So unwiderstehlich reizvoll
gescheiterten Beziehung litt?
„Oh, mir geht es ganz gut“, behauptete sie betont unbeschwert, hob ihr Glas und prostete ihm zu. Beinahe hätte sie sich verschluckt, denn der Cocktail schien mehr Gin als Tonic zu enthalten. „Das Leben geht eben weiter.“
„Ich habe etwas über die Hintergründe deiner Scheidung munkeln hören. Wie kann ein Mann nur so gemein sein!“
„Ja.“ Warum sollte sie ihm widersprechen? „Und ich war eine dumme Gans.“
„Wenn ich in deiner Nähe gewesen wäre, wäre das nicht passiert! Ich hätte dem Schuft gezeigt, wo es lang geht, das kannst du mir glauben. Wo treibt er sich eigentlich herum?“
Juliet biss sich auf die Lippe. Die Anteilnahme rührte sie, doch für einen David Hammond war ein Mann wie Cary kein ernst zu nehmender Gegner. „Wahrscheinlich irgendwo in der Karibik, auf einer der Cayman-Inseln, glaube ich. Wenn es dir recht ist, möchte ich aber nicht weiter über die Sache reden. Was passiert ist, ist passiert, und damit hat es sich.“
„Du warst zu nachgiebig, das ist alles“, tröstete Cary sie. „Wir alle machen unsere Fehler, hinterher ist es immer leicht, klug darüber zu reden.“
„Wie wahr.“ Juliet lächelte traurig.
Doch Cary bohrte weiter. „Jetzt sag schon, wo wohnst du nun?
Dein Elternhaus in Sussex ist doch verkauft worden.“
„Das stimmt. Daddy besaß jedoch noch ein Apartment hier in der Stadt, in Knightsbridge. Da lebe ich jetzt, nichts Großartiges, aber es gehört wenigstens mir.“
„Wie kann ein Mann nur so gemein sein!“, betonte Cary zum zweiten Mal. „Bestimmt musst du jetzt arbeiten gehen.“
„Ich suche gerade einen Job“, gab Juliet ehrlich zu. „Was ausgesprochen schwierig ist, weil ich nichts gelernt habe und keine Referenzen vorweisen kann. Und mir von Freunden irgendwelche Zeugnisse ausstellen zu lassen, das lehne ich ab.“
„So, so.“ Cary bestellte sich den nächsten Whisky und deutete auch auf ihr Glas, doch Juliet schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Was willst du tun? Hast du einen bestimmten Plan?“
„Leider nicht. Und was ist mit dir?“ Juliet wollte endlich das Thema wechseln. „Bist du immer noch bei der Bank?“
„Nein.“ Er griff zum Glas. „Die Banken wollen nichts mehr von mir wissen, seit ich für einen Riesenskandal gesorgt habe. Das musst du doch wissen, die Geschichte stand im Wirtschaftsteil jeder Tageszeitung.“
Vor lauter eigenen Sorgen verfolgte Juliet in letzter Zeit kaum, was die Medien berichteten. „Was ist passiert?“
„Ich habe zu waghalsig mit Kundenaktien spekuliert, was die Bank einige Millionen Dollar gekostet hat. Im Grunde kann ich froh sein, dass man mich nicht haftbar gemacht hat.“ Nachlässig zuckte er die Schultern. „Offensichtlich besitzt Großmama in Finanzkreisen immer noch beträchtlichen Einfluss, sonst wäre ich nicht mit einem Verweis davongekommen.“
Juliet war fassungslos. „Einige Millionen Dollar!“
„Wenn schon, denn schon. Ich mache keine halben Sachen.“ Wieder trank er einen kräftigen Schluck. „In südafrikanischen Rand klingt der Betrag noch gewaltiger, das darfst du mir glauben. Man hatte Risikobereitschaft von mir erwartet, und die habe ich gezeigt. Leider fehlte mir aber das glückliche Händchen.“
Immer noch erschüttert schüttelte Juliet den Kopf. „War deine … War Lady Elinor sehr wütend?“
„Wütend ist gar kein Ausdruck! Sie hat Gift und Galle gespukt. Unser Verhältnis war schon immer gespannt, doch seit dem Vorfall in Südafrika scheine ich es endgültig mit ihr verdorben zu haben.“
Gedankenverloren starrte Juliet in ihr Glas. An Lady Elinor Daniels erinnerte sie sich sehr gut, die würdige alte Frau war für sie immer eine Furcht einflößende Autoritätsperson gewesen. Cary hatte als Teenager zu seiner Oma ziehen müssen, weil seine Eltern mit ihrer Segeljacht im Südpazifik verschollen und für tot erklärt waren. Und Juliet hatte ihren Freund, der bei seiner ungeliebten Großmutter leben musste, aufrichtig bedauert.
Sie hob den Kopf. „Aber du hast wieder einen Job gefunden?“
„Aushilfsweise, ja.“ Cary lachte bitter. „Ob du es glaubst oder nicht, ich arbeite in einem Kasino. Natürlich habe ich nichts mit Geld zu tun, sondern begrüße die Gäste und sorge für Ordnung – ich bin ein besserer Türsteher.“
„Das gefällt Lady Elinor bestimmt nicht!“
„Sie weiß nichts davon. Für sie arbeite ich in einem Büro. Großmama hofft noch immer, dass ich eines Tages eine
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