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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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1.
    Weine nicht, es kann nur besser werden
    Ich heiße Melda. Ein etw as seltsamer Name, ich weiß. Ich bin Türkin, deshalb. Der Name bedeutet so viel wie »jung«, »grazil«, »fein« oder auch »frisch«. Ich finde, das passt alles wunderbar zu mir. Dabei war meiner Mutter, die ihn für mich aussuchte, vor allem wichtig, dass er aus dem Türkischen stammt, gleichzeitig aber auch auf Deutsch leicht auszusprechen ist. Sie selbst heißt Züleyha, da kann man ihre Überlegung schon verstehen. Jedenfalls habe ich mich an meinen Namen gewöhnt. Zeit genug hatte ich schließlich, bis heute exakt achtzehn Jahre, fünf Monate und zwölf Tage.
    Melda - das bin eben ich.
    Außer mir kenne ich auch niemand anderen, der so heißt. Aber wahrscheinlich kenne ich mich ja nicht einmal selbst - so richtig, meine ich. Das ist in meinem Fall auch nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint.
    Bestimmt sieht man mir an, dass ich Türkin bin. Obwohl ich nur Kopftuch trage, wenn ich eine Moschee betrete, und sonst ebenso gut als Südamerikanerin durchgehen könnte. Oder als Spanierin. Mit meinen dunklen
Augen, dem schwarzen Haar und einer Haut, die selbst im längsten und düstersten Winter noch so aussieht, als würde sie immer ein bisschen Sonne abkriegen. Einige meiner Freundinnen und alle meine Tanten behaupten, ich könnte glatt die Tochter von Penélope Cruz sein, die kommt aus Spanien. Ein nettes Kompliment, aber nein, ich bin und bleibe die Tochter einer Türkin und eines Türken. Darauf bin ich auch stolz, und ich benutze dieses Wort an dieser Stelle ganz bewusst. Obwohl das mit dem Stolz wirklich nicht immer leichtfällt. Das liegt zum größten Teil daran, dass meine Familie und ich nicht in unserer Heimat leben, sondern hier, mitten in Deutschland. In Berlin, um genau zu sein. Und wer es noch genauer wissen will: im Stadtbezirk Schöneberg. Vielleicht ist das nicht unwichtig, obwohl Schöneberg riesig ist. Aber ich wette: Denen, die den Teil Schönebergs kennen, in dem wir wohnen, die Gegend um den U-Bahnhof Bülowstraße, sagt das eine ganze Menge.
    Dass ich Türkin bin, ist aber nur die halbe Wahrheit. Ich war ungefähr neun Jahre alt, als ich einen deutschen Pass bekam, nicht auch , sondern nur einen deutschen. Also bin ich ganz offiziell, mit Stempel, amtlichem Segen und allem, was dazugehört, deutsche Staatsbürgerin. Nicht, dass mich damals jemand gefragt hätte - mich, eine Neunjährige! Doch inzwischen habe ich mir die deutsche Staatsbürgerschaft redlich verdient. Immerhin bin ich in Berlin nicht nur geboren, sondern auch aufgewachsen. Ich gehe hier zur Schule, und wer sich mit mir unterhält, wird schnell feststellen, dass ich die deutsche Sprache absolut unfallfrei hinbekomme. Ihre Grammatik ist zwar verflixt kompliziert, sie macht mir aber nicht mehr zu schaffen als meinen
deutschen Mitschülern. Türkisch beherrsche ich natürlich auch, allerdings nicht so gut, selbst mein Englisch ist besser, was meine Eltern nicht unbedingt erfahren müssen. Um aber bei dem Gedanken zu bleiben: Seit ich auf der Welt bin, habe ich - von ein paar Urlauben und dem einen oder anderen kleinen Ausflug abgesehen - immer nur die Luft dieser Stadt geatmet. Zwar ist unsere Familie, und da schließe ich jetzt mal meine Großmutter mütterlicherseits, zwei Tanten und zwei Onkel mit ihren jeweiligen Familien mit ein, mehrmals umgezogen, es ging aber nie über die Grenzen Schönebergs hinaus.
    Soll keiner sagen, dass einen das nicht prägt. In Istanbul oder in Antalya wäre sicher eine ganz andere Melda aus mir geworden. Oder erst in Çarşamba. Das ist eine Stadt mit einigen angeschlossenen Dörfern im Norden der Türkei, aus der stammen meine Eltern. Wahrscheinlich hätten sie mir dort sogar einen anderen Namen gegeben.
    Aber sie leben hier, und ich lebe bei ihnen. Und, da will ich niemandem etwas vormachen: So ein deutscher Pass ist eine schöne Sache. Besonders, wenn man ins Ausland verreisen will oder sich um eine Arbeitsstelle bewirbt oder mit den Behörden etwas zu klären hat, ist er ungemein hilfreich. Das weiß ich von meinem Vater, ich selbst habe meinen Pass noch nicht oft benutzt. Andererseits ändern ein paar Blätter amtliches Papier mit Wasserzeichen zwischen zwei weinroten Pappdeckeln nicht automatisch auch den Menschen, dem sie gehören. Der behält seine Herkunft, und ihm bleibt die Geschichte seiner Familie und seines Landes, seine Religion, erst recht sein Inneres, das, was ihn tief im Herzen

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