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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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jener Epoche, die der allgemeinen Verbreitung
der Raumfahrt vorausgegangen war. Dass sie pendelten und
Ausweichmanöver durchführten, zielte darauf ab, den
gezielten Laserstrahlen des Feindes, mit denen zu rechnen war,
möglichst zu entgehen. Dabei stützten sie sich auf passive
Sensoren und ausgefeilte Algorithmen, um die erwarteten
Störungen und Gegenmaßnahmen des Feindes zu
konterkarieren. Sie brauchten kaum dreißig Sekunden, um den
Abstand zu überwinden, und stießen auf so gut wie keine
Abwehr.
    Von der Kommandozentrale der Lord Vanek aus betrachtet, war
der Einsatz undramatisch. Einer der Punkte, die die Verfolger
markierten, verschwand ganz einfach. An die Stelle des feindlichen
Schiffes traten Trümmersplitter und heiße Gase,
angestrahlt von einem glühenden Punkt, der viel heller war als
jede herkömmliche Kernexplosion. Da die Schiffshülle weit
aufgerissen war und die Antriebsverkleidung beschädigt,
verteilte sich die Antimaterie in der Brühe aus Metall und
Wasserstoff und löste dort ein Chaos merkwürdiger
subnuklearer Reaktionen aus. Aber nur einer der elf Torpedos hatte
direkt ins Ziel getroffen.
    »Melde gehorsamst, dass ich weitere Neutrino-Impulse
registriert habe«, sagte Radar. »Und zwar nicht von dem
Objekt, das wir getroffen haben…«
    Mirsky starrte auf den Hauptschirm. »Schadenkontrolle: Was
ist mit dem A-Deck? – Ruder: Machen alle anderen das
Ausweichmanöver mit?«
    »Das A-Deck ist zum Vakuum hin immer noch offen, Sir. Ich
habe eine Kontrollmannschaft hingeschickt, aber sie hat sich bislang
nicht gemeldet. In der vierten Recyclinganlage verzeichnen wir
Druckabfall, aber wir haben kein Zeichen von einem Außenleck.
Ah… Bei den Lasern registriere ich einen größeren
Energieabfall, irgendwo verlieren wir Megawatt.«
    »Hab all unsere Schiffe vor einer Minute über das
Ausweichmanöver informiert, Sir. Bis jetzt haben…«
Vulpis fluchte. »Die Kamchatka ist verschwunden,
Sir!«
    »Wohin, verdammt noch mal?« Mirsky beugte sich vor.
    »Schon wieder ist ein Identifikationssignal
verschwunden«, rief Radar. »Das von der…« Der
Mann schwieg kurz, während sich seine Augen vor Bestürzung
weiteten. »Von der Kamchatka«, fuhr er fort. Auf dem
Hauptschirm vorn an der Brücke verlängerten sich die
Vektoren des kaiserlichen Schlachtschiffes bis zu dreihundert K.p.S.
und krochen weiter hoch. Der Zielplanet war in der Mitte zu sehen,
unendlich weit, außerhalb jeder Reichweite.
    Mirsky sah zu Ilja, seinem Ersten Offizier, der seinen Blick
besorgt erwiderte.
    »Bei allem Respekt, Sir, die kämpfen nicht auf
irgendeine Weise, die uns vertraut ist…«
    Rot blinkende Lämpchen. Schrille Sirenen. Irgendwelche
Befehle, die jemand von der Schadenkontrolle in ein Megafon
brüllt. »Status!«, schrie Mirsky. »Was geht hier
vor, verdammt noch mal?«
    »Verlieren Druck auf Abschnitt eins des B-Decks, Sir!
Überhaupt keine Anzeigen im Abschnitt drei, zieht sich durch vom
A- bis zum D-Deck. Große Energieschwankungen, Verteiler
vierzehn in der Kabine D neun-fünf brennt. Ah, eine Kabine liegt
offen im Vakuum, eine weitere, B vier-fünf, brennt. Komme zur
Schadenkontrolle auf dem B-Deck überhaupt nicht durch. Und auf
dem C-Deck ist die Hölle los…«
    »Alles oberhalb des F-Decks versiegeln«, ordnete Mirsky
mit kreidebleichem Gesicht an. »Und zwar sofort! –
Geschütze: Köder zwei und drei zum Start
vorbereiten…«
    Aber er kam zu spät, um sein Schiff noch zu retten. Denn der
Schwarm von bakteriengroßen Replikatoren, der eingebettet in
eine Hülle aus künstlichen Diamanten mit sechshundert
K.p.S. ins A-Deck eingedrungen war und sich durch fünf
Schiffsdecks gefressen hatte, erreichte schließlich auch die
technischen Räume. Dort fraß er weiter und brütete
neues Unheil aus…
     
    Wassilys Stimme schwankte vor Nervosität und Angst, was unter
anderen Umständen komisch gewirkt hätte. »Ich verhafte
Sie wegen Sabotage, Landesverrat, unbefugter Nutzung verbotener
Technologien sowie Begünstigung und Beherbergung von Feinden der
Neuen Republik! Geben Sie sofort auf, wenn Sie die Sache nicht noch
schlimmer machen wollen!«
    »Halt den Mund und greif nach der Sitzlehne, falls du nicht
zu Fuß nach Hause möchtest. – Martin, wenn’s dir
nichts ausmacht, hilf ihm doch bitte hinunter… Richtig so. Ich
muss die Luke schließen…«
    Rachel blickte sich angewidert nach dem Neuankömmling um.
Dabei war die Aussicht an sich so wunderschön: überall
Sterne. Und ein erdähnlicher Planet, der

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