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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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habe es schon.« Sie zog den Band aus dem Regal und sprang von der obersten Leitersprosse nach unten. »Sehen Sie nur, wie fein es gebunden ist.« Rasch marschierte sie zum Tisch und hielt den Band unter das Licht. »Diese Ausgabe stammt aus dem Jahr 1492.«
    Peregrine folgte ihr. Die Fähigkeit, ohne besondere Achtsamkeit die Sprossen hinaufzuklettern und hinunterzuspringen, hatte Mistress Hathaway sich vielleicht in jahrelanger Übung angeeignet.
    Vielleicht schneit es auch in Luzifers Inferno.
    Er trat neben sie. Mistress Hathaway hatte sich einen Seidenhandschuh übergestreift und öffnete das Buch mit einem Geschick, aus dem ebenfalls große Übung sprach. Jede Seite blätterte sie mit einer Andächtigkeit um, die ihre frühere Behauptung, keinerlei persönliches Vergnügen oder Interesse an Büchern als solchen zu empfinden, als Unsinn entlarvte. Ihm wurde bewusst, wie sie roch — nach zartestem Blumenduft, der mitten aus ihrem gebeugten Nacken hochzusteigen schien, wo ein schwerer Zopf golden gefleckten Haares sich von der sehr weißen Haut abhob. Perry sog die Luft tief in sich ein, versuchte, die Blume genau zu bestimmen. Limone, dachte er, sehr leicht und frisch. Beinahe mädchenhaft.
    Als ob sie sich seiner Aufmerksamkeit bewusst war, schaute sie ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und größter Vorsicht an.
    »Stimmt irgendetwas nicht, Sir?«
    »Nein, alles in Ordnung.« Er beugte sich über den Band.
    Über die pure Freude, ihre Schätze mit einem Menschen teilen zu können, der genau wie sie Ehrfurcht und Andächtigkeit in sich empfand, vergaß Alexandra ihre Unbehaglichkeit. Freude stieg in ihrer Stimme auf, als sie ihm die Illustrationen zeigte.
    »Finden Sie nicht auch, dass Bacchus hier wundervoll verschmitzt dreinblickt? Wie oft wird er doch als eher boshaft dargestellt. Aber dieses Bild hier zeigt eine ganz andere Interpretation. So habe ich es jedenfalls immer gesehen.«
    »Ja, in der Tat.« Peregrine nahm ihr das Vergrößerungsglas ab und betrachtete die Illustration aus der Nähe. »Er hat wirklich einen verschmitzten Blick an sich, da haben Sie ganz recht. Aber wirklich boshaft ist er nicht.«
    »Sie müssen sich mein L...« Gerade noch rechtzeitig hielt Alexandra ihre Zunge im Zaum und entfernte sich vom Tisch. »Ich möchte Ihnen gern diese Ausgabe der Canterbury Tales zeigen. Sie wurde für eine Erstausgabe gehalten, was sie aber leider nicht ist. Aber immerhin doch eine sehr frühe.« Wieder hüpfte sie flink die Leiter hinauf und ebenso flink herunter, legte die Bände auf den Tisch und schlug sie mit derselben Andächtigkeit auf wie zuvor.
    Mit einem Vergnügen, wie nur echte Kenner es empfinden können, betrachtete Perry den illustrierten Band. Natürlich war ihm klar, dass ein beträchtlicher Teil des Vergnügens daraus resultierte, dass die Besichtigung mit einer gleichgesinnten Begleitung stattfand. Irgendwie war es ungemein anziehend, wie ihre Stimme vor Begeisterung vibrierte, als sie über die raffinierteren Stellen der Illustration sprach, über die wundervoll geformten Buchstaben und die Leichtigkeit, mit der sie ihm folgte, wenn seine Gedanken zu frühen Druckverfahren abschweiften und zu den Tintensorten, die die Mönche für die verschiedenen Illustrationen wohl benutzt haben mochten. Geradezu wie ein Schock überkam ihn die Erkenntnis, dass Mistress Hathaway über die Herstellung eines Manuskripts mindestens ebenso viel wusste wie er, wenn nicht noch mehr.
    Weder sie noch er merkten, wie die Zeit verflog, bis ein diskretes Husten und die entschuldigende Stimme des Dieners sie aus ihrer Vertiefung riss.
    »Sir Stephen lässt fragen, ob Sie sich ihm wohl zum Frühstück anschließen wollen, Mr. Sullivan. Der Lachs kommt frisch aus der Küche.«
    »Oh ja ... selbstverständlich.« Zögernd hob Perry den Kopf. »Ich habe die Zeit vollkommen vergessen.« Er trat zurück und verbeugte sich vor Mistress Hathaway. »Verzeihen Sie, Ma’am, ich habe Sie viel zu sehr strapaziert. Vielen Dank, dass Sie mir diese Kostbarkeiten gezeigt haben. Darf ich Sie wieder besuchen? Ich bin überzeugt, dass es hier noch viele Schätze zu besichtigen gibt.«
    »In der Tat, Sir«, sagte sie und knickste förmlich. »Selbstverständlich dürfen Sie die Bibliothek nutzen, wann immer Sie es wünschen. Sie sind Sir Stephens Gast.«
    Fort war das Funkeln in ihren Augen, verflogen die lebhafte Röte auf ihren Wangen. Plötzlich sah sie so schlicht, so unscheinbar und mausgrau aus wie üblich. Er nickte

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