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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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umblickte und wie Captain Ross stehen blieb und die Waffe auf Mr. Van richtete. Der Wind brauste über die Bucht. Sie waren viel zu weit weg, um hören zu können, was Captain Ross ihm zurief, aber Mr. Van ließ sich nicht zum Umkehren bewegen. Mit langsamen, tastenden Schritten auf den unter Wasser liegenden Steinen Halt suchend, wagte er sich auf den überspülten Fahrdamm. Captain Ross lief ihm nach, erreichte aber die Stelle, an der der Damm im Meer verschwand, erst, als Mr. Van schon vierzig, fünfzig Meter vor ihm durch das immer stärker fließende Wasser watete.
    Er konnte es nicht schaffen. Der vor ihm liegende Damm war mindestens noch fünfhundert Meter lang, und Mr. Van hatte noch lange nicht die tiefste Stelle erreicht. Das Wasser lief weiter auf. Ohne etwas tun zu können, sahen sie zu, wie die Strömung der Bucht Mr. Van von hinten packte und von den Beinen riss. Er stürzte in die Flut, und der Wind trug seine Schreie mit sich fort. Es dauerte nur Sekunden, und von Mr. Van war nichts mehr zu sehen.
    »Das war Absicht«, waren die ersten Worte, die sie Captain Ross sagen hörten, als er ihnen auf dem Verbindungsdamm entgegenkam. »Er wusste genau, wie stark die Strömung ist. Er wusste, dass er dabei draufgehen würde.«
    Captain Ross war perplex, erteilte aber gleich Anweisungen über sein Handy. Dann wandte er sich ihnen wieder zu.
    »Ich habe die Küstenwache losgeschickt. Es hat zwar fast keinen Sinn mehr, aber wir müssen es immerhin versuchen. Wer hier in die Strömung gerät, für den gibt es keine Rettung mehr. Der Sog ist viel zu stark. Er wird ertrinken, weil er sich nicht an der Oberfläche halten kann. Wir können nur noch abwarten, bis er irgendwo angespült wird.«
    Captain Ross stand unter Schock, bemühte sich aber, sich nichts anmerken zu lassen. Es fiel ihm schwer, zu begreifen, dass jemand sich freiwillig der Strömung der Bay of Fundy aussetzte.
    »Wenn er auf der anderen Seite des Dammes reingefallen wäre, hätte er vielleicht eine kleine Chance gehabt, aber so treibt ihn die Flut in die Fundy Bay hinaus. Das ist die größte Trichtermündung der Welt. Die Flutwelle hat einen solchen Druck, dass Sie gar nicht so schnell gucken können, wie jemand runtergezogen wird.«
    Captain Ross schüttelte noch einmal ungläubig den Kopf, dann kehrten sie auf die Insel zurück. Sie würden bis zum Abend hier gefangen sein, erst dann würde ihnen die eintretende Ebbe erlauben, Wavy Island wieder zu verlassen.

50
    Zu sechst saßen sie am späten Mittwochabend im Besprechungsraum der Polizeistation Digby um die letzte Verbliebene der alten Schatzsuchergeneration herum. Hin und wieder nippten sie erschöpft an ihren dampfenden Kaffeebechern. Im Wesentlichen hörten sie aber zu, wie Gloria McGinnis mit leiser Stimme die Fragen beantwortete, die Captain Ross und Christine Keller ihr stellten.
    Sie hatten die Leiche von Daniel McGuffin, dem Mann, der sich Einstein genannt hatte, geborgen und, nachdem das mit der Ebbe ablaufende Wasser den Damm freigegeben hatte, nach Digby befördert. Daniel McGuffin war das letzte einer ganzen Reihe von Opfern, die der Schatz von Wavy Island in der langen Geschichte seiner Suche gefordert hatte.
    »Mein Großvater hat mir einmal von so einer Falle erzählt«, begann Gloria McGinnis zögernd zu erzählen. Ihr langes rotes Haar fiel in feuchten Strähnen auf die Wolldecke herab, die sie sich um ihre Schultern geschlungen hatte. Nasse Flecken breiteten sich auf dem Stoff aus. Ihre grünen Augen glänzten von den Tränen, die sie über den Tod von Daniel McGuffin weinte. Mit Mr. Van hatte sie nie eine Freundschaft verbunden. Er war für die beiden letzten Clan-Mitglieder, die sich noch der Schatzsuche verschrieben hatten, immer nur der Fremde mit dem großen Geld geblieben. Ein Neuankömmling, der es sich als Erfüllung seines Lebenstraums in den Kopf gesetzt hatte, das Rätsel von Wavy Island zu lösen. Dagegen verband sie mit Daniel das Wissen um das Erbe und die Geschichten, die ihnen ihre Eltern über den Schatz erzählt hatten. Ein Schatz, den zu finden, sie bestimmt waren, und wenn nicht sie, dann ihre Kinder, eine Generation folgte der nächsten. Und doch war der Schatz immer auch ein böser Fluch geblieben, der sich an diesem Tag in grausamster Weise wieder erfüllt hatte.
    »Ich habe nicht geglaubt, dass es stimmt. Ich hatte mal von einem Schacht gehört, in dem jemand bei der Suche von einem Stein erschlagen worden sein soll. Aber mit einer solchen

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