Sky Captain and the World of Tomorrow
der Ferne, gerahmt von den Türmen und Kabeln der Brooklyn Bridge.
Polly ignorierte jedoch die gewaltige Schlagzeile und sah sich einen kleineren Artikel unten auf der Seite an, der für sie wichtiger war. Sie beugte sich weiter vor und lächelte, während sie las und dabei aufmerksam nach Druckfehlern suchte.
POLIZEI SUCHT
VERSCHWUNDENEN WISSENSCHAFTLER
Von Polly Perkins
Der Blick ihrer blauen Augen verharrte auf der Verfasserangabe, bevor sie sich dem Rest des Artikels zuwandte. Auch zu diesem Text gab es eine grobkörnige Fotografie, die mindestens zehn Jahre alt war, aber etwas Besseres hatte sie im Archiv des Chronicle nicht finden können. Dr. Jorge Vargas war offensichtlich verschwunden, sobald der Zeppelin angelegt hatte, und Polly hoffte, dass die Leser den Mann identifizieren konnten, obwohl das Foto veraltet war. Am liebsten wäre es ihr natürlich, wenn sie ihn selbst finden würde.
Die spröde und unerschütterliche Polly war die beste Reporterin des Chronicle – zumindest glaubte sie das. Ihr Redakteur, Morris Paley, hatte einmal angedeutet, dass sie noch ein wenig mehr Erfahrung brauchte. Aber sobald er das ausgesprochen hatte, hatten seine Augen plötzlich erschrocken aufgeblitzt. »Polly, damit meine ich allerdings nicht, dass Sie sich wieder Ärger einhandeln sollen.«
»Das will ich ja auch gar nicht, Mr. Paley. Ich will nur Stoff für meine Artikel. Aber manchmal ist das eine notwendig, um das andere zu erreichen.« Sie hatte gelächelt und ihn weggescheucht, damit sie sich wieder ihrer viel benutzten schwarzen Royal-Schreibmaschine widmen konnte. Redakteur Paley war noch einmal in der Bürotür stehen geblieben und hatte ihr einen väterlich-besorgten Blick zugeworfen, aber Polly ignorierte so etwas. Sie würde einfach weiterhin ruhig bleiben und ihn eines Tages davon überzeugen, dass sie auf sich selbst aufpassen konnte…
Jetzt wandte sie sich ebenfalls wieder der Schreibmaschine zu, vollkommen in Gedanken versunken, und begann eifrig zu tippen. Dr. Vargas war nur der Letzte in einer verstörenden Reihe von verschollenen Wissenschaftlern, die alle vor Jahrzehnten in Deutschland gearbeitet hatten. Polly hatte diese Gemeinsamkeit zwischen den Verschwundenen herausgefunden und war auf insgesamt fünf Fälle gestoßen, bei denen Forscher sich auf unerklärliche Weise in Luft aufgelöst hatten. Sie hatte mehrere Artikel darüber geschrieben, und Redakteur Paley hatte sie veröffentlicht, manchmal ganz vorn und manchmal weiter hinten in der Ausgabe.
Bisher war es ihr nicht gelungen, damit viel Aufsehen zu erregen. Niemand außer ihr nahm die Situation ernst, aber irgendwer da draußen hatte doch sicher alles gelesen und stellte sich ebenfalls Fragen. Dieses letzte Verschwinden schien noch geheimnisvoller zu sein als das der anderen fünf Wissenschaftler. Nachdem Polly einige Einzelheiten herausgefunden hatte, war für sie klar gewesen, dass Dr. Vargas versucht hatte zu fliehen…
Die Sprechanlage auf Pollys Schreibtisch summte, und sie hörte auf zu tippen, um den Schalter zu drücken.
»Hier ist ein Päckchen für Sie, Miss Perkins.«
»Danke, Isabel. Ich komme sofort.«
Unten in der Eingangshalle des Chronicle trommelte Polly ungeduldig mit den Fingern auf den Empfangstisch. Ihr welliges goldblondes Haar war ordentlich geschnitten und gekämmt und zum Teil mit Klammern festgesteckt, aber sie verschwendete ihre Zeit nicht mit komplizierten Moden. Sie trug ein gepflegtes, aber schlichtes Kleid und schwarze Schuhe mit praktischen niedrigen Absätzen, die ihr gestatten würden, einer Story hinterherzurennen – oder vor ihr davonzulaufen, falls sich die Umstände als ungünstig erwiesen. Polly hatte einen katzenhaften Mund mit vollen roten Lippen, eine zierliche Nase, und sie strahlte eine ruhige, energische Anmut aus, durch die sie sich von den schmachtenden, kichernden Schönheiten, die ihre Tage damit zubrachten, die Aufmerksamkeit von Männern zu erregen, abhob.
Die Empfangsdame hingegen bewegte sich in ihrem engen roten Kleid und auf den hohen Absätzen wie eine Ente, als sie mit einem kleinen braunen Päckchen aus dem Hinterzimmer zurückkehrte. »Da ist es, Miss Perkins.«
Polly nahm das Päckchen stirnrunzelnd entgegen. »Ich habe keine Post erwartet, Isabel. Wissen Sie, wer – «
»Er hat seinen Namen nicht genannt. Er sagte nur, es sei wichtig.«
Polly nahm das Päckchen entgegen, riss sofort das Papier auf und entdeckte darunter ein altes gebundenes Buch. Isabel
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