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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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halben Kiefer weg.
    Aus allen Wunden blutend, stürzte ich in einen Abgrund.
     
    Als das Bewußtsein wiederkehrte, spürte ich weiches Leder unter meinem Körper, etwas Schweres, Enges auf dem Kopf.
    Ich lag völlig verwirrt da und regte mich nicht. Ich spürte keine Schmerzen, spürte kein Blut aus meinen vielen Wunden rinnen. Während ich einen Augenblick zuvor mich noch vor dem Anprall dissonanter Verbindungskräfte geduckt hatte, lag ich hier in friedlicher Stille.
    Dann wurde mir klar, daß ich keine Schmerzen fühlen konnte, weil ich keine Wunden hatte.
    Verblüfft öffnete ich die Augen und sah einen völlig fremden Raum. Obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte, konnte ich erkennen, daß die Geräte simulektronischen Zwecken dienten. Ich schaute an mir hinunter und sah, daß ich auf einem Sofa lag. Ich hob die Hände und nahm den Empathiehelm ab, dann starrte ich ihn verständnislos an.
    Neben mir stand ein zweites Sofa. Im Leder waren noch die Konturen der Person zu sehen, die dort gelegen hatte – lange Zeit offenbar. Auf dem Boden in der Nähe lagen die zerschmetterten Überreste eines zweiten Helms.
    »Doug!«
    Ich zuckte zusammen, als ich Jinx’ Stimme hörte.
    »Bleib liegen! Rühr dich nicht!« flüsterte sie. »Setz den Helm wieder auf.«
    Sie stand irgendwo drüben vor einer großen Schalttafel. Ganz hastig begann sie an den Schaltern zu drehen.
    Ich ließ mich zurücksinken und wartete.
    Jemand betrat den Raum. Eine ernste männliche Stimme fragte: »Ihr deprogrammiert?«
    »Nein«, sagte Jinx. »Es ist nicht nötig. Hall hat einen Weg gefunden, alles zu bewahren. Wir legen die Anlage nur vorübergehend still, bis wir ein paar Veränderungen einprogrammieren können.«
    »Ausgezeichnet!« rief der Mann. »Das Direktorium wird sich freuen.«
    Er kam auf mich zu.
    »Und Hall?«
    »Er ruht sich aus. Die Sitzung war ziemlich anstrengend.«
    »Sagen Sie ihm, er soll Urlaub nehmen, bevor er den Simulator wieder einschaltet …«
    Die Schritte des Mannes verklangen. Und plötzlich dachte ich an den Tag in meinem Büro, als Phil Ashton in Gestalt Chuck Whitneys hereingestürmt war. Wie Ashton war es mir irgendwie gelungen, die simulektronische Grenze zwischen den Welten zu überqueren!
    Aber wie?
    Die Tür fiel ins Schloß, und ich sah Jinx vor mir stehen. Sie begann zu lachen, als sie vor mir niederkniete und mir den Helm abnahm.
    »Doug! Jetzt bist du hier oben!«
    Ich starrte sie unsicher an.
    »Begreifst du denn nicht?« fuhr sie fort. »Ich habe dich die ganze Zeit gefragt, ob er in Kontakt mit dir ist, damit ich meine Rückkehr genau abstimmen konnte!«
    »Du hast dich zurückgezogen«, sagte ich stockend, »und du bist hier heraufgekommen. Du wußtest, daß er in Empathieverbindung mit mir stand. Und du hast die Stromspannung schlagartig gesteigert!«
    Sie nickte.
    »Es ging nicht anders, Liebling. Er wollte eine ganze Welt zerstören – obwohl er sie retten konnte.«
    »Warum hast du mir denn nicht gesagt, was du vorhattest?«
    »Das ging doch nicht. Sonst hätte er es auch gewußt.«
    Wie betäubt stand ich auf. Ungläubig betastete ich meinen Brustkasten, meinen Bauch, meinen Unterkiefer. Ich konnte es immer noch nicht fassen, daß ich keine Verletzungen hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich ganz begriff. Durch den Tausch mit dem anderen Hall war er in den Besitz des tödlich verwundeten Körpers gerade noch rechtzeitig gelangt, um einen letzten Atemzug tun zu können!
    Ich tappte durch das Zimmer, kam an dem polierten Metallkasten vorbei und sah mein Spiegelbild. Ich sah aus wie immer.
    Jinx hatte nicht übertrieben, als sie behauptete, daß Hall, der Große Simulektroniker, und Hall, das Analogwesen, äußerlich identisch seien.
    Am Fenster starrte ich auf eine vertraute Straßenszene hinunter – Transportbänder, Flugwagen, Landeinseln, Menschen, die genauso angezogen waren wie die Reaktions-Subjekte in meiner eigenen Welt. Aber warum sollte hier etwas verschieden sein! Meine Analogstadt mußte ein Abbild dieser Stadt sein, wenn sie ihren Zweck erfüllen sollte.
    Ich sah genauer hin und erkannte einen Unterschied. Viele Personen rauchten gemächlich ihre Zigaretten. Hier oben gab es keinen Zweiunddreißigsten Verfassungszusatz. Und es war klar, daß eine der simulektronischen Funktionen meiner unechten Welt darin bestanden hatte, die Erfolgschancen einer Tabak-Prohibition zu prüfen.
    Ich drehte mich um.
    »Glaubst du denn, daß wir damit durchkommen?«
    Sie lachte.
    »Warum nicht? Du bist

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