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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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wieder zurückrollen.
    »Was ist?«, fragte Peter ungeduldig. »Was ist drauf?«, wollte er wissen.
    »Ist in Ordnung«, sagte Frank und warf einen respektvollen Abschiedsblick auf den alten Mann auf dem Krankenbett, »der Tausch geht in Ordnung, lasst uns gehen.«
    Franz Felgendreher blickte sie nicht noch einmal an und sagte auch kein Wort mehr, als sie den Raum endgültig verließen. Erst als sie den Flur entlanggingen, hörten sie ihn noch einmal rufen: »Ich habe Hunger!«
    »Gibt ja gleich was«, sagte der Krankenpfleger, der gerade seinen Essenswagen an ihnen vorbeischob.

32
    Frank, Peter und Kenneth McCully verließen die Psychiatrische Abteilung des Johanniter-Spitals in Bern auf dem gleichen Weg, den sie gekommen waren, und machten sich auf den Rückweg in ihre Pension. Doch jetzt legten sie den Weg ungefähr doppelt so schnell zurück. Das zügige Tempo der Besucher beim Verlassen seiner Krankenhausabteilung war auch Dr. Friedrich Dufner aufgefallen, der gerade an seinem Bürofenster gestanden hatte. Unsicher, ob der Besuch bei seinem Patienten trotz seiner wohlgewählten Vorbereitungsrede vielleicht doch nicht ganz konfliktfrei verlaufen war, begab sich Dr. Dufner persönlich zu Felgendreher, um nach dem Rechten zu sehen.
    »Na, Franz, ist alles in Ordnung?«, fragte er, die Türklinke noch in der Hand, in das Zimmer hinein, ohne es zu betreten. »Hattest du einen netten Besuch?«
    Franz Felgendreher saß wie beim ersten Eintreten seiner Besucher über sein Kreuzworträtsel gebeugt. Er beantwortete Dr. Dufners Frage mit dem gleichen Satz, den seine Besucher zuletzt von ihm gehört hatten:
    »Ich habe Hunger.«
    Beruhigt über diese Antwort, stand das Mittagessen doch kurz bevor, begab sich Dr. Dufner in sein Büro zurück. Er war zufrieden mit sich selbst, zufrieden, weil er auch ausländischen und noch dazu unangekündigten Besuchern auf unkomplizierte Weise zu einem Gespräch mit einem seiner Patienten verholfen hatte. Das war nur gut für das Renommee des Hauses, waren doch zudem dank seiner begleitenden therapeutischen Maßnahmen alle seine Patienten auf einem guten Weg.
    So zufrieden war Hr. Dr. Dufner mit sich selbst, dass er sogar vergaß, Franz Felgendrehers Raum hinter sich wieder abzuschließen.

    »Was ist denn nun auf der Karte drauf? Mach doch nicht so ein Geheimnis daraus«, drängte Peter auf dem Rückweg.
    »Es ist genau die gleiche Karte wie unsere«, antwortete Frank, »nur die Koordinaten, die darauf angegeben sind, sind anders, und in der linken Ecke steht irgendein Spruch, den ich mir auf die Schnelle nicht merken konnte. In der Pension können wir uns das Ganze genauer und in Ruhe ansehen.«
    Professor McCully hatte sich nicht weiter zu dem eigenartigen Kartentausch geäußert. Seine interessierten Bemerkungen auf dem Rückweg galten ausschließlich den Schönheiten der Berner Altstadt. Er schien sich von der angespannten Atmosphäre in der Psychiatrie erholen zu wollen. Mit seiner Nonchalance ließ er seine beiden Mitstreiter wissen, dass er sich überhaupt keine Sorgen darüber machte, dass sie durch den Tausch nicht etwas sehr viel Wertvolleres in den Händen hielten als zuvor. Zudem gab es damit ja wieder eine neue Aufgabe zu lösen, und seiner guten Stimmung war anzumerken, dass er hoffte, durch die neuen Informationen auf der Karte endlich voranzukommen.
    Wie schon am Abend zuvor versammelten sie sich im Pensionsschlafzimmer von Professor McCully. Außerdem riefen sie, wie sie es ihm versprochen hatten, sogleich Michael an. Über das Telefon schilderten sie ihm, was ihnen Franz Felgendreher mit seinem schier endlosen und scheinbar zusammenhanglosen Gerede alles erzählt hatte. Oder besser: Frank versuchte es, Michael zu erzählen, musste aber bald merken, dass er an diesem Vorhaben scheiterte, wollte er nicht in die gleichen stakkatoartigen Wiederholungen wie Felgendreher verfallen.
    »Man könnte auch sagen, er hat einfach wirres Zeug geredet, jedenfalls hat der Psychodoktor das so genannt«, sagte Peter.
    Kenneth McCully schüttelte den Kopf. »Würde ich nicht sagen. Dafür war es zu deutlich, und es war klar zu erkennen, wie wichtig es für Felgendreher war. Wahrscheinlich kreisen seine Gedanken schon sein halbes Leben lang um die Titanic und was ihm sein Vater darüber erzählt hat. Und um den großen Mann, der die Karte holen kommt.«
    »Mit dem großen Mann kann er doch nur Einstein gemeint haben«, sagte Frank.
    »Ja, höchstwahrscheinlich«, antwortete

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