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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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ein persönliches Gespräch führen.«
Mirsky streifte sich den Kopfhörer über und schaltete den
Ton zum Mithören aus. »Kommunikation, verbinden Sie mich
mit dem Geschwaderführer.« Es klickte in seinem
Kopfhörer. »Sir?«
    »Haben Sie mit dem Ausweichmanöver begonnen?«
    »Ja, Sir. Die Prince Vaclav…«
    Das Kreischen des Druckabfallalarms drang ihm wie ein Messer in
die Ohren. »Alle sofort Schutzanzüge anlegen,
verdammt!«, brüllte Mirsky und zerrte den Kopfhörer
herunter. Offiziere und Mannschaft rannten zu dem Schrank mit den
Notausrüstungen im hinteren Teil der Kabine hinüber, legten
die Schutzkleidung an und stolperten zurück auf ihre Posten,
während ihre Stellvertreter dem Beispiel folgten. Genau wie alle
wesentlichen Nervenzentren des Schiffes wurde die Kommandozentrale
bereits mit dem Sauerstoffvorrat für Notsituationen versorgt,
aber Mirsky war kein Mann, der Risiken einging. In einem
Nahkampfgefecht von Schiff zu Schiff würden Schutzanzüge
zwar wenig nützen, aber Druckabfall war eine weitere Bedrohung,
eine Bedrohung ganz anderer Art, die man an Bord eines
Sternenschiffes fast ebenso fürchtete wie Feuer oder
Verstrahlung. »Schadenkontrolle, melden Sie sich«, grunzte
er. Als ein Obermaat vorbeikam und ihm einen Schutzanzug hinstreckte,
stand er auf und legte ihn langsam an, wobei er den Statusmelder
nochmals gründlich überprüfte.
    »Melde gehorsamst, dass wir großen Druckabfall auf dem
A-Deck verzeichnen, Sir, kritische Dekompression, wir verlieren immer
noch Sauerstoff. Ah, melde gehorsamst, dass im Quadranten drei der
Lidar-Emission offenbar ein Schaden aufgetreten ist.«
    »Sorgen Sie dafür, dass alle Schutzanzüge tragen.
Geschütze, Radar, wo stehen wir jetzt?«
    »Torpedoeinschlag in eins-fünf Sekunden. Unbekanntes
Zielobjekt hält Kurs, müsste in eins-zwei Sekunden für
zwei-null Sekunden in unsere Feuerzone geraten, danach
zurückfallen.«
    Helsingus nickte. »Alle Rohre geladen«, meldete er.
    »Schadenkontrolle: Überprüfen Sie die
Versorgungssysteme, finden Sie heraus, was, zum Teufel, da los
ist.«
    »Habens schon, Sir. Hab hier irgendeine Verseuchung. Die
Quelle liegt innerhalb des Versorgungssystems eins: seltsame
organische Moleküle, niedrige Konzentration. Hab
außerdem… äh… Ausbrüche von Feuer
lokalisiert, vor allem auf dem A-Deck. Wir haben den Schaden im
Lidarraster geortet, liegt da, wo die Raumtrümmer eingeschlagen
haben. Hm… Sechzehn Besatzungsmitglieder werden vermisst. Zone
zwei des A-Decks liegt offen im Vakuum. Die Vermissten haben sich
zuletzt alle dort aufgehalten.«
    »Noch fünf Sekunden bis zur Zündung der letzten
Torpedostufe.«
    »Jetzt wollen wir die mal ein bisschen verwirren«, sagte
Helsingus. »Laser auf volle Kraft.«
    »Zu Befehl, Sir, volle multispektrale Aufblendung
läuft.«
    Helsingus beugte sich zur Seite und murmelte irgendetwas in sein
Kopfmikro, worauf Radar eins etwas erwiderte. Gleichzeitig
betätigten beide verschiedene Schalter. Die entscheidende
Kontrolle über die riesigen Laserraster rund um das Kriegsschiff
überließ Radar eins jetzt Helsingus und seinen beiden
Assistenten, die sofort damit anfingen, neue Instruktionen
einzugeben.
    Die Lord Vanek bewegte sich im rechten Winkel zu den zwei
feindlichen Schiffen und beschleunigte mithilfe gekrümmter
Raumzeit so, dass sie sich von den beiden stillen Verfolgern
entfernte. Währenddessen sausten die beiden durch
Salzwasser-Fission angetriebenen Torpedos, die im Hintergrund nur
noch als grelle Funken auszumachen waren, wie zwei nukleare
Feuerwerkskörper auf die feindlichen Kriegsschiffe zu. Und jetzt
begann das dichte Mosaik von Konsolen, mit denen der zylindrische
Rumpf der Lord Vanek übersät war, intensives reines
Laserlicht auszuschicken. Tausend verschiedene Farben tauchten auf
und bildeten ein einziges strahlendes Diadem aus Licht. Megawatt,
dann Gigawatt von Energie strömten aus, sodass die
Schiffshülle wie eine zielgerichtete Magnesiumflamme zu leuchten
begann. Dieses Leuchten, das immer stärker wurde, konzentrierte
sich auf zwei wohl kontrollierte Strahlen, die so intensiv waren,
dass sie im Umkreis von tausend Kilometern wie ein
Schweißbrenner durch Stahlplatten schneiden konnten.
    Gleichzeitig liefen die Torpedos zu höchster Schubkraft auf
und pendelten ständig hin und her, während sie die letzten
dreitausend Kilometer zu den sich nähernden Schiffen des Feindes
überbrückten. Die Torpedos waren zehnmal schneller als die
Interkontinentalraketen

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