Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
noch sehr klein waren. Und unsere Mutter hat ihre Kinder im Grunde aufgegeben und sich in ihre eigene kleine Welt zurückgezogen. Wir drei hatten niemanden als uns selbst, auf den wir uns verlassen konnten.«
    »Aber immerhin hatten Sie einen großen Bruder. Den Earl.« Alex nippte an ihrem Wein. »Sind Sie ihm auch so nahe wie Ihrem Zwilling?«
    »Ja, aber auf andere Art. Sebastian und ich teilen mehr als nur die gleichen Gesichtszüge.« Er lachte leise. »Wir wissen immer, was der andere gerade denkt. Das ist bei Jasper anders. Aber ich weiß auch nicht, was ohne ihn mit uns geschehen wäre.«
    »Verraten Sie es mir.«
    Er fing an, von seiner Kindheit zu erzählen, über das Elend ihrer Schulzeit, den Schutz, den Jasper seinen Brüdern hatte zuteil werden lassen, und von den herrlichen Ferien im wilden Northumberland. Uber seine Mutter erzählte er nur wenig; aber Alex reichte es zu wissen, dass die mütterliche Entfremdung ebenso ein Teil seines Lebens gewesen war wie bei ihr.
    Er ist anders, wenn er so persönlich mit mir spricht, dachte sie. Seine Miene war zugleich überlegt und weich, und sie fühlte sich auf andere Weise zu ihm hingezogen. Es war, als könne sie verstehen, wie seine Kindheit den Mann aus ihm gemacht hatte, der er heute war, weil diese Kindheit in so vieler Hinsicht ähnlich verlaufen war wie bei ihr.
    Dann hielt er plötzlich inne und lächelte sie an.
    »Sie haben es tatsächlich geschafft, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Aber lassen Sie uns trotzdem über etwas anderes reden. Zum Beispiel über unser Schachspiel. Wie alt waren Sie, als Sie das erste Mal gespielt haben? Und bilden Sie sich nicht ein, dass Sie mich noch mal reinlegen können. Ich weiß ganz genau, dass Sie eine exzellente Spielerin sind.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Für wie dumm halten Sie mich eigentlich?« Er schenkte ihr nach. »Ich habe Sie durchschaut, Ma’am. Und ich weiß, wie durchsetzungsfähig Sie sind. Sie hatten beschlossen, einen Narren aus mir zu machen, und das ist Ihnen wahrlich gelungen. Aber nicht in dem Ausmaß, wie Sie glauben. Ich weiß, was Sie getan haben. Wie alt waren Sie also?«
    Alexandra senkte anerkennend den Kopf Wie hätte sie leugnen sollen, was er ohnehin schon wusste?
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es je eine Zeit gegeben hat, in der ich noch nicht gespielt habe. Mein Vater hat oft am Brett gesessen. Vermutlich habe ich viel gelernt, als ich noch sehr klein war, neben ihm gesessen und zugeschaut habe.«
    »Das muss im Pfarrhaus gewesen sein.«
    Pass auf, beschwor Alexandra sich. Einen Moment lang hatte sie ihre Geschichte vergessen.
    »Ja«, bestätigte sie höflich, »natürlich, im Pfarrhaus.«
    Peregrines Lächeln war so höflich wie ihr Tonfall. Ich kaufe dir nicht ab, dass du in deinem Leben jemals ein Pfarrhaus von innen gesehen hast.
    »Natürlich, denn Ihr Vater war von beachtlicher Gelehrsamkeit.«
    Sie nickte.
    Er trank noch einen Schluck Wein.
    »Es ist recht ungewöhnlich, dass ein verarmter Landpfarrer über die Mittel verfügt, sich solch eine beachtliche Gelehrsamkeit anzueignen. Ganz zu schweigen vom Erwerb der Bücher, über die Sie Sir Stephen unterrichtet haben.«
    »Mein Vater war der jüngste von sieben Söhnen«, behauptete sie mit fester Stimme, »er hatte einen guten Unterricht genossen und er hatte die Familienbibliothek geerbt. Aber abgesehen von dem kleinen Landhaus war das auch schon sein ganzes Erbe. Ist Ihre Neugierde damit befriedigt, Sir?«
    »Ganz und gar nicht«, widersprach er liebenswürdig, »aber bis auf Weiteres kann ich damit leben.«
    Sie schwiegen. Erleichtert begrüßte Alex das Dienstmädchen, das mit Hammelbein und rotem Johannisbeergelee an ihren Tisch kam.
    »Zusammen mit dem Hammel gibt es eine wohlschmeckende Zwiebelsauce, Sir ... Ma’am. Und einen Teller mit Röstkartoffeln.« Das Mädchen stellte die Teller auf den Tisch. »Ist das alles, was Sie im Moment wünschen, Sir ... Ma’am?«
    »Ja, vielen Dank.« Peregrine schickte sie mit einem Nicken fort und griff nach dem Messer. »Darf ich Ihnen ein Stück Fleisch servieren, Ma’am?« Er schnitt mehrere Scheiben ab und legte sie auf ihren Teller, den er zu ihr hinüberschob.
    »Danke.« Sie goss Zwiebelsauce über ihr Fleisch und nahm sich einen Löffel Kartoffeln. Die verführerischen Düfte sorgten dafür, dass ihr das Wasser im Munde zusammenlief. In der nächsten Viertelstunde gab Peregrine ihr Gelegenheit, in Ruhe das Dinner zu genießen; außerdem

Weitere Kostenlose Bücher