Sinnliches Spiel auf Antigua
dunkel, beherrscht, ein Mann ohne Seele, ohne menschliche Schwächen. „Ruh dich aus, Ariel. Ich bin im Nebenraum, falls du mich brauchst.“
Es war, als hätten sie nie miteinander geschlafen, als wären sie sich gerade erst in seiner Praxis auf Wolff Mountain begegnet. Er wirkte düster, abweisend und kalt. Also setzte sie eine gleichgültige Miene auf. „Okay. Gute Nacht.“
Am nächsten Tag bekam sie Jacob kaum zu Gesicht. Ariel wusste nicht, wo er war, und sie fragte nicht. Nach einer wohltuenden morgendlichen Dusche hatte sie sich mit Zeitschriften und ihrem iPad wieder ins Bett zurückgezogen. Tagsüber schlief sie viel, und obgleich sie noch eine gewisse Schwäche spürte, war sie sicher, morgen auf dem Set auftauchen zu können, wie Jacob versprochen hatte.
In den nächsten Tagen lebten sie wie zwei Fremde nebeneinander her. Jacob schlief weiterhin auf dem Sofa. Dann endlich waren die Drehaufnahmen auf Antigua beendet. Das sollte am kommenden Freitag gefeiert werden, bevor am Sonnabend alle die Insel verließen.
Freitagnachmittag ging Ariel noch einmal an den Strand und blickte über das weite Meer. Trotz des Malariaanfalls und der intensiven Arbeit am Set hatte sie die Zeit mit Jacob auf Antigua sehr genossen. Ganz fest wollte sie diese Tage in Erinnerung behalten, die ihr so viel bedeuteten.
Plötzlich tauchte Jacob hinter ihr auf, bereits für die Party angezogen. Sie sah ihn stirnrunzelnd an. Wieso das? Sie hatten doch noch ein paar Stunden Zeit. „Du hast dich schon umgezogen?“
Er sah sie nicht an, sondern richtete den Blick in die Ferne. „Ich komme nicht mit zur Party. Ich muss nach Hause, Ariel. Ich fahre selbst zum Flughafen. Harriet holt den Wagen dort später ab.“
„Du verlässt die Insel?“ Sie sah ihn fassungslos an. „Das begreife ich nicht. Warum hast du es denn so eilig?“
„Meine Aufgabe hier ist erledigt. Und ich war lange weg. Es wird Zeit, dass ich meine Arbeit wieder aufnehme.“
„Aber ich …“ Sie presste die Lippen zusammen, bevor sie etwas sagte, was sie später bereuen würde. Dann setzte sie ein künstliches Lächeln auf. „Ich dachte nur, du würdest bis zum Ende bleiben.“
Er wandte sich zu ihr um, und mit einer verzweifelten Geste zog er sie in die Arme und küsste sie. „Dies ist das Ende“, murmelte er. „Leb wohl, Prinzessin.“
11. KAPITEL
Die Arbeit im Labor konnte Jacob nicht ablenken, geschweige denn trösten. Selbst die vertraute und geliebte Umgebung von Wolff Mountain half ihm nicht. Ständig erinnerte ihn irgendetwas an Ariel. Er sah sie vor sich, wie sie lachte, wie sie ihn liebevoll mit seiner Ernsthaftigkeit aufzog, wie sie sich vertrauensvoll an ihn schmiegte.
Nachts folterte ihn die Erinnerung an ihre gemeinsamen Nächte, an ihren schlanken Körper, an das Gefühl, in ihr zu sein und sie ganz zu besitzen … Es war ein Albtraum. Seine Brüder wussten, dass ihn etwas quälte, aber sie fragten nicht nach, zumindest anfangs nicht. Stattdessen versuchten sie, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Gareth ließ ihn Holz hacken. Kieran nahm ihn mit zum Angeln. Aber nichts nützte.
Also änderten die beiden ihre Taktik. Als sie den Bruder wieder einmal gedankenverloren im Garten antrafen, nahmen sie ihn in ihre Mitte.
„Was soll das?“ Jacob sah sie stirnrunzelnd an. „Warum lauert ihr mir auf? Keine Sorge, ich bringe mich nicht um. Auch wenn ich mein Leben total verpfuscht habe.“
„Was redest du da?“ Gareth nahm den Bruder beim Arm. „Du bist stark, Jacob. Das hast du doch in der Vergangenheit schon bewiesen.“
„Aber diesmal ist alles meine Schuld. Ich habe mich wie ein Idiot benommen. Und ich fürchte, ich habe ihr sehr wehgetan.“
„Ihr?“ Gareth warf Kieran einen vielsagenden Blick zu. „Lass dir etwas gesagt sein, Jacob. Wir haben alle drei viel zu lange allein gelebt, und wir haben uns darauf auch noch etwas eingebildet. Als ob keine Frau uns das Wasser reichen könnte. Aber es ist falsch, das haben zumindest Kieran und ich eingesehen.“ Er legte Jacob einen Arm um die Schultern. „Liebst du sie?“, fragte er leise.
Jacob ließ den Kopf sinken. Warum hatte er nur immer versucht, es zu leugnen? „Ja, ich liebe sie.“
Kieran schlug ihm kräftig auf die Schulter. „Dann tu was. Geh zu ihr. Sag es ihr.“
Als die Brüder ihn verlassen hatten, blieb Jacob nachdenklich zurück. Was hatte er getan? Ariel hatte ihm ihre Unschuld geschenkt, ihr Vertrauen, ja, ihr Herz. Denn er wusste, dass sie ihn liebte. Doch
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