So still die Nacht
Zimmern zu schlafen.«
Er drückte sie gegen die Wand, schob die Fingerspitzen in ihr dichtes Haar am Nacken und beugte sich vor, um sie zu küssen. Als sie reagierte, drehte er das Gesicht, um ihre Leidenschaft noch mehr zu entfachen. Die andere Hand wanderte an ihrem Leib hinauf, um sich um ihre Brust zu legen. Mina seufzte und stieß ein leises Stöhnen aus.
Zweifellos würden sie jeden Augenblick von Matrosen unterbrochen werden, die Minas Truhen hereinbrachten.
Er zog sich zurück, dann drückte er ihr noch einen weiteren Kuss auf den Mund. Mit dem Daumen strich er über ihre feuchte Unterlippe. »Auf Deck soll es angeblich Champagner geben, während wir ablegen.«
Nachdem sie wieder nach oben gegangen waren, beobachteten sie von der Reling aus, wie sich die Thais vom Pier entfernte. Entlang des Uferstreifens durchpflügten zwei Boote der Wasserschutzpolizei mit Schleppnetzen den Fluss.
Mina runzelte die Stirn. »Sie suchen nach dem Rest dieses armen Mädchens, nicht wahr?«
Mark nickte. Am Sonntag, nur zwei Tage zuvor, war Elizabeths zweiter Oberschenkel zwischen den Ziersträuchern auf dem Privatgelände von Sir Percy Florence Shelly gefunden worden, dem Sohn von Mary Wollstonecraft Godwin Shelley. Sie war eine Autorin, deren Vermächtnis ein dunkles Werk über eine Kreatur war, zusammengesetzt aus gestohlenen Leichenteilen. Die Dunkle Braut hatte offensichtlich einen morbiden Sinn für Humor.
Hinter ihnen an Deck stand ein kleiner Tisch mit zwei hochlehnigen Stühlen. Der Butler förderte zwei Kristallflöten zutage und füllte sie zur Hälfte mit perlender goldener Flüssigkeit, bevor er sie Mark anbot.
Mark reichte eins der Gläser Mina und hob das seine zu einem Trinkspruch. »Auf dieses neue gemeinsame Abenteuer.«
Ihre braunen Augen leuchteten erwartungsvoll. »Wohin fahren wir als Erstes?«
»Ich habe es dir gesagt – das ist deine Entscheidung.«
»Hast du Landkarten?« Sie schaute übers Wasser. »Ich werde mich entschieden haben, sobald wir auf offener See sind.«
Kehr zu mir zurück. Die Stimme explodierte in Marks Schädel, und mit ihr kam eine enorme Explosion aus Schmerz. Alle Luft wich aus seinen Lungen.
Das Deck neigte sich. Er umklammerte die Reling.
Mina schaute auf. Das Lächeln verblasste auf ihren Lippen. »Mark, was ist los?« Er schüttelte den Kopf. »Nichts.«
Nichts?, kreischte die Stimme.
Sein Champagnerglas fiel aufs Deck und zersplitterte. Schmerz schoss ihm durch Gehirn und Rückgrat, als trachte das Gift in seinem Kopf danach, in den Rest seines Körpers einzudringen. Seine Beine wurden schwach, und er kämpfte mit aller Kraft darum, aufrecht stehen zu bleiben.
»Es ist schon gut. Stütz dich auf mich.« Sie ergriff seinen Arm und führte ihn zu einem Stuhl.
Leeson eilte herbei, um zu helfen. Mina kniete sich neben Mark und drückte die Hand an sein Gesicht. Zu dem Butler sagte sie: »Könnten Sie bitte etwas Wasser bringen?«
Sobald der Mann davongeeilt war, fragte sie: »Dies ist schon früher passiert, nicht wahr? An diesem Abend bei der Party. Du bist krank. Etwas, das du dir auf deinen Reisen zugezogen hast? Ist es Malaria?«
Mark schloss die Augen, außerstande zu antworten oder auch nur zu nicken. Die nächste Welle der Qual marterte sein Innerstes.
»Du bist so blass«, sagte Mina besorgt. »Ich werde mich um dich kümmern.«
Leeson stand mit grimmiger Miene hinter ihr.
Mark presste sich in den Stuhl und knirschte mit den Zähnen, um gegen den Schmerz anzukämpfen.
Du gehörst mir.
»Es wird schlimmer, nicht wahr?«, fragte Leeson, aber seine Worte verklangen.
Mark sah Mina seinen Namen sprechen, aber er konnte ihre Stimme nicht hören, so laut war der Schrei in seinem Kopf.
Plötzlich zuckte das Boot und vibrierte. Er spürte das Stöhnen der Maschinen durch die Fußsohlen. Dann verstummte ihr Stampfen, und das Schiff wurde langsamer.
Eine schwarze Rauchsäule quoll aus der Seite des Schiffs.
11
Im fahlen Licht einer einzelnen Lampe hantierte Mina in ihrem Zimmer im Haus der Traffords. Sie legte die lederne Kulturtasche, die Marks Kamm und sein Rasierzeug enthielt, auf ihren Ankleidetisch. Zugegeben, sie hatte Fantasien gehabt, dass er hier in ihrem Bett lag, aber nicht unter diesen Umständen – nicht befallen von einer bisher noch unbekannten Krankheit. Glücklicherweise hatte Trafford Lucinda und die Mädchen zu einem Fest begleitet, daher hatte es keine neugierigen Fragen gegeben.
Mark lag auf dem Bett, die Hand auf die Augen
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