel – die Nieten nicht zu vergessen – gehalten wurde. Ich schleuderte die hautfarbenen Pumps von mir, in die meine Mutter meine Zehen regelrecht hineingepresst hatte und fuhr mit meinen Füßen in die Balenciaga-Biker-Boots, die ich beim Shoppen mit Jill gekauft hatte. So. Jetzt sah ich wie
ich selbst
aus, so wie ich sein wollte.
Als ich gerade Lipgloss auftrug, klopfte es an
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