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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Hauses. »Bestimmt ist sie da drinnen, davon bin ich überzeugt.«
    »Danke.« Perry nickte zuvorkommend und machte sich auf den Weg in den hinteren Teil des Hauses. Sehr leise öffnete er die Tür und trat in einen großen, dämmrig beleuchteten Raum.
    Die Bücherregale reichten vom Boden bis zur Decke. Im Kamin brannte ein kleines Feuer. Die Fenster zeigten auf die hinteren Gärten hinaus, die zu dieser Tageszeit im Schatten lagen. Eine einzige Lampe brannte auf einem massiven Eichenschreibtisch, an dem eine Frau saß, die sich konzentriert über das Pergament beugte, das vor ihr auf dem Tisch lag. Die Frau war so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihren Besucher, der in der Tür stand und sie beobachtete, anfangs gar nicht registrierte. Das Licht der Lampe warf Schatten auf ihr gelblich braunes und dunkler kastanienfarbenes Haar, das zu weichen Zöpfen geflochten war. Mit ungeduldiger Hand schob sie eine Strähne zur Seite, die ihr die Wange kitzelte.
    Perry durchfuhr es wie der Blitz, dass an ihrer Geste irgendetwas nicht stimmte, irgendwie merkwürdig jugendlich wirkte. Mit leicht gerunzelter Stirn war sie über ihre Arbeit gebeugt, bis ein sanftes Lächeln sich über ihr Gesicht breitete. Ein Lächeln des nackten Triumphs und der Zufriedenheit. Leise lachte sie auf, hell und melodiös, und schrieb ein paar Sekunden lang rasch etwas nieder. Als sie quer über den Tisch nach einem weiteren Blatt griff und die Lampe ihr Gesicht erhellte, starrte Peregrine sie erschrocken an. Denn ihre Miene schien die Konturen ihres Gesichts zu verändern, weicher zu machen, in gewisser Weise runder. Eigentlich war die Veränderung kaum zu erkennen; und doch sorgte sie dafür, dass die feinen Härchen in seinem Nacken sich aufrichteten und dass ihm ein kleiner Schauder der Aufregung über den Rücken jagte.
    Abrupt schaute sie zur Tür. Jetzt erst fiel ihr auf, dass sie Publikum hatte. Ihr Mund formte ein kleines, überraschtes Oh, und eine Spur Unsicherheit huschte ihr über das Gesicht. Unsicherheit und eine gewisse Furcht, dachte Perry, aber wovor? Dann war dieser Ausdruck auch schon wieder verschwunden, und als er sich vor der unscheinbaren Mistress Hathaway verbeugte, spürte er deutlich, wie enttäuscht er war, dass das flüchtige Auftauchen einer anderen Person unter der schäbigen Oberfläche nicht mehr als nur Einbildung gewesen war.
    »Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu erschrecken, Ma’am. Aber Sir Stephen sagte, dass ich stören dürfe, sofern Sie ein wenig Zeit erübrigen könnten, mir zu helfen. Ich bin höchst begierig darauf, das Decamerone zu sehen ... und andere Schätze, die Sie mir zeigen können.«
    Peregrine wanderte zum nächsten Regal, schaute sich die Bücherreihe an und berührte die Lederrücken mit den Fingerspitzen.
    »Soweit ich weiß, waren Sir Arthur und vor ihm dessen Vater verantwortlich für die Ankäufe. Offenbar waren sie nicht nur Buchliebhaber, sondern auch äußerst raffiniert.«
    Ein unlesbarer Ausdruck huschte über ihr Gesicht, aber ihre Stimme war flach und die Miene ausdruckslos, als sie weitersprach.
    »Ich habe keine Ahnung, Sir. Ich arbeite für Sir Stephen. Meine Aufgabe besteht darin, die Bibliothek zu katalogisieren und alles zu tun, um den höchsten Preis zu erzielen. Das ist mein einziges Interesse.«
    Peregrine schaute sie ungläubig an.
    »Oh, kommen Sie schon, Ma’am, Sie können mir nicht weismachen, dass Sie kein persönliches Vergnügen dabei empfinden, sich unter solchen Schätzen aufzuhalten.«
    »Sie gehören mir nicht«, sagte sie mit einem unüberhörbar verbitterten Tonfall in der Stimme. »Ich kann es mir gar nicht leisten, persönliche Gefühle für die Bücher zu entwickeln.«
    Plötzlich hatte Perry den Eindruck, als würde er in einen sehr privaten Bereich eindringen - ohne zu wissen, warum er so empfand. Aber er beschloss, dass es besser war, die Sache eine Weile auf sich beruhen zu lassen.
    »Könnten Sie mir vielleicht zeigen, wo ich das Decamerone finde, Ma’am?«, bat er fröhlich. »Ich möchte Ihre Zeit nicht zu sehr beanspruchen.«
    Mistress Hathaway erhob sich und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor.
    »Dort drüben, in der anderen Ecke.« Sie schob eine kleine Bibliotheksleiter zum fraglichen Regal und griff in das oberste.
    »Darf ich helfen?«, fragte Perry und kam rasch an ihre Seite. Ladys, die ihre Jugend hinter sich hatten, waren normalerweise eigentlich nicht so gelenkig beim Erklimmen von wackligen Leitern.
    »Nein, vielen Dank, ich

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