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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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    Von Anfang an ließ sich erkennen, daß die Darbietungen des Abends Horace P. Siskins Ruf als phantasievoller und fabulöser Gastgeber bestätigen würden.
    Allein mit dem Tycho-Akrobatentrio hatte er schon die ungewöhnlichste Unterhaltung des Jahres geboten. Als er aber den ersten Hypnostein aus dem Syrtis Major-Gebiet des Mars enthüllte, war klar zu sehen, daß er einen neuen Gipfel seines Ruhms erklommen hatte.
    Für mich sanken Trio und Stein, so interessant sie an sich auch sein mochten, auf die Ebene des Alltäglichen, bevor die Party noch zu Ende ging. Ich spreche nämlich als Autorität, wenn ich sage, daß es nichts Bizarreres gibt, als einen Menschen – einfach verschwinden zu sehen.
    Das gehörte übrigens nicht zu den Darbietungen.
    Als Kommentar zu Siskins Verschwendungsexzessen sollte ich vielleicht beitragen, daß die Tycho-Akrobaten einer Schwerkraft bedurften, die der auf der Mondoberfläche herrschenden entsprach. Die G-Unterdrückungs-Plattform, voluminös und fremdartig in der vornehmen Umgebung, beherrschte eines der Zimmer der großen Dachgartenwohnung, während die dafür erforderlichen Generatoren fast den ganzen Garten ausfüllten.
    Die Hypnostein-Vorführung war ein komplettes Unternehmen für sich, einschließlich zweier Ärzte. Ohne zu ahnen, welche Überraschungen der Abend noch bringen sollte, verfolgte ich die Vorgänge mit sachlichem Interesse.
    Ich bemerkte eine schlanke, junge Brünette, deren durchdringende, dunkle Augen sich umwölkten und hin und her zuckten, als eine der Facetten des Steins sanfte blaue Schatten auf ihr Gesicht warf.
    Der Kristall rotierte mit aufreizender Langsamkeit auf dem Plattenteller, sandte Strahlen polychromatischen Lichts durch das dunkle Zimmer gleich Speichen eines großen Rades. Der Stein kam zum Stillstand, und ein dunkelroter Lichtstrahl fiel auf das argwöhnische Gesicht eines älteren Mannes, der zu Siskins Geschäftsfreunden gehörte.
    »Nein!« reagierte er sofort. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht geraucht. Ich fang’ nicht damit an.«
    Gelächter brandete auf, und der Stein rotierte weiter.
    Vielleicht aus der Befürchtung heraus, daß ich das nächste Opfer sein mochte, zog ich mich in den Erfrischungsalkoven zurück.
    An der Bar betätigte ich die Wählscheibe des Automixers für einen Scotch Asteroid und starrte durch das Fenster auf die glitzernde Stadt hinunter.
    »Würden Sie für mich Whisky mit Wasser wählen, Doug?«
    Es war Siskin. In dem gedämpften Licht wirkte er überaus klein. Ich sah ihn herankommen und bestaunte von neuem die Widersprüchlichkeit äußerer Erscheinung. Er erreichte kaum eine Größe von ein Meter sechzig, hatte aber die stolze, sichere Haltung eines Riesen – was er, zumindest finanziell gesehen, auch war. Ein dichter Haarschopf, nur von einzelnen Silberfäden durchzogen, entsprach ebensowenig seinen vierundsechzig Jahren wie sein nahezu faltenloses Gesicht und die unruhigen, grauen Augen.
    »Einmal Whisky mit Wasser, kommt sofort«, bestätigte ich trocken und gab den Auftrag an den Automixer weiter.
    Siskin lehnte sich an die Bartheke.
    »Sie scheinen sich nicht zu amüsieren«, bemerkte er mit einer Spur von Verdrossenheit, aber ich reagierte nicht.
    Er stellte einen Fuß auf die Querleiste eines Hockers.
    »Das Theater kostet eine Menge Geld. Alles Ihretwegen. Ein bißchen mehr sollten Sie das schon würdigen.«
    Sein Getränk erschien, und ich gab ihm das Glas.
    »Alles meinetwegen?«
    »Na ja, nicht ganz.« Er lachte. »Ich muß zugeben, daß das keine schlechte Reklame ist.«
    »Eben. Presse und Fernsehen sind ja stark vertreten.«
    »Sie haben doch nichts dagegen, oder? So etwas könnte der Test-AG gewaltig auf die Beine helfen.«
    Ich nahm mein Glas aus dem Fach des Automixers und leerte es zur Hälfte.
    »Die TEAG braucht so etwas nicht. Sie kann alleine stehen.«
    Siskin wurde ein bißchen wütend – wie immer, wenn er Widerspruch begegnete.
    »Hall, ich kann Sie gut leiden. Ich sehe möglicherweise eine interessante Zukunft für Sie, nicht nur in der TEAG, sondern vielleicht auch in anderen Unternehmungen meines Konzerns – allerdings …«
    »Mich interessiert nur die TEAG.«
    »Zur Zeit ist Ihr Beitrag jedoch ausschließlich technischer Natur«, fuhr er mit Entschiedenheit fort. »Bleiben Sie bei Ihrem Leisten als Direktor, und überlassen Sie alles andere meinen Werbespezialisten.«
    Wir tranken stumm.
    Dann drehte er das Glas in seinen kleinen Händen.
    »Ich könnte

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