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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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konnten wir ihn gerade so abhängen, aber jetzt hatte er den ganzen Tag Zeit herauszufinden, wo wir stecken.«
    Peter dachte kurz nach und entschied dann:
    »Hier können wir die Karte nicht lassen, der Professor muss sie auf jeden Fall sehen.« Dann setzte er seinen Rucksack wieder ab und ein Lächeln auf.
    »Aber wir können unserem Freund Einstein das Leben ein wenig schwerer machen. Ich habe da auch schon so eine Idee.«

18
    Daniel McGuffin, der Mann, der sich Einstein nannte, stand auf dem Gelände der Universität neben einem vom Flutlicht hell erleuchteten Rugbyfeld und sah den am späten Samstagabend eifrig trainierenden Spielern zu. Jedenfalls tat er so, war doch das Rugbytraining der einzig in Frage kommende Anlass, auf dem dunklen und menschenleeren Universitätsgelände für längere Zeit auf einem Fleck herumzustehen, ohne aufzufallen. Um nicht direkt von dem gleißenden Licht der Scheinwerfer angestrahlt zu werden, hatte er sich unter einen Nadelbaum gestellt, direkt vor dem bis zu den Flutlichtmasten hinaufreichenden Fanggitter, das die hochfliegenden Bälle aufhalten sollte. Ohne auf die Spielzüge, Würfe und laut gebrüllten Anweisungen zu achten, konzentrierte er sich auf die hinter dem Spielfeld sichtbare Eingangstür des Geophysikalischen Instituts. Vor etwa einer Stunde waren die beiden großen blonden Studenten dort verschwunden.
    Bis hierher war er ihnen gefolgt, nachdem er den ganzen Nachmittag über in der Kensington High Street auf und ab gegangen war, in der schwachen Hoffnung, Peter Adams würde nach Hause zurückkehren. Dass er tatsächlich auftauchte, hatte allem Anschein nach viel mit der kleinen Frau mit dem Regenschirm zu tun, die vor dem Haus auf die beiden gewartet hatte. Erst hatte Daniel bei ihrem Anblick auf eine Verabredung mit einer Bekannten getippt. Als die Frau sich dann aber nach längerer Zeit von den beiden verabschiedet hatte und in die Hauptstraße eingebogen war, hatte er sie wiedererkannt. Sie ging nur drei Schritte entfernt an ihm vorüber, als er sich gerade im Eingang eines Pubs die Schuhe zuband. Es war die gleiche Frau gewesen, die er schon am Nachmittag im Café gesehen hatte. Dort hatte er mit Gloria McGinnis gesessen, die von ihrer geplatzten Verabredung mit Peter Adams zurückgekehrt war, und Kriegsrat gehalten. An den dicken Gore-Tex-Stiefeln, die die Frau schon jetzt im November trug, hatte er sie als deutsche Touristin eingestuft, musste sich dann aber korrigieren, als sich ihre Blicke trafen. Sie fixierte ihn mit einer Mischung aus Neugier und professionellem Misstrauen und prägte sich während des kurzen Blickkontakts seine charakteristischen Merkmale ein. So konnte sie sein Erscheinungsbild später schneller abrufen. Sie war Polizistin und zwar schon seit längerer Zeit. Zu oft hatte Einstein mit denen zu tun gehabt, als dass er das nicht sofort an ihrer Art gemerkt hätte. Sie hatte ihn einfach den Bruchteil einer Sekunde zu lange angesehen. Weil es aber nur diese Hundertstelsekunde war, konnte er sicher sein, dass die Personenbeschreibung, die die Sekretärin von Malcolm McCory der Hamburger Polizei gegeben hatte, nicht allzu brauchbar gewesen sein konnte. McCorys Sekretärin hatte sich allem Anschein nach nur seine auffällige Körpergröße gemerkt.
    Es hatte nicht lange gedauert, bis die beiden Studenten ebenfalls das Haus verlassen hatten. Ihnen bis zur Universität zu folgen war ein Leichtes gewesen. Sie bewegten sich so arglos durch die Straßen der Großstadt, als könne ihnen nichts und niemand auf der Welt etwas anhaben. Frank Schönbeck hatte ihn trotz seiner Warnung offenbar schon längst vergessen. Daniel McGuffin lächelte in sich hinein. Nun, gleich würde Frank ihn wiedersehen. Er war sich sicher, dass die Karte im Institut war. Logisch gedacht, konnte es keinen anderen Platz für sie geben. Seine Erleichterung über diese Erkenntnis war riesengroß gewesen, denn er konnte schon fast körperlich spüren, dass der nächste Anruf von Mr. Van kurz bevorstand. Sein letztes Gespräch hatte er am gestrigen Abend mit Gloria geführt, und seitdem war für Mr. Vans Verhältnisse eine sehr lange Zeit vergangen. Mr. Van erwartete schnelle Ergebnisse. Und er hatte die Macht, sie einzufordern.
    Der Rugbyball klatschte scheppernd gegen das Metallgitter über ihm, als sich auf der gegenüberliegenden Seite die Tür des Instituts öffnete. Der etwas kleinere der beiden, Peter Adams, trat heraus und hielt seinem ihm nachfolgenden Freund die Tür

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