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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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Eurer närrischen Mutter in meinem Haus wohnen (vorläufig jedenfalls). Ich werde Euch irgendwann einmal besuchen. Diesen Entschluss hätte ich schon vor langer Zeit fassen sollen …
    Ich bin wirklich erleichtert. Viel Glück, mein Sohn. Dein befreiter Vater
     
    K acke eines Taubenpaars flog vom Himmel herunter – vielleicht waren es die Seelen der Speichellecker Epifanio und Blas – und traf auf meinen kahlen Kopf und das Wort Glück; ein böses Omen. Gleich darauf begann es wie aus Kübeln zu schütten. Wie eine kaputte Puppe blieb ich reglos stehen, bis ich völlig durchnässt war. Genau wie in Casablanca zerlief die Tinte von dem Parker meines erlösten Vaters, und das Papier zerfiel zwischen meinen steifen Fingern. Die Taubenscheiße auf meinem Kopf löste sich im Wasser auf und lief mir wie eine Träne der Trauer über die Wange, wie ein Spritzer Lykurg, dieser dunkelschwarze Saft der Spartaner, der aus Schweineblut, Essig und Salz gemacht wurde.
    Die Seele randvoll mit gestoßenem Eis, spürte ich einen Anteil tiefe Niedergeschlagenheit, neun Anteile Scheißangst, ein paar bittere Tropfen Verzweiflung, verziert mit einer grünen Kirsche Groll; ein widerliches Gesöff.
    Ich ging noch einmal zu Fernando, verdrückte ein weiteres Dutzend Austern und blieb tausend Peseten schuldig.
    Nervöse Anspannung löst bei mir stets einen zwanghaften, wollüstigen und unkontrollierbaren Appetit aus.
    5
    A m Abend war ich mit meinem alten Kumpel Julito Currutaca und seiner Frau, Merche Chanfradas, verabredet. Sie wollten mir unbedingt eine besondere Bar vorführen, die sie in der Altstadt entdeckt hatten. Ich nahm die Verabredung an wie ein Placebo, das mein gemartertes Hirn von der ökonomischen Verwaisung und der Tatsache ablenkte, dass Julito während unseres Spaziergangs nicht die Tageszeitung ABC unter dem Arm trug.
    Ich wusste nicht, was tun, wo anfangen, wen um einen Job bitten, der meinem zarten Gemüt entsprach; vielleicht sollte ich diesem auch lieber einen Schlag mit dem Husarensäbel versetzen. In solch düstere Gedanken versunken, hatte ich den Nachmittag damit verbracht, an einem Domaine Boignéres, einem wohlschmeckenden Armagnac, zu nippen – wenigstens hatte Don Leonardo den Anstand besessen, nicht den Barschrank zu leeren. Missgelaunt hing ich am Computerspiel Der Sonnentempel, bis Tim vom Kondor stürzte, Kapitän Haddock von den Kaimanen gefressen wurde und Struppi auf dem Scheiterhaufen brannte; es war zum Heulen.
    Julito bestand darauf, dass uns mein Bruder Josemi auf unserem Ausflug in die Kasbah begleitete – ich versuche, die unzivilisierte und heruntergekommene Altstadt, Rück zugspunkt der eingeborenen Talibane, möglichst zu meiden. Wir holten ihn im Jazmín de Fermín ab, einem aus der Mode gekommenen Teeraum, wo er sich mit seinen affektierten Freunden traf, um unzumutbare Gedichte aus eigener Feder und die Inhalte von Das spindelförmige Spritzgebäck, einem Lyrikblättchen, das sie dank der Großzügigkeit der Stadtverwaltung veröffentlichen konnten, vorzutragen.
    Auf dem Weg in die Altstadt nutzte Merche die Gelegenheit, dass ihr Mann mit Josemi vorausging, der ihm aus Anlass der Schweinerei unseres Alten mit viel Gefühl eine Autoelegie vortrug, um mich mit einem lasziven Glitzern in den Augen zu fragen, ob ich die Ziegenlederhandschuhe mitgebracht hätte. Ich antwortete ihr etwas brüsk, dass ich nicht in Stimmung sei, was sie zu einer wütenden Reaktion veranlasste.
    » Sonst hast du doch auch nichts dagegen, du Blödmann. Wenn du das nächste Mal Lust hast, werde ich nicht wollen; das wirst du noch mal bereuen! «, warf sie mir mit ihrer widerlich knarzenden Papageienstimme an den Kopf.
    Ich gestehe mit einer gewissen Schamesröte, dass Merche Chanfradas und ich schon viel zu lange eine Beziehung miteinander haben, die man optimistisch betrachtet als erotisch bezeichnen könnte. Unsere Spielereien beschränken sich darauf, uns gegenseitig auf den Toiletten von ein paar ausgewählten Kneipen – wenn die Waschräume vom Bluesville reden könnten – oder in ihrem Kleinwagen zu befummeln, und zwar immer mit Handschuhen. Sie hat eine Heidenangst vor Geschlechtskrankheiten und wollte nie mehr als dieses übervorsichtige Spiel treiben; deprimierend, was für ein Gesicht sie angesichts des Geysirs von Samen zieht, den ich versprühe. Andererseits vermute ich, dass eine Zunge – außer vielleicht die raue Zunge ihrer fetten Perserkatze, ich habe da einen Verdacht –, eine Eichel oder

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