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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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Tumult voller Geschrei, Lärm, Schmutz und vor allem jeder Menge Wasser unter. Übertönt wurde es nur von dem erschütternden Verzweiflungsschrei Daniel McGuffins, der zusammen mit dem aus der Mauer katapultierten Felsblock an die gegenüberliegende Schachtwand geschleudert wurde. Von dem tödlichen Steinschlag getroffen, wäre er wahrscheinlich mit gebrochenem Kreuz bewegungslos liegen geblieben. Aber aus dem Loch, das vorher durch den Blockierstein mit der gälischen Inschrift verstopft gewesen war, schoss das Wasser heraus wie aus einem geplatzten Straßenhydranten. Der Druck des Wasserstrahls war so ungeheuerlich, dass er allein ausgereicht hätte, McGuffin die Organe zu zerquetschen, hätte das nicht schon vorher der herausschießende Steinblock getan.
    Das nahtlose Einfügen des Steines, die Präzisionsarbeit, mit der er eingesetzt worden war, hatte einen zerstörerischen Nebeneffekt, der nun seine volle Wirkung entfaltete. Zwischen dem Blockierstein und den umgebenden Steinen, in die er ohne feste Verbindung praktisch eingeschliffen worden war, gab es so gut wie keine Reibung. Wer sich die Technik dieser ausgeklügelten Falle ausgedacht hatte, würden sie wahrscheinlich nie erfahren. Einzig und allein der von außen Druck ausübende Holzbalken hatte den Abschlußstein in der Mauer gehalten. Als McGuffin den Holzbalken wegstemmte, hatte der Druck der Wassermassen, die auf der anderen Seite wie in einer Röhre aufgestaut worden waren, den Stein wie einen Sektkorken herausfliegen lassen. Wahrscheinlich konnte ein solcher Wasserdruck nur durch die ungeheure natürliche Kraft der benachbarten Strömung aus der Bay of Fundy bewirkt werden. Es musste also eine unterirdische Verbindung zur Bucht geben, durch die der gewaltige Druck der Gezeitenströmung den Stein hatte herausschießen lassen.
    Zeit für solche Überlegungen sollten sie aber erst später finden. Als sie den Todesschrei von McGuffin hörten, rannten sie geschockt vom Anblick des emporkreiselnden Wasserstrudels so schnell wie möglich von der Grube weg, um sich vor den austretenden Wassermassen in Sicherheit zu bringen. Der zerquetschte Körper von Daniel McGuffin wurde nach oben getrieben und von der strudelnden Strömung hin und her geworfen. Bevor sie überhaupt realisieren konnten, was geschehen war, war der Schacht, in dem sie den ganzen Vormittag über gearbeitet hatten, bis zum Rand mit Wasser angefüllt. Und es stieg mit rasender Geschwindigkeit weiter. Wenn sie nicht auf der Stelle verschwinden würden, würde der Strudel letztendlich auch sie erreichen und mit sich reißen.
    In panischer Flucht stürzten sie von der Grubenkante weg, um zur äußeren Plateauumrandung zu gelangen, die so hoch lag, dass das nachströmende Wasser sie nicht erreichen würde. Von Gloria McGinnis und Mr. Van hatten sie immerhin nichts mehr zu befürchten, da sie viel zu sehr damit beschäftigt waren, sich selbst in Sicherheit zu bringen, als dass sie sich noch um sie gekümmert hätten.
    Als sie den Böschungsrand hinaufkletterten, blickten sie sich kurz um, hielten aber nicht lange inne. In Sicherheit waren sie erst, wenn sie so weit oben wie nur möglich über dem Grubenschacht standen.
    Hinter ihnen zwängte sich eine breite Wasserfontäne einem achtarmigen Kraken gleich über den Schachtrand und breitete sich in Sekunden kreisförmig über das Geröllfeld aus. Auf dem hochgelegenen Muldenrand blieben sie stehen und rangen nach Luft. Nach dem Austreten aus dem Grubenschacht, in dem McGuffin erschlagen worden war, ließ der Druck des ausströmenden Wassers merklich nach. Nur aus dem Schacht selbst spritzte nach wie vor eine Wasserfontäne wie ein Springbrunnen heraus, die später in den umliegenden Gruben verschwand und sich auf dem Boden des zerlöcherten Plateaus verteilte. Schon jetzt war absehbar, dass der stetig steigende Wasserpegel das Plateau bald in einen See verwandeln würde. Ob die nachfließenden Wassermassen noch so viel Druck entwickeln konnten, dass sie bis zu ihrem Standort hinaufgelangen würden, war schwer einzuschätzen.
    Erleichtert über die wiedergewonnene kurzzeitige Sicherheit standen sie schwer atmend auf der Böschung und blickten ungläubig auf den neu entstandenen See inmitten der Insel.
    Die Leiche Daniel McGuffins trieb mit der Strömung in gleichmäßigen Kreisen dem gegenüberliegenden Plateaurand entgegen. Mr. Van und Gloria McGinnis hielten ihre Waffen noch in der Hand, ließen sie aber schlaff neben ihren Körpern

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