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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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Karte. Kennen Sie sie, können Sie uns etwas dazu …«
    Peter kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, denn das Geräusch des wild hin und her ruckenden Stuhls, auf dem Franz Felgendreher saß, übertönte seine Worte.
    Felgendreher starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Karte und klammerte sich mit beiden Händen am Rand der schmalen Tischplatte fest. Nervös scharrte er mit seinen Füßen auf dem Boden hin und her, sodass der Stuhl befremdlich knarrte. Alle vorherige Bedächtigkeit und Langsamkeit waren wie weggeblasen. Die Worte kamen jetzt abgehackt aus seinem Mund, waren aber trotzdem deutlich zu verstehen:
    »Zwei große Männer, nicht ein großer Mann, zwei Männer, es sind zwei, zwei fragen mich, nicht einer, zwei wollen die Karte, nicht einer, zwei.«
    Felgendreher redete ohne Pause. Frank, Peter und McCully sahen sich entgeistert an. Keiner hatte mit dieser Situation gerechnet. Frank erinnerte sich, dass Dr. Dufner etwas von einer Vorbereitung auf so eine Reaktion gefaselt hatte. Aber was sie tun sollten, wenn sich Felgendreher so verhielt, wie er es gerade tat, hatte er vergessen, oder hatte Dr. Dufner etwa überhaupt nichts darüber gesagt?
    »Beruhigen Sie sich doch, Herr Felgendreher, regen Sie sich nicht auf, wir wollen Sie nicht beunruhigen. Peter, pack endlich die Karte weg!«
    Peter hatte Felgendreher die ganze Zeit über völlig perplex angesehen und nicht bemerkt, dass er ihm immer noch die Karte in etwa einem Meter Entfernung direkt vor die Nase hielt. Auf Franks Aufforderung hin rollte er das Papier schnell wieder ein und steckte es in die Rolle zurück.
    Doch Felgendreher ließ sich davon nicht beruhigen. »Es sind zwei Männer gekommen, zwei große Männer, nicht ein Mann. Vater hat gesagt, es kommt ein Mann, nicht zwei! Die Karte! Ein Mann kommt sie holen, hat er gesagt, nicht zwei.«
    »Herr Felgendreher! Was hat Ihr Vater gesagt, wieso kommt ein Mann, um die Karte zu holen?«
    »Ein Mann kommt, ein Riese, nicht zwei, die Zeichen, die Zeichen auf der Karte, ein Mann kennt sie, nicht zwei!«
    »Der Mann? Er kennt die Zeichen? Herr Felgendreher, was bedeuten die Zeichen?«
    »Die Zeichen, die Pfeile, das Zeichen, Gott kommt, Gott, er kommt, die Zeichen, ein Mann kommt mich holen, die Karte, nicht zwei Männer. Ogottogottogott. Die Zeichen sind da!«
    Noch immer hielt sich Felgendreher krampfhaft an der Tischplatte fest, nur seine Fußbewegungen waren nicht mehr ganz so ruckartig. Er sprach noch immer unverändert schnell: »Ein Mann kommt sie holen, nicht zwei«, wiederholte er unaufhörlich.
    Frank versuchte es noch einmal in ruhigem Tonfall. »Wir holen die Karte doch nicht, wir haben sie gebracht. Hier ist sie, wir haben sie mitgebracht, nicht geholt.« Das schien zu Felgendreher durchzudringen.
    »Zwei Männer haben die Karte mitgebracht, nicht geholt«, wiederholte er. »Ein großer Mann holt sie. Zwei große Männer bringen sie.«
    »Ja, richtig, wir haben die Karte doch schon, sie gehört uns. Wir wollen nur etwas darüber von Ihnen wissen. Die Zahlen dort unten in der Ecke, kennen Sie die, Herr Felgendreher?«
    »Ein Mann holt sie, sie gehört zwei Männern, die Karte, eine zweite Karte gehört zwei Männern.«
    Die Befragung schien immer weniger Sinn zu machen, aber Frank wollte nicht aufgeben. Noch nicht.
    »Nein, die Zahlen in der Ecke, sehen Sie sich doch die Zahlen an, die Titanic, das Schiff ist dort versunken. Kennen Sie die Geschichte?«
    Leichte Veränderungen machten sich bei Felgendreher bemerkbar. Die Augen waren nicht mehr ganz so ängstlich aufgerissen, seine Hand, mit der er die Tischplatte umklammert hielt, lockerte sich ein wenig.
    »Das stimmt nicht!«, rief er laut. »Die Titanic ist nicht gesunken, Kapitän Smith war ein guter Mann, sie ist angekommen in New York. Die Karte und die Zeichen, alles falsch.«
    Frank wollte aufgeben, doch McCully drängte ihn weiterzumachen: »Ich glaube, er weiß etwas darüber. Fragen Sie ihn noch mal nach der Titanic und den Zahlen.«
    Aber Frank kam gar nicht dazu, eine weitere Frage zu stellen. Felgendreher war in seinem Monolog gefangen:
    »Ein gütiger Mann, Kapitän Smith, alles ist angekommen, die Titanic ist angekommen. Im Hafen, in New York. Alle Menschen sind da, Kapitän Smith hat sie gerettet. Mein Vater weiß es, er hat es gesagt. Alles ist angekommen, die Karte, ein großer Mann holt sie, sie ist da, im Schiff, alles ist da. Sie ist nicht gesunken. Alle gerettet. Mein Vater weiß es, das Schiff, das

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