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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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aus dem Bäumen anlocken konnte, sofern er es nur darauf anlegte. Alle seine Freunde teilten natürlich eine oder mehrere seiner Leidenschaften, sei es die der Wissenschaft, der Literatur oder der Philosophie. Und er wusste, dass seine distanzierte Art die jungen Debütantinnen abschreckte, die andernfalls ihre Hüte für ihn in den Ring geworfen hätten. Aber wie um alles in der Welt sollte er in den Eingeweiden von London jemanden finden, der ihm intellektuell gewachsen war?
    Plötzlich war ihm der eigentlich angenehme Morgen verdorben. Perry riss seine Angel so ruppig aus dem Wasser, dass es einen kleinen Schauer glitzernder Tröpfchen versprühte, als der leere Haken durch die Luft schwang.
    »Das sieht dir aber gar nicht ähnlich, Perry«, bemerkte Marcus fröhlich, als er seine eigene Schnur einholte. »Normalerweise bist du doch die Ruhe selbst.«
    Wehmütig lächelnd schüttelte Perry den Kopf.
    »Irgendwie kann ich mich nicht konzentrieren.« Er schaute sich um und stellte fest, dass die anderen ebenfalls ihre Angeln einholten und den Wildhütern übergaben. Der gesammelte Fang stapelte sich in mehreren großen Körben.
    »Frühstück, Gentlemen«, kündigte Sir Stephen an, »frischer Lachs und gutes Ale.«
    Es herrschte einmütige Zustimmung. Die Männer überließen die morgendliche Ausbeute den Jagdgehilfen und machten sich auf den Weg in Richtung Haus. Perry schlenderte hinten in der Gruppe; ein Schatten seiner Grübelei verdarb ihm immer noch die Stimmung.
    »Schon heute Vormittag wirst du Gelegenheit haben, dir das Decamerone anzusehen«, bemerkte Marcus, »wenn wir im Haus ankommen, sollte Mistress Hathaway sich bereits in der Bibliothek aufhalten.«
    »Ah.« Perrys Miene hellte sich augenblicklich auf. »Das hatte ich tatsächlich für eine Sekunde vergessen. Ich frage mich, ob sie wohl die Zeit hat, mir noch ein paar andere Raritäten zu zeigen.«
    »Ich bin überzeugt, dass es ihr ein Vergnügen sein wird. Normalerweise macht sie wenig Worte, aber ich habe selbst gesehen, wie ihr Blick sich aufhellt, wenn das Thema auf ihre Schätze gelenkt wird. Sie tut wirklich so, als gehörten sie ihr.« Marcus lachte. »Glücklicherweise ist Stephen nicht besonders besitzergreifend, wenn es um seine Bibliothek geht. Er interessiert sich hauptsächlich dafür, was sie ihm einbringen kann. Daher kann die Lady nach Herzenslust in ihren Fantasien schwelgen, die Bücher würden alle ihr gehören.«
    Perry nickte wie abwesend. Mistress Hathaway musste eine höchst ungewöhnliche Erziehung genossen haben, dass sie in der Lage war, sich ein solch feines Wissen anzueignen. Wie es sich wohl anfühlte, seine Liebe und Fürsorge an Gegenstände zu verschwenden, von denen man wusste, dass ihr Besitzer sie überhaupt nicht schätzte? Bestimmt ist es frustrierend, dachte er, möglicherweise sogar schmerzhaft. Und dann fiel ihm ein, wie hastig sie am vergangenen Abend das hochglucksende Amüsement unterdrückt hatte, als er Sir Stephen über den Mund gefahren war, und er dachte, dass Mistress Hathaway jene spießerhafte Ignoranz, die ihr Dienstherr gegenüber der Schönheit der Bibliothek an den Tag legte, wohl eher als verachtenswert empfand und nicht so sehr als Schmerz, der sie persönlich traf.
    Die Gruppe trampelte durch das Waffenzimmer ins Haus. Im massiven Kamin der großen Halle, wo sich der Tisch unter dem Braten und dem Schinken, den Alekrügen und dem warmen Brot aus dem Ofen förmlich zu biegen schien, war ein Feuer angezündet worden. Der Fang des Morgens verschwand in der Küche, um bald darauf auf dem Tisch wieder aufzutauchen.
    Perry näherte sich seinem Gastgeber.
    »Dürfte ich vielleicht einige der seltenen Bände aus Ihrer Bibliothek betrachten, Sir Stephen? Ungewöhnliche Ankäufe faszinieren mich immer sehr, und mir wurde berichtet, dass Sie über eine wunderbare Sammlung verfügen.«
    »Oh ja ... ja, das glaube ich auch. Mir selbst bedeutet sie nicht so viel, ich habe wenig Zeit zum Lesen«, erwiderte Sir Stephen und griff sich einen Krug Ale vom Tablett eines Dieners. »Aber mir wurde versichert, dass die Sammlung wertvoll ist. Ich denke darüber nach, sie zu verkaufen. Es ist nicht gut, sie in den Regalen verschimmeln zu lassen.« Er trank einen tiefen Zug. »Aber auf jeden Fall müssen Sie sich die Bücher ansehen, mein Lieber. Mistress Hathaway wird sich glücklich schätzen, Sie herumführen zu dürfen. Sie kennt sich aus.« Mit seiner freien Hand deutete er zur Bibliothek im hinteren Teil des

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