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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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Schlüssel und steckte ihn in das Schloss der alten klobigen Holztür.
    »Franz, du hast Besuch! Ist von weit her angereist. Ich bringe dir drei Herren aus Deutschland und aus England«, rief er in den Raum hinein, während er die Tür öffnete.
    Frank, Peter und Kenneth McCully traten nacheinander in das Krankenzimmer ein. An einem schmalen Tisch am Fenster saß auf einem der drei Stühle ein kleiner Mann, bekleidet mit einer Jogginghose und einem rot-weiß karierten Hemd. Er blickte kurz zu ihnen auf, als sie eintraten.
    »Ich lasse dich mit deinem Besuch allein, Franz, benimm dich anständig«, sagte Dufner laut, und zu Frank gewandt fügte er verschwörerisch flüsternd hinzu: »Ich lasse die Tür offen. Wenn Sie gehen, sagen Sie bitte vorne der Schwester Bescheid. Sie wird dann die Tür wieder verschließen. Und ich wünsche Ihnen allen noch einen angenehmen Aufenthalt in der Schweiz.«
    Sie verabschiedeten sich von Dr. Dufner und gingen dann vorsichtig und respektvoll auf den alten Mann zu, der sie zwar zur Kenntnis genommen zu haben schien, dem aber ansonsten keine weitere Reaktion anzumerken war. Franz Felgendreher sah nicht älter und nicht jünger aus als siebzig, genau das Alter, das Dr. Dufner genannt hatte. Er hatte dünnes, graues Haar, das gleichmäßig verteilt auf seinem hageren Kopf wuchs, aber schon über den Kragenrand reichte. Sein schmales Gesicht wurde in Richtung Kinn immer spitzer. Seine Augen waren kaum zu erkennen, da er den Blick wieder auf das vor ihm liegende Kreuzworträtsel gerichtet hatte. Mit der linken Hand hielt er das Rätselheft auf dem Tisch fest, und mit der rechten schrieb er langsam und sorgfältig große Druckbuchstaben in die Kästchen. Sie beobachteten Franz Felgendreher schweigend, und Frank erkannte, dass der alte Mann nicht nur langsam, sondern auch sehr bedacht schrieb. Er setzte den Kugelschreiber erst zu einem neuen Wort an, wenn er es mit den Lippen schon leise für sich formuliert und auf diese Art zwei oder drei Mal ausprobiert hatte. Währenddessen hüstelte er mehrmals. Der kurze, rote Wollschal, den er um den Hals trug, schien darauf hinzudeuten, dass er sich im beginnenden Herbst die erste Erkältung zugezogen hatte.
    Frank hatte ausreichend Zeit für seine Beobachtungen, denn eine gewisse Verlegenheit hatte sich ihrer gegenüber dem fremden alten Mann bemächtigt, die sich bei Peter darin äußerte, dass er sich nun in angemessenem Abstand auf die Bettkante setzte. Kenneth McCully wagte sich mit dem ihm gebührenden geringeren Abstand des beinahe Gleichaltrigen weiter an Franz Felgendreher heran und nahm auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz. Er lächelte ihm freundlich zu, während Frank, der im Gegensatz zu seinen Begleitern keinen Platz fand, der ihm der Situation angemessen erschien, einfach stehen blieb und mit lauter, langsamer Stimme fragte: »Sind Sie erkältet, Herr Felgendreher?«
    »Ein wenig, ja«, sagte Franz Felgendreher, ohne aufzublicken.
    Frank war froh über die direkte Antwort. Peter stieß ihn an.
    »Er ist doch nicht schwerhörig.«
    »Ich bin Frank Schönbeck aus Hamburg, Herr Felgendreher«, fuhr Frank etwas leiser fort, »das sind meine Freunde, Peter Adams und Professor Kenneth McCully aus London. Wir wollen uns mit Ihnen unterhalten, dürfen wir das, ist es Ihnen recht, Herr Felgendreher?«
    »Hamburg.«
    »Ja, aus Hamburg, wie der Besucher von letzter Woche, Herr Professor Pfleiderer. Der war auch bei Ihnen, können Sie sich erinnern, Herr Felgendreher?«
    »Pfleiderer.«
    »Ja, Herr Professor Pfleiderer, er ist … ein guter Bekannter von mir, erinnern Sie sich an ihn?«
    Schweigen.
    Mit einem ersten Anflug von Hilflosigkeit blickte Frank erst Peter und dann Kenneth McCully an.
    Der Professor kam ihm zu Hilfe.
    »Herr Felgendreher, wir wollen Ihnen ein paar Fragen stellen. Wir sind von weit her angereist, weil wir hoffen, dass Sie uns vielleicht helfen können. Wir wollen Ihnen etwas zeigen. Wollen Sie es sich einmal anschauen?«, fragte er in deutlichem Englisch.
    Schweigen. Bedachtsame Lippenbewegungen. Ein erster Buchstabe in einem Kästchen.
    »So wird das nichts.« Peter war wie immer direkt und unverblümt. Er griff nach seinem Rucksack, den er neben sich auf Felgendrehers Bett gestellt hatte, und zog die Pappröhre hervor. Dann öffnete er die Rolle und zog die Karte heraus. Er rollte sie auseinander und hielt sie ausgebreitet vor sich, sodass Franz Felgendreher sie betrachten konnte.
    »Hier, Herr Felgendreher, das ist die

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