Silberband 109 - Das Loch im Universum
Heimat zurückzukehren.
In der Zentrale der KARMA trafen sie sich noch einmal. Harno antwortete nicht auf Akrobaths Fragen, welche Aufgabe vor ihm lag. Es konnte die weitere Suche nach dem Unsterblichen sein, ebenso ein Besuch auf EDEN II, der Welt der Konzepte. Oder er würde zu den Terranern zurückkehren. Das Kugelwesen schwieg.
Dafür tat Harno etwas anderes, was Akrobath von großem Nutzen sein sollte, wenn er jetzt zum Wächter des Tacintherkols wurde. Nach Harnos Anweisungen nahm der Roboter eine Schaltumstellung seines Energiesektors vor. Die Veränderung bewirkte, dass er künftig in der Lage sein würde, einen hyperenergetischen Schutzschirm aufzubauen. Damit konnten die Feuertrinker ihm nichts mehr anhaben.
Außerdem lud Harno die Energievorräte der KARMA voll auf. Da der Roboter sie kaum benötigte, würden sie für Jahrhunderte ausreichen.
Ich werde dich nun allein zurücklassen, Akrobath. Sorge dafür, dass die nicht abzuschätzenden Werte und Reichtümer, die das Tacintherkol enthält, ohne Krieg und Vernichtung geborgen werden können. Sie gehören allen, die sie zu finden verstehen, denn sie stammen überwiegend von Völkern und Zivilisationen, die längst nicht mehr existieren.
»Ich kenne meine Aufgabe und werde sie erfüllen«, versprach Akrobath. »Vielleicht werde ich die Einsamkeit spüren, aber dann wird mich die Hoffnung trösten, dass Ellert-Ashdon – oder auch nur einer von ihnen – zurückkehrt.«
Noch etwas sollst du wissen, Akrobath: Du wurdest geschaffen, um den Menschen zur Unterhaltung zu dienen, aber du kamst nie dazu, diese oft unterschätzte Aufgabe zu erfüllen. Deine Sehnsucht nach den Sternen brachte dich hierher, damit du ihnen immer nahe sein kannst. Du bist mutiert, Akrobath. Der erste Roboter-Mutant! Deine Existenzspanne ist sehr groß, Wächter des Tacintherkols, und vielleicht treffen wir uns eines Tages in ferner Zukunft wieder, wenn mich meine Aufgabe zum Ort der vollkommenen Stille führt. Bis dahin aber – lebe wohl!
Ehe Akrobath fragen konnte, was dieser Ort eigentlich sei, durchdrang das Energiewesen die Wand der Zentrale und verschwand Sekunden später auch vom Bildschirm. Harno tauchte in Ewigkeit und Unendlichkeit unter.
Jetzt erst war Akrobath allein.
Um sich abzulenken, verließ er die KARMA ebenfalls und schwebte hinüber zu den Feuertrinkern, die zu ihrer gewohnten Arbeit zurückgekehrt waren. Vorsichtshalber baute er seinen Schutzschirm auf.
Er näherte sich den Feuertrinkern bis auf wenige Dutzend Meter, aber sie beachteten ihn nicht. Unbehelligt konnte er sich zwischen ihnen bewegen, ohne dass er angegriffen wurde. Sie hatten verstanden, dass er nicht ihr Feind war.
Jetzt erst war Akrobath davon überzeugt, dass künftig Friede im Tacintherkol herrschen würde.
Er beschleunigte seinen Flug, um eine längere Inspektionsreise durch die treibenden Wracks anzutreten. Es war durchaus möglich, dass noch andere Lebensformen den Friedhof ausbeuteten. Sie alle sollten wissen, dass es nun einen Wächter gab, der für Gerechtigkeit und Frieden sorgte.
Akrobaths Humansektor vermittelte ihm zum ersten Mal seit seiner Existenz das Gefühl absoluter Zufriedenheit.
Er durfte zwischen den Sternen leben.
Die Augen des Mannes blieben geöffnet. Die Triebwerke des Raumanzugs hatten sich längst abgeschaltet, denn sie waren überflüssig geworden. Im freien Fall stürzte das Konzept der lichtlosen und schlauchförmigen Zone entgegen, die von Harno als Ort der vollkommenen Stille bezeichnet wurde.
Ellert spürte, wie die schon längst eingesetzte Lähmung des Körpers weiter fortschritt. Sie hatte bei den Füßen begonnen und bereits die Oberschenkel erreicht. Er ließ den Mann, bevor er Arme und Hände nicht mehr gebrauchen konnte, noch einmal Konzentratnahrung und Wasser zu sich nehmen.
»Gorsty?« Seine Stimme klang heiser. »Zieh dich sofort zurück, wenn ich dich warne. Ich fürchte, der Tötungsdrang setzt wieder ein.«
»Und wir dachten schon, er sei vorüber.«
»Nein, er ist wieder da, und er wird stärker. Hoffentlich hat Harno sich nicht geirrt. Aber die beginnende Lähmung des Mannes war von ihm vorausgesagt, also scheint er auch recht zu haben.«
»Was wird passieren?«
»Ich weiß es nicht. Wir werden eine absolute Isolation erleben, das ist sicher. Und in der absoluten Isolation kann mein Bewusstsein dich nicht eliminieren. Aber dann ... Ich weiß es wirklich nicht, mein Freund.«
Durch die Augen des Mannes sah Ellert, wie sich
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