So denken Millionäre
meinen Eltern zu genügen – jedenfalls war ich fast besessen von dem Gedanken, erfolgreich zu sein. Als ich um die 20 war, startete ich verschiedene unternehmerische Aktivitäten, jedes Mal mit dem Ziel, ein Vermögen zu machen, doch die Resultate wurden immer schlechter.
Ich arbeitete wie ein Pferd, doch es war nie genug. Ich hatte die „Nessie-Krankheit“: Ich hatte vom sogenannten Profit gehört, ich sah nur nie etwas davon. Ich dachte ständig: „Wenn ich ins richtige Geschäft einsteige, auf das richtige Pferd setze, dann schaffe ich es.“ Aber ich lag falsch. Nichts funktionierte … zumindest nicht bei mir. Es war der letzte Teil dieses Satzes, der mich schließlich wie ein Keulenhieb traf. Wie kam es denn, dass andere im exakt gleichen Geschäft, in dem auch ich tätig war, Erfolg hatten, und ich war immer noch pleite? Was war aus meinem Potenzial geworden?
So begann ich, mich selbst einer Prüfung zu unterziehen. Ich hinterfragte meine Überzeugungen und es wurde mir klar, dass ich zwar immer davon sprach, eines Tages wirklich reich sein zu wollen, aber gleichzeitig tiefsitzende Probleme damit hatte. In der Hauptsache hatte ich Angst. Ich hatte Angst zu versagen oder – schlimmer noch – erfolgreich zu sein, aber dann wieder alles zu verlieren. Dann wäre ich wirklich ein Trottel. Schlimmer noch: Ich würde die eine Sache verlieren, die für mich sprach – meinen Nimbus als Mann mit Potenzial. Was, wenn ich herausfand, dass ich nicht das Zeug zum erfolgreichen Geschäftsmann hatte und mir ein Leben voller Mühen bestimmt war?
Wie es das Glück so wollte, erteilte mir ein extrem reicher Freund meines Vaters ein paar gute Ratschläge. Dieser Freund war im Hause meiner Eltern zu Besuch, um mit den „Jungs“ Karten zu spielen, und bemerkte mich im Vorbeigehen. Das war schon das dritte Mal, dass ich wieder zu Hause eingezogen war, und ich lebte in der „Souterrain-Suite“, auch als Keller bekannt. Ich vermute, mein Vater hatte sich bei ihm über meine beklagenswerte Existenz ausgelassen, denn als er mich sah, hatte er diesen Ausdruck des Mitgefühls in den Augen, der normalerweise für die Hinterbliebenen bei einer Beerdigung reserviert ist.
Er sagte: „Harv, ich habe genauso angefangen wie du jetzt, das reinste Fiasko.“ „Na großartig“, dachte ich, „jetzt fühle ich mich gleich viel besser.“ Ich sollte ihm einfach höflich mitteilen, ich sei zu beschäftigt … der Farbe dabei zuzuschauen wie sie von der Wand abblätterte. Er fuhr fort: „Doch dann erhielt ich einen Rat, der mein Leben veränderte, und ich möchte ihn heute an dich weitergeben.“ „Oh nein, jetzt kommt die Vater-Sohn-Unterhaltung und er ist noch nicht einmal mein Vater!“ Schließlich rückte er damit heraus: „Harv, wenn du nicht so erfolgreich bist, wie du es gerne hättest, dann bedeutet das nur, dass du etwas nicht weißt.“ Ich war damals ein ziemlich selbstbewusster junger Mann und natürlich dachte ich, ich wüsste so ziemlich alles. Mein Bankkonto sprach leider eine ganz andere Sprache. Und so hörte ich dann endlich zu. Er sagte schließlich: „Wusstest du, dass die meisten reichen Menschen auf sehr ähnliche Weise denken?“ Ich sagte: „Nein, darüber habe ich noch nie nachgedacht.“ Er antwortete: „Es ist natürlich keine exakte Wissenschaft, doch meistens ist es so, dass reiche Menschen eine bestimmte Denkstruktur haben und arme Menschen vollkommen anders denken. Diese Denkstrukturen bestimmen ihr Handeln und daher auch die Ergebnisse, die sie erzielen.“ Er fragte: „Wenn du so denken würdest wie die Reichen und ebenso handeltest wie sie, glaubst du dann, dass du auch reich werden könntest?“ Ich erinnere mich, dass ich ohne echte Überzeugung antwortete: „Ich glaube schon.“ „Dann“, so fuhr er fort, „musst du doch einfach nur die Denkstruktur reicher Menschen übernehmen.“
Als der Skeptiker, der ich damals war, sagte ich: „Also, was denkst du gerade?“ Worauf er antwortete: „Ich denke, dass reiche Menschen vor allen Dingen ihre Verpflichtungen einhalten, und ich habe jetzt eine Verabredung mit deinem Vater. Die Jungs warten auf mich. Bis bald.“ Und obwohl er dann hinausging, brachten mich seine Worte ins Grübeln.
In meinem Leben funktionierte nichts, also dachte ich: „Was soll’s.“ Ich fing an, mit ganzer Kraft meine reichen Mitmenschen und ihre Denkstrukturen gründlich zu studieren. Ich lernte zunächst alles, was es über die innere Funktionsweise unserer
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