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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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Willen benutzt hat. Mir wird übel, wenn ich daran denke, dass Rollins sich genauso fühlt. Als er wegfährt, überlege ich, wie ich es wiedergutmachen kann.

30. Kapitel
    A n diesem Abend schaue ich durch mein Teleskop und frage mich, weshalb der Himmel unverändert aussieht, obwohl das ganze Universum auf dem Kopf steht.
    »Vee«, sagt meine Schwester. Ich drehe mich um, sie wartet an der Tür.
    »Ja?«
    Sie macht ein paar Schritte ins Zimmer und setzt sich in den Schaukelstuhl. Sie zieht die Knie ans Kinn und sieht mich nachdenklich an. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich sehe wieder forschend aus dem Fenster. Zuerst entdecke ich den hell leuchtenden Polarstern. Von dort aus kann ich den Kleinen Bären finden, das Kind. Wie immer ist der Große Bär in seiner Nähe. Die Mutter.
    »Klar. Alles wird gut. Ich brauche nur ein bisschen Zeit.«
    »Möchtest du über ihn sprechen?«
    »Über wen? Zane?« Ich schaue wieder meine Schwester an.
    »Ja, erzähl mir von ihm.« Sie legt den Kopf schief, wie sie es früher gemacht hat, wenn ich ihr Gute-Nacht-Geschichten vorlas.
    Ich setze mich auf mein Bett und denke nach.
    Dann endlich beginne ich. »Er hatte keine Angst. Er hat in seinem Leben so viel Schmerz erlebt, aber er versteckte sich nicht. Obwohl er wusste, wie zerbrechlich das Leben ist – oder vielleicht gerade
weil
er es wusste –, genoss er jeden Augenblick und machte ihn zu seinem eigenen.«
    Sie ist still, als würde sie meine Worte verdauen.
    »Hast du ihn geliebt?«
    Darüber muss ich eine Minute nachdenken. Als Zane mir sagte, dass er sich in mich verliebt hatte, war ich wie gelähmt. Ich hatte solche Angst zuzugeben, dass ich ihn auch liebte. Vor allem mir selbst gegenüber, denn dann würde alles irgendwann zu Ende gehen, und ich würde verletzt.
    Und genau das ist passiert. Als ich herausfand, wer er war und dass er gewusst hatte, was seine Mutter tat, dass es ihm nur darum ging, Mattie sterben zu lassen …
    Da wurde ich verletzt.
    Tief verletzt.
    Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich ihn gern hatte. Wenn auch nur für kurze Zeit.
    »Ich glaube schon.«
    Mattie seufzt.
    Wir sitzen beide schweigend da.
    »Was ist mit Rollins passiert?«
    Ich schüttle mein Kissen auf und lehne mich dagegen. »Wir hatten Streit. Es war eine blöde Sache.«
    »Du weißt doch, dass er dich liebt, oder?«
    Ich halte inne.
    »Ja«, gebe ich schließlich zu. »Das weiß ich.«
    »Du solltest dich mit ihm versöhnen. Er ist ein netter Junge.« Matties Stimme klingt sanft und erinnert mich daran, wie sie als Kind war. Liebreizend. Freundlich.
    »Vielleicht werde ich das«, sage ich, um sie zu beschwichtigen. Rollins hat seine Geheimnisse so lange für sich behalten. Er wird sicher eine Weile brauchen, bis er mir verzeihen kann, was ich erfahren habe.
    »Hey«, sage ich und reiße mich zusammen. »Willst du wissen, wie man Moms Teleskop benutzt?«
    »Klar doch«, antwortet sie grinsend.
    Ich zeige ihr, wie man die Linse einstellt. Sie beugt sich darüber und späht ins Teleskop, wobei sie ein Auge zukneift. Ich beobachte sie eine Weile und stelle fest, dass sie wie Dad aussieht, wenn er sich auf etwas konzentriert. In der vergangenen Woche ist sie erwachsener geworden. Ihr Gesichtsausdruck ist reifer. Älter. Vielleicht werde ihr ich irgendwann von meinem Wandern erzählen. Nicht heute Abend, aber bald.
    Als meine Schwester gegangen ist, lege ich mich aufs Bett und schaue zur Decke. Ich denke darüber nach, was sie über Rollins gesagt hat – dass er mich liebt. Ich weiß, dass ich ihm im Augenblick nicht viel zu bieten habe. Aber eins ist sicher.
    Ich will ihn nicht als Freund verlieren.
    Ich drehe mich auf die Seite, greife nach meinem Rucksack und hole Notizbuch und Stift heraus. Ich schlage eine neue Seite auf. Dann kaue ich eine Minute lang auf meinem Stift und warte auf die richtigen Worte. Schließlich brechen sie wie eine Flut über mich herein, und ich muss sie mit dem Stift jagen, um sie niederzuschreiben, bevor sie mir entwischen.
    Lieber Rollins,
    seit unserem Streit habe ich viel nachgedacht. Also schreibe ich alles auf. Ich verstehe, weshalb du sauer bist, und kann es dir nicht verdenken. Ich wäre auch sauer, wenn jemand so in meine Privatsphäre eingedrungen wäre. Trotzdem wäre es schön, wenn du dein Familienleben mit mir teilen könntest. Es gibt so viel Schlimmes im Leben – was sonst sollen gute Freunde machen, als einem dabei zu helfen, sie zu ertragen? Ich will damit nur sagen, dass ich

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