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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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Lebens, hatte sämtliche Brücken hinter sich abgebrochen, ihr letztes Geld ausgegeben und pokerte um alles oder nichts.
    Sie zog sich bis auf die Unterwäsche aus, registrierte befriedigt die neidischen Blicke der bösen kleinen Mädchen und öffnete den Kleidersack. Ihre Wahl fiel auf das schwarze Chanel. Sie holte den Kosmetikkoffer aus dem Trolley, stellte den Spiegel auf den Kofferdeckel und begann mit raschen geübten Bewegungen ihr Make-up zu vervollständigen. Mittlerweile wurden in unregelmäßigen Abständen Nummern aufgerufen. Aus kühlen, arrogant blickenden Stars wurden nervöse, unsichere Probandinnen, die mit wackligen Knien durch die Tür mit der Aufschrift „Betreten nur nach Aufforderung“ stöckelten. Begleitet von heuchlerischen guten Wünschen, falschem Lächeln und aufgeregtem Getuschel blieben sie meist nur wenige Minuten. Zurück kamen sie ausnahmslos alle mit mühsam aufrechterhaltenem Lächeln, trotzig erhobenem Kopf und verächtlichen Blicken für den armseligen Rest der Welt.
    Annika, die von ihrem Platz aus durch eines der schmutzigen Fenster den Hof übersehen konnte, sah sie dann mit eingefallenen Schultern, gesenktem Kopf und müden Schritten zwischen den Palettenstapeln auf das verrostete Eingangstor zutrotten.
    Aus der Traum. Sie können gehen Nummer 23, danke. Das war alles, viel Erfolg bei Ihren weiteren Bewerbungen. Danke, einen schönen Tag noch … Worte wie Messer, Sätze wie Urteile.
    Langsam lichteten sich die Reihen der Mitbewerberinnen. Längst war das Kichern und übertriebene Lachen verstummt. Auch die taxierenden Blicke waren seltener geworden. Annika roch die Angst unter den Wolken aus ätherischen Ölen und aromatischen Verbindungen, witterte den Stress und die Unsicherheit, sah das Zittern der manikürten Hände, das Flackern dramatisch geschminkter Augen, das Beben wohlmodellierter Brüste.
    Plötzlich war sie wieder da. Die Andere … Der Himmel, oder in ihrem Fall wohl die Hölle, mochte gewusst haben, wo sie sich versteckt gehalten hatte. Doch nun war sie wieder hier, schwebte mit einer Siegesgewissheit durch den Raum, die niemand auf dieser Welt spielen konnte. Die anderen jungen Frauen entlang ihres Weges schienen hinter ihr zu verwelken und zu verkümmern wie verdorrte Pflanzen. Sie zog sich eine Flasche Wasser aus einem der Automaten, nahm auf einem der Plastikstühle Platz, als sei es der Thron der Kleopatra und fixierte Annika hochmütig.

    „Nummer 34. Nummer 34, bitte!“ Annika schrak zusammen. Die Lautsprecherstimme plärrte wohl schon eine ganze Weile, das
Bitte
klang bereits bedrohlich genervt. Nummer 34. Ihre Nummer! Das war sie! Hastig strich sie ihr Haar zurück, hob den Kopf und ging mit energischen Schritten zur Tür. Ihr könnt jetzt gehen. Alle. Annika Schmidt hat den Job. Tschüss und einen schönen Tag noch. Alles Gute.
    „Bitte ganz nach rechts gehen und bei der Markierung stehen bleiben.“ Ihnen auch einen guten Tag, dachte Annika verbittert. Wer war sie denn? Eine Sklavin? Doch sie tat wie ihr geheißen, stellte sich vor eine blaue Leinwand und versuchte zu lächeln.
    „Nicht lächeln, das Foto ist für die Kartei, danke.“ Immerhin, danke hat er gesagt. Sie entspannte sich etwas und registrierte das Auditorium. Der Sprecher war ein südländisch aussehender Mann in Anzug und Krawatte, der wie ein Hafenlude wirkte und leichten Kölner Singsang sprach. Er saß hinter einer Reihe von drei Kantinentischen. Rechts von ihm kritzelte eine dürre, etwa fünfzigjährige Frau mit strassbesetzter Lesebrille und arrogantem Gouvernantenblick etwas auf einen Block. Links vom Hafenluden saß eine dralle Blondine mit gewaltig auftoupierter Mähne, die in ein schreiend buntes Gewand gekleidet, geballten Mutti-Charme versprühte. Zwei Meter vor Annika hockte Don Quichotte auf einem Stuhl, die Beine weit von sich gestreckt und das Gesicht hinter einer gewaltigen Mittelformatkamera versteckt. Der Mann von La Mancha trug eine armeegrüne Pudelmütze, ein Holzfällerhemd und Lederhosen, die in martialisch aussehenden Motorradstiefeln steckten. Nachdem er ein halbes Dutzend Aufnahmen gemacht hatte, ließ er die Kamera sinken und grinste Annika anzüglich an.
    „Danke, Schätzchen.“
    „Haben Sie Erfahrung auf dem Laufsteg?“ Der Hafenlude beobachtete sie lauernd, als sie auf seinen Wink hin den Platz vor der Leinwand verließ und nun vor den drei Tischen stand.
    „Ich bin vor drei Jahren einen Monat für Seeger gelaufen, habe Aufnahmen mit Pete

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