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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Muster folgte. Bis zu jenem Nachmittag im Dezember ... war es wirklich möglich, dass seit diesem Nachmittag erst acht Monate vergangen waren?
    Sie stützte den Ellbogen auf das Bein und das Kinn in die Hand und ließ es zu, dass ihre Erinnerung in jenen frostigen Nachmittag zurücktrieb ...
    »Mistress Alexandra? Oh, da sind Sie ja. Ich habe schon überall nach Ihnen gesucht.« Das junge Dienstmädchen rückte seine Haube zurecht, als es sich unter dem nackten Zweig des Apfelbaumes hindurchduckte. Der frische Winterwind sorgte für Atemlosigkeit und rote Wangen.
    »Nun haben Sie mich ja gefunden, Dorcas. Wie kann ich Ihnen helfen?« Alexandra saß auf einer Bank im verhältnismäßig geschützten Obstgarten, schloss ihr Buch über dem behandschuhten Finger und blickte auf zu dem Mädchen.
    »Mistress Simmons, Miss. Die Mistress verlangt nach Ihnen.«
    Alexandra erhob ihre zierliche Gestalt von der Bank und zog den Umhang fester um sich.
    »Dann soll sie mich auch bekommen. Wo ist sie?«
    »Im Wohnzimmer, Miss.«
    Alexandra nickte.
    »Danke, Dorcas.« Rasch schritt sie den kleinen Pfad zwischen den Apfelbäumen hinab; ihr Schritt erinnerte an den eines ungestümen Fohlens, das es kaum erwarten konnte, auf die Weide zu gelangen. Am Fuße eines grünen Rasenstücks, das zu einem hübschen Haus aus grauen Steinen führte, brach sie durch die gepflegten Reihen gestutzter Obstbäume. Die Sonne verstärkte den Farbton der roten Dachziegel des Hauses; einen Moment lang blieb sie stehen und genoss den Anblick. In den letzten fünf Jahren war hier ihr Zuhause gewesen. Natürlich sehnte sie sich manchmal noch nach dem Heim ihrer Kindheit, nach Combe Abbey, das oben auf den Klippen von Dorset stand und einen Blick über Lulworth Cove bot. Aber das St. Catherine’s Seminary for Young Ladys hatte ihr so viel Anlass zur Dankbarkeit gegeben.
    Sie spazierte in Richtung Haus zu einem Seiteneingang. Der enge Flur war erfüllt von vertrauten Gerüchen nach Bienenwachs und Lavendel, und sie konnte das Geplapper mädchenhafter Stimmen hören, das aus einem der Schulzimmer drang, als sie an einer geschlossenen Tür vorbeikam. Sie lächelte leicht - vor gar nicht langer Zeit hätte ihre Stimme sich unter die der anderen gemischt. Alexandra durchquerte die Halle und klopfte an die Tür.
    »Herein.«
    Alexandra trat ein und lächelte zur Begrüßung.
    »Dorcas hat gesagt, dass Sie mich zu sehen wünschen, Helene.«
    »Ja, meine Liebe.« Die Frau mittleren Alters hinter dem Schreibtisch setzte ihren Nasenkneifer ab und rieb sich erschöpft die Augen. »Nimm Platz.«
    Alexandra gehorchte. In den vergangenen fünf Jahren hatte sie viele Stunden in diesem Zimmer verbracht, das teils Wohnzimmer, teils Schulzimmer war, und begierig jeden Brocken Wissen eingesogen, den Helene an sie weitergab. In diesem Moment jedoch verspürte sie ein zartes Zittern in sich, wie bei einem Alarm. Denn ihrer Freundin und Mentorin schien es die Sprache verschlagen zu haben ...
    Einen Moment lang betrachtete Helene Simmons die junge Frau mit schweigendem Mitgefühl. Seit mehr als zehn Jahren schon gehörte ihr das St. Catherines Seminary for Young Ladys, und sie war es gewohnt - wenn auch oft vergeblich -, junge und frivole weibliche Geister so zu erziehen, dass sie geistigen Anregungen gewachsen waren. Die jungen Mädchen, die zu ihr in Pflegschaft kamen, stammten üblicherweise aus dem Landadel und hatten die Aussicht auf gute Eheschließungen vor sich, auf die Amüsements der Saison, die langen, herzzerbrechenden Jahre des Kindergebärens. An den raffinierteren Geistesgenüssen zeigten diese Mädchen kaum Interesse, wenngleich sie auch begierig am Tanz- und Musikunterricht sowie an Lektionen zu Haltung und Benehmen teilnahmen. Alexandra Douglas war vollkommen anders gewesen.
    Von jenem ersten Augenblick an, den das damals fünfzehnjährige Mädchen auf St. Catherine’s verlebt hatte, war Helene bewusst gewesen, dass sie endlich einen Zögling mit Potenzial bekommen hatte. Alexandras Neugier kannte keine Grenzen; es gab nichts, wovon sie nicht fasziniert war, ob es sich nun um eine mathematische Gleichung handelte oder um eine raffiniertere Maßnahme in der Landwirtschaft, um die Feinheiten der Bienenhaltung oder die Poesie des Catullus. Für Helene war es eine pure Freude gewesen, den undisziplinierten Geist des Mädchens in die richtigen Bahnen zu lenken und es zu der höchst vollendeten jungen Frau heranreifen zu sehen, die ihr an diesem frostigen

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