So fern wie ein Traum
dass sie keine Zeit brauchte, dass sie bereits beschlossen hatte, dass er derjenige war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte.
Aber für einen Mann wie Peter, dachte Laura, war es wichtig, dass er es war, der die ersten Schritte unternahm und sämtliche Entscheidungen traf.
Sie hatten Zeit, tröstete sie sich. Alle Zeit der Welt. Und heute Abend würde er auf die Feier zu ihrem achtzehnten Geburtstag kommen. Sie würde mit ihm tanzen, dachte sie. Und in dem blassblauen Kleid, das sie gewählt hatte, weil es zu seinen Augen passte, käme sie sich wie eine Prinzessin vor. Mehr noch, nicht nur wie eine Prinzessin, sondern wie eine Frau.
Sie kleidete sich langsam an, da sie jeden Augenblick der Vorbereitung auf ihre Begegnung mit ihm genoss. Jetzt würde alles anders, dachte sie. Ihr Zimmer war noch das alte gewesen, als sie heute Morgen die Augen aufgeschlagen hatte. Die Tapeten an den Wänden trugen immer noch dasselbe Muster mit den zarten rosafarbenen Rosenknospen, die seit Jahren darauf warteten, endlich zu erblühen, und das winterliche Sonnenlicht fiel durch dieselben spitzenbesetzten Vorhänge, wie in so vielen Januarmorgen zuvor.
Aber alles war verändert, weil sie selbst verändert war.
Sie sah ihr Zimmer mit den Augen einer Frau. Sie betrachtete beinahe ehrfürchtig die eleganten Linien der Mahagonikommode von Chippendale, die einst im Besitz ihrer Großmutter gewesen war, berührte vorsichtig das hübsche silberne Frisierset, das Margo ihr geschenkt hatte, und musterte die bunten, frivolen Parfümflakons, die sie seit ein paar Jahren sammelte.
Das Bett mit dem hübschen, mit bretonischer Spitze gesäumten Baldachin, in dem sie seit ihrer Kindheit geschlafen und geträumt hatte, war ebenfalls von Chippendale. Die Türen zu ihrem Balkon waren weit geöffnet und ließen die Geräusche und Düfte des Abends in ihr Zimmer herein. Der Platz vor dem Fenster, an dem sie sich zusammenrollen und von den Klippen träumen konnte, war mit gemütlichen Kissen ausgelegt.
Ein heimeliges Feuer flackerte in dem rosenfarbenen Marmorkamin, auf dessen Sims sie silbergerahmte Fotos neben die zarten silbernen Kerzenständer gestellt hatte, in denen sie abends so gerne schlanke weiße Kerzen brennen ließ. Und in der Vase aus Meißner Porzellan befand sich die einzelne weiße Rose, die Peter ihr am Vormittag geschickt hatte.
Dort drüben stand der Schreibtisch, an dem Laura während all ihrer Jahre auf der High School gearbeitet hatte und an dem sie weiterarbeiten würde, bis das letzte Jahr beendet war.
Seltsam, überlegte sie, während sie mit einer Hand über die glatte Oberfläche strich, sie fühlte sich gar nicht mehr wie eine Schülerin. Sie fühlte sich so viel älter als ihre Altersgenossinnen. So viel weiser, so viel sicherer, was ihre Zukunft betraf.
Dies war das Zimmer ihrer Kindheit, dachte sie, das Zimmer ihrer Jugend, das Zimmer, an dem sie mit ihrem ganzen Herzen hing. Ebenso wie Templeton House für sie das Zuhause war, an dem sie mit ganzem Herzen hing. Obgleich sie wusste, dass sie niemals einen anderen Ort so sehr lieben würde, war sie bereit, ja sogar versessen darauf, ein neues Zuhause zu gründen mit dem Mann, der ihre große Liebe war.
Schließlich drehte sie sich um, sah sich im Spiegel an und lächelte. Sie hatte ihr Kleid gut gewählt. Schlichte, klare Linien unterstrichen ihre zarte Figur. Der tiefe, runde Ausschnitt, die langen, schmalen Ärmel, der lange, gerade Rock, der weich auf ihre Knöchel fiel – klassisch, würdevoll, perfekt für eine Frau, die Peter Ridgeways Ansprüchen gerecht werden wollte, dachte sie.
Lieber hätte sie ihr Haar lang und fließend getragen, aber da es sich immer wieder in frivolen Löckchen ringelte, steckte sie es hoch. So wirkte sie reifer, überlegte sie.
Niemals würde sie so verwegen und sexy sein wie Margo oder so lässig wie Kate. Also war sie eben würdevoll und reif. Was schließlich genau die Qualitäten waren, die Peter an einer Frau zu schätzen schien.
Heute Abend – vor allem heute Abend, hoffte sie inständig, würde sie für ihn perfekt sein.
Ehrfürchtig griff Laura nach den Ohrringen, dem Geburtstagsgeschenk ihrer Eltern. Die Diamanten und Saphire funkelten sie an, und sie lächelte versonnen, als plötzlich jemand die Tür aufriss.
»Das Zeug schmiere ich mir ganz bestimmt nicht ins Gesicht«, schleuderte Kate Margo erbost entgegen, als die beiden in Lauras Zimmer kamen. »Du selbst hast genug Schminke für uns beide im
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