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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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    I
ch habe wieder angefangen, von Portland zu träumen.
    Seit Alex zurück ist – wiederauferstanden, aber gleichzeitig verändert, wie ein Gespenst oder Ungeheuer aus einer der Gruselgeschichten, die wir uns als Kinder erzählt haben –, bahnt sich die Vergangenheit wieder einen Weg. Sie drängt sich durch die Ritzen, wenn ich nicht aufpasse, und zerrt mit gierigen Fingern an mir.
    Davor haben sie mich all diese Jahre gewarnt: vor dem Druck auf meiner Brust, den Albträumen, die mich selbst im wachen Zustand verfolgen.
    Ich habe dich gewarnt , sagt Tante Carol in meinem Kopf.
    Wir haben es dir doch gesagt , erklärt Rachel.
    Du hättest hierbleiben sollen . Das ist Hana, die sich über die lange Zeitspanne hinwegreckt, durch all die Schichten der Erinnerung. Und während sie mir eine schwerelose Hand entgegenstreckt, versinke ich.
    Mehr als zwei Dutzend von uns sind aus New York mit nach Norden gekommen: Raven, Tack, Julian und ich, außerdem Dani, Gordo und Pike, dazu noch etwa fünfzehn andere, die sich weitgehend damit zufriedengeben, schweigend zu tun, was man ihnen sagt.
    Und Alex. Aber nicht mein Alex, sondern ein Fremder, der nie lächelt, nicht lacht und kaum spricht.
    Die anderen, die die Lagerhalle in der Nähe von White Plains als Stützpunkt genutzt haben, haben sich in südlicher und westlicher Richtung zerstreut. Inzwischen ist die Halle bestimmt leer geräumt und aufgegeben worden. Nach Julians Befreiung ist es dort nicht mehr sicher. Julian Fineman ist ein Symbol, und zwar ein wichtiges. Die Zombies werden Jagd auf ihn machen. Sie werden ihn aufknüpfen, um ein Zeichen zu setzen.
    Wir müssen ganz besonders vorsichtig sein.
    Hunter, Bram, Lu und ein paar andere aus dem alten Stützpunkt in Rochester warten direkt südlich von Poughkeepsie auf uns. Es dauert fast drei Tage, bis wir die Strecke zurückgelegt haben; wir müssen ein halbes Dutzend anerkannter Städte umgehen.
    Dann, ganz unvermittelt, sind wir da: Der Wald hört einfach auf und vor uns liegt eine ausgedehnte, rissige Betonfläche, auf der noch schwach die geisterhaften weißen Umrisse von Parkplätzen zu sehen sind. Es stehen noch immer verrostete Autos dort, denen diverse Teile fehlen – Reifen oder Metallstücke. Sie wirken klein und beinahe lächerlich, wie ausgedientes Spielzeug, das ein Kind zurückgelassen hat.
    Der alte Parkplatz strömt wie ein grauer See in alle Richtungen und erstreckt sich bis zu einer riesigen Konstruktion aus Stahl und Glas: ein altes Einkaufszentrum. Auf einem von weißem Vogeldreck bedeckten Schild steht in geschwungener Schrift EMPIRE - STATE - PLAZA - CENTER .
    Es ist ein freudiges Wiedersehen. Tack, Raven und ich rennen los. Bram und Hunter rennen auch und wir treffen mitten auf dem Parkplatz aufeinander. Ich springe lachend in Hunters Arme und er hebt mich hoch.
    Alle rufen und reden durcheinander.
    Irgendwann setzt Hunter mich wieder ab, aber ich habe weiterhin einen Arm um ihn gelegt, als könnte er sonst verschwinden. Den anderen Arm lege ich um Bram, der Tack die Hand schüttelt, und dann sind wir ein einziger Haufen aus verschlungenen Körpern und springen schreiend im hellen Sonnenschein auf und ab.
    »Na, na, na.« Wir lösen uns voneinander, drehen uns um und sehen Lu, die mit hochgezogenen Augenbrauen auf uns zugeschlendert kommt. Sie hat sich die Haare lang wachsen lassen und sie nach vorne gekämmt, so dass sie ihr über die Schultern fallen. »Wen haben wir denn da?«
    Zum ersten Mal seit Tagen bin ich richtig glücklich.
    In den wenigen Monaten, die wir getrennt waren, haben sich sowohl Bram als auch Hunter verändert. Bram hat erstaunlicherweise zugenommen. Hunter hat mehr Falten in den Augenwinkeln, obwohl sein Lächeln so jungenhaft ist wie eh und je.
    »Wie geht es Sarah?«, frage ich. »Ist sie hier?«
    »Sarah ist in Maryland geblieben«, sagt Hunter. »Im Stützpunkt dort leben dreißig Leute und so muss sie nicht jedes Jahr umziehen. Die Widerstandsbewegung versucht Kontakt zu ihrer Schwester aufzunehmen.«
    »Und was ist mit Grandpa und den anderen?« Ich bin atemlos und habe ein enges Gefühl in der Brust, als würde ich immer noch gedrückt.
    Bram und Hunter wechseln einen kurzen Blick.
    »Grandpa hat es nicht geschafft«, sagt Hunter knapp. »Wir haben ihn in der Nähe von Baltimore beerdigt.«
    Raven dreht den Kopf zur Seite und spuckt auf den Asphalt.
    Bram fügt schnell hinzu: »Den anderen geht’s gut.« Er streckt die Hand aus und berührt meine falsche

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