So heissbluetig kuesst nur einer
Bettdecke. Erst heute Abend beim Heimspiel der Silver Knights würde er sie wiedersehen. Das hieß abwarten!
Lena verfolgte das Spiel nur halbherzig. Natürlich gewann ihr Team. Seth hielt sich mit seinen Jugendlichen in der VIP-Loge auf. Die Jungen schienen schwer beeindruckt zu sein. Als Belohnung für die Teilnahme an der Projektwoche und dafür, dass sie in der folgenden Woche kein einziges Mal die Schule geschwänzt hatten, wurde der rote Teppich für sie ausgerollt: Abendessen vor dem Spiel, Dessert in der Halbzeit und die Gelegenheit, nach dem Spiel mit der Mannschaft zu feiern. Geistesabwesend unterhielt Lena sich mit den anderen Gästen. Seth hatte sie bisher nur angesehen, wenn er meinte, sie merkte es nicht. Einmal hatte sie ihm zugelächelt, und er hatte sich sofort abgewandt.
Plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte, um die Beziehung zu beenden. Seth war so nett zu den Jugendlichen, wollte jedoch von seinem eigenen Halbbruder nichts wissen. Er konnte ihm nicht verzeihen, ihm den Vater weggenommen zu haben. Und es gab etwas, wofür er ihr niemals vergeben würde.
Die Spieler hatten sich inzwischen frisch geduscht und im edlen Freizeitzwirn unter Sponsoren und Gäste gemischt. Später würden sie dann die Klubs der Stadt unsicher machen und auf ihre Weise den Sieg feiern. Andere kümmerten sich heute um Andrew und die Jungen. Lena fand, sie hätte für heute ihre Pflicht getan, und schlüpfte unauffällig hinaus an die frische Luft.
Außer der Gruppe in der gläsernen VIP-Loge hatten die meisten Besucher das Stadion bereits verlassen. Der Reinigungstrupp war dabei, die überall verstreuten Plastikbecher und – hüllen zusammenzufegen.
Lena ging hinunter zum Spielfeldrand und lehnte sich an die Absperrung. Hier wollte sie sich für das Gespräch mit Seth wappnen.
„Lena?“
Er war ihr also gefolgt.
Sie atmete tief durch und wandte sich um. „Würdest du deinem Halbbruder helfen, wenn er in den gleichen Schwierigkeiten steckte wie die Jugendlichen da oben?“, fragte sie ohne jede Vorrede.
„Wie kommst du darauf, dass er Probleme haben könnte?“ Seth lachte verächtlich. „Vermutlich geht es nur um Geld. Du hast ja keine Ahnung, wie viele Bittbriefe ich von angeblichen Verwandten erhalte.“
„Vielleicht geht es ihm so schlecht wie damals deiner Mutter und dir. Willst du, dass er auch so leidet?“
Langsam wurde Seth wütend. „Es ist unmöglich, so zu leiden wie ich damals.“
Hatte er denn gar kein Mitgefühl? Verzweifelt versuchte Lena es noch einmal. „Immerhin hat er seinen Vater verloren.“
„Ich auch“, antwortete er kühl. „Vor langer Zeit.“
„Du warst damals ungefähr im gleichen Alter. Vielleicht braucht dein Halbruder jetzt jemanden, der ihm hilft, über den Verlust hinwegzukommen. Oder möchtest du, dass er sich auch so durchkämpfen muss wie du?“
Seth richtete sich auf. „Das hier führt zu nichts, Lena. Du wirst nie verstehen, was …“
„Nein, du bist derjenige, der niemals Verständnis aufbringen wird.“
„Verständnis? Wofür?“
„Für meine Affäre mit einem verheirateten Mann. Ich war fast ein Jahr lang seine Geliebte und habe versucht, seine Ehe zu zerstören.“
Seth stand da wie vom Donner gerührt. „Was?“, stieß er schließlich mit versagender Stimme hervor.
„Du hast richtig gehört.“
Sie hatte alles für den Mann aufgegeben, der ihr den Himmel auf Erden versprochen hatte – Hobbys, ihre Freunde, damit sie mehr Zeit für ihn hatte, einfach alles. Und dann hatte er Knall auf Fall mit ihr Schluss gemacht. Ihre Eltern waren entsetzt gewesen. Ihr Ruf war ruiniert. Es hatte nur eine Lösung gegeben: Auf schnellstem Weg die Stadt zu verlassen und irgendwo ganz von vorn anzufangen.
Aus der Distanz war ihr klar geworden, dass es ihr damals geschmeichelt hatte, endlich mal an erster Stelle zu stehen und sich erfolgreich gegen die Nebenbuhlerin durchzusetzen. Letztendlich war sie dann aber doch als Verliererin aus dem Kampf hervorgegangen.
Und nun hatte sie mit Seth einen Mann kennengelernt, der ihre tiefe Liebe nicht erwidern würde. Seth könnte ihr niemals vergeben, dass sie versucht hatte, eine Ehe zu zerstören.
„Ich bin die Art von Frau, die du hasst, Seth.“ Sein eisiger Blick zerschnitt ihr fast das Herz. Sie versuchte nicht, sich zu rechtfertigen, aber plötzlich verspürte sie das Bedürfnis, es ihm wenigstens zu erklären.
„Er war schon lange hinter mir her und behauptete, von seiner Frau getrennt zu leben. Ich
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