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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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die Bibliothekarin Mistress Hathaway? Wie passt sie eigentlich in diesen Haushalt?« Mit dem lässigen Tonfall hoffte er, seine bohrende Neugierde über diese Frau verbergen zu können, in deren wundervollen grauen Augen eine Lebhaftigkeit glitzerte, die ihre Erscheinung Lügen strafte.
    »Weiß nicht genau«, gestand Marcus ein, »ich vermute, dass mehr in ihr steckt als nur eine Bibliothekarin. Nehme an, dass sie sich auch um Sir Stephens geschäftliche Angelegenheiten kümmert. Er ist durch und durch ein Spieler und liebt es, um Bargeld zu spielen. Es mag merkwürdig aussehen, aber offensichtlich ist unsere Bibliothekarin eine Expertin auf diesem Gebiet.«
    »Mmh.« Perry kaute nachdenklich. Wirklich alles sehr merkwürdig. »Und woher kommt sie?«
    »Keine Ahnung.« Marcus warf die Serviette beiseite. »Perry, wenn du hier fertig bist, sollten wir uns auf den Weg zur Abbey machen. Stephen scharrt bestimmt schon mit den Füßen.«
    Perry aß zu Ende, wischte sich den Mund ab und trank einen letzten Schluck Ale, bevor er seinen Stuhl zurückschob.
    »Stets zu Diensten, Sir.«
    Sie spazierten den Weg zur Abtei hinauf. Die Morgenluft war noch ein wenig frostig; ein Nebel, der vom Meer her landeinwärts zog, bedeckte das graue Wasser der Meerenge, das über die Klippen rollte. Auf der kreisförmigen Auffahrt vor der Abbey warteten ein paar Männer, gehüllt in zugeknöpfte Umhänge, während die Diener hinter ihnen die Angelruten, Haken und Fliegen trugen sowie den anderen üblichen Krimskrams.
    Sir Stephen blickte betont auf seine Taschenuhr, als er die Neuankömmlinge begrüßte.
    »Na endlich, da seid ihr ja. Wir müssen uns beeilen, um den ersten Aufstieg nicht zu verpassen. Vor Sonnenaufgang beißen sie am besten.«
    »Verzeihen Sie, Sir Stephen«, erwiderte Perry versöhnlich. »Ihre Gastfreundschaft am vergangenen Abend war einfach zu gut. Heute Morgen habe ich kaum aus dem Bett gefunden.«
    Sir Stephen sah ein wenig besänftigt aus.
    »Nun, jetzt sollten wir aber wirklich aufbrechen.« Er umfasste die Gruppe mit einer Geste. »Eigentlich sollte ich darum bitten, dass Sie sich einander selbst vorstellen. Aber das überlasse ich Marcus, der kennt den größten Teil der Gesellschaft.« Er eilte in Richtung der Rückseite des Hauses, und die Gruppe folgte ihm.
    Aus dem Eckfenster ihres Schlafzimmers beobachtete Alexandra, wie die Männer am Haus vorbeigingen. Zielsicher richtete sich ihr Blick auf die große Gestalt des Honorable Peregrine, auf dessen lange, lässige Schritte, den blonden, unbedeckten Haarschopf und die goldfarbenen Locken, die in der frühen Morgensonne glitzerten. Seine Handschuhe trug er in der Hand; er war in ein lebhaftes Gespräch mit Marcus Crofton vertieft, der neben ihm ging.
    Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass er das Decamerone sehen wollte. War er etwa Sammler? Bestimmt, denn ein solcher Wunsch wies auf einen literarisch gebildeten Geist hin, vielleicht sogar auf einen bibliophilen. Ein kleiner Schauder der Aufregung durchflutete sie, als sie sich an den Frisiertisch setzte und mit ihrem lang dauernden Prozess der Verkleidung anfing. Nach ihrer eingestandenermaßen verbitterten Meinung hatte Combe Abbey sich dieser Tage zu einem Hort des Spießbürgertums ent-wickelt. Die Unterhaltung drehte sich ausschließlich um die Angelegenheiten der Gesellschaft vor Ort, um Beschwerden der Lady Maude und die Privatgespräche, die Alexandra mit ihrem Dienstherrn führte - also über den Umgang mit den Konten, dem Einkauf und dem Handel mit den Wertpapieren und Obligationen an der Börse.
    Verzweifelt vermisste sie es, mit jemandem zu sprechen, der ihre persönlichen Leidenschaften teilte. So verzweifelt, dass sie sich glücklich schätzen würde, ihre Zeit in der Bibliothek mit jemandem zu verbringen, der sich auf deren Kostbarkeiten verstand ... ganz gleich, ob es sich um einen Tabak schnupfenden Alten mit wässrigen Augen und verschmutzter Weste handelte, dessen Bart bis zu den Knien reichte. Mr. Sullivan brachte natürlich eine ganz eigene, unleugbare Anziehung mit sich. Diese wunderbaren blauen Augen, dachte sie versonnen, wie die Farbe eines Sommerhimmels. Und dieser goldene Haarschopf auf seiner breiten Stirn mit den zarten Geheimratsecken ... Du lieber Himmel, was ging ihr da eigentlich durch den Kopf? Sie klang ja wie eine halb verrückte Romantikerin, die zu keinem einzigen vernünftigen Gedanken mehr in der Lage war.
    Sie starrte auf ihr Spiegelbild, malte sich die Haut unter den

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