Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
Vom Netzwerk:
Gesellschaft von Luis Itsaskabra, dem gesprächigen Palastkoch, der mir zeigte, wie man die wichtigsten Gerichte der traditionellen baskischen Küche zubereitete und die vier dazugehörigen Soßen anrührte: die schwarze Tintenfischsoße, die Stockfischsoße auf baskische Art, die rote Soße aus Paprika wurst von der Biskaya und die feine grüne Soße zum Seehecht.
    In diesem Sommer fuhr Franco lediglich ein paarmal nach Bilbao. Dort aß er in dem berühmten Restaurant des Hotels Torróntegui oder im Segelclub von Abra, der sich damals im ersten Geschoss im Theater Amaga befand.
    Doch es gab einen Ort, den Franco mit gewisser Regelmäßigkeit aufsuchte: den Aranzadi-Hof, ein schlichtes Gasthaus, das in der Nähe des Dorfes Villabona lag, nicht weit von San Sebastián entfernt.
    Auch wenn er einfaches Essen bevorzugte und bei dem, was man ihm vorsetzte, nicht sehr wählerisch war, hatte der enthaltsame General eine Schwäche für Tintenfische im eigenen Saft, die das Lokal auf seiner Speisekarte hatte.
    Dort sollte der Giftanschlag stattfinden.
    8
    Z u der Gruppe der Verschwörer gehörten außer meinem Onkel Patxi und mir drei Männer, eine Frau und ein Jesuitenpriester.
    Onkel Patxi und der Priester waren mit ihren dreißig beziehungsweise zweiunddreißig Jahren die Ältesten in der Gruppe. Die anderen waren noch jung, kaum ein paar Jahre älter als ich.
    Onkel Patxi, das Mädchen und einer der Männe r s tammten aus Guipúzcoa; der Priester und einer von den Jüngeren waren aus Bilbao; der sechste kam aus Arceniega in der Gegend von Álava.
    Ich wusste nur von Patxi Iramendi, dass er der neu gegründeten ETA angehörte und in der Gruppe das Sagen hatte. Bei den anderen war ich mir nicht sicher, ob sie Mitglieder der Organisation waren oder einfach nur nationalistische Aktivisten.
    Ich fragte nicht nach, und niemand hielt es für nötig, mir irgendwelche Erklärungen zu geben.
    Damals konnte ich nicht wissen, dass mir die fehlenden Informationen über die Verschwörer es später erschweren würden, sie ausfindig zu machen.
    9
    P atxi Iramendi brach seine Priesterausbildung in Saturra rán mit neunzehn Jahren ab, leistete seinen Militärdienst bei den regulären Streitkräften in Sidi Dris, dem spanischen Protektorat von Marokko, und probierte danach sein Glück in Lateinamerika. Er nahm mehrere Anläufe in verschiedenen Ländern; er war Diamantensucher bei den Garimpeiros in Brasilien, der Mann fürs Grobe bei einem reichen venezolanischen Großgrundbesitzer, Söldner im kolumbianischen Bürgerkrieg, Waffenschmuggler in Panama und Mörder für die CIA in Guatemala, wo er bei einer Prügelei in einer Kneipe durch den Schlag mi t e iner Flasche das linke Auge verlor. Dort in Guatemala hatte er von dem Gift erfahren, das den längst überfälligen Tod des Diktators herbeiführen sollte.
    Offensichtlich war Onkel Patxi nicht gerade ein Mann mit festen Grundsätzen; er diente unter jeder Flagge und verdingte sich bei jedem Geldgeber. Ich nehme an, er hätte sowohl bei der ETA als auch bei der Fremdenlegion landen können. Wirklich interessant, wie es ihm gelingen konnte, bei der Terroristenbande eine solche Spitzenposition zu ergattern. Übrigens war das Jahr 1962 das der Unabhängigkeit Algeriens, des Landes, wo Patxi Iramendi fünfundzwanzig Jahre später sein Leben lassen sollte, wenn auch auf andere Weise, als offiziell verlautbart wurde.
    10
    W ie bereits erwähnt, hatte ich in Tolosa eine Freundin, Catalina Irazoqui, in die ich sehr verliebt war, und sie auch in mich.
    Sie war ein einfaches Mädchen, sanft und bezaubernd; eine von diesen Frauen, die jeden normalen Mann im Leben glücklich machen können (und ich war es damals noch). Wir wollten heiraten und nach meiner Rückkehr vom Militär in Tolosa oder San Sebastián leben.
    An meinen revolutionären Aktivitäten nahm sie weder teil noch wusste sie davon. Ich verriet ihr auch nicht, was wir vorhatten.
    11
    D er Plan, den Diktator zu töten, war einfach, aber nicht ganz ohne für mich.
    Mein Vater fungierte stets als erster Vorkoster, dann war ich unter Francos aufmerksamen Blicken eine Stunde später dran.
    Das Gift sollte ich ihm heimlich auf seinen Teller fallen lassen, kurz bevor ich eine Kostprobe nahm. Natürlich würde ich auch vergiftet werden, hatte aber zehn Minuten Zeit, um das Gegengift einzunehmen.
    Das Gift stammt aus winzigen Pilzen, die von den Ceiba-Indios, den Ureinwohnern Guatemalas, die von den Mayas abstammen, an der Sonne getrocknet und zu

Weitere Kostenlose Bücher