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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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protestierte Gemma, doch Rosemary schüttelte den Kopf.
    »Geh mit den Kindern. Die paar Sachen habe ich in zwei Minuten abgespült, und Hugh hilft mir, den Tisch abzuräumen. Nicht wahr, Schatz?« Sie sah ihren Mann mit hochgezogenen Augenbrauen an, und ihre Mimik erinnerte Gemma an Duncan.
    »Da siehst du, wie ich für meine Sünden büßen muss«, meinte Hugh grinsend und begann das Geschirr abzuräumen. Gemma schüttelte nur den Kopf, als sie sich ihren Vater bei dieser Tätigkeit vorzustellen versuchte. Obwohl ihre Mutter den ganzen Tag bis zum Umfallen in der Bäckerei schuftete, erwartete ihr Vater, beim Abendessen von ihr bedient zu werden.
    Als Gemma und die Jungen ihre Jacken angezogen und die Hunde eingesammelt hatten, sah sie, dass Lally, die sich zwischendurch
nach oben geschlichen hatte, wieder aufgetaucht war und ebenfalls etwas übergezogen hatte, um mit nach draußen zu gehen.
    Die ehemalige Spülküche hinter der Küche wurde jetzt für Gartenkleidung und -gerätschaften benutzt, und Hugh schlug vor, dass sie ihre guten Schuhe gegen Gummistiefel tauschen sollten, von denen mehrere Paar auf einem niedrigen Regal aufgereiht standen. Gemma, die ein wenig Mühe hatte, ihre Füße in die etwas zu kleinen Stiefel zu zwängen, war als Letzte draußen. Sie sah, dass Lally zurückgeblieben war und auf sie wartete, während die Jungen schon vorausgerannt waren. Jack tollte um sie herum und bellte aufgeregt.
    »Oh«, stieß Gemma verzückt hervor, als sie sich umblickte. »Wie wunderbar.« Es musste noch stärker geschneit haben, seit sie angekommen waren, denn die ganze Landschaft lag jetzt unter einer dicken weißen Decke.
    »Hast du gewusst, dass es nur dann offiziell weiße Weihnachten sind, wenn am ersten Weihnachtstag eine Schneeflocke auf das Dach der BBC in London fällt?«, fragte Lally, als sie den Jungen folgten und der frische Schnee unter ihren Schritten knirschte.
    »Das ist ja wohl nicht ganz fair, oder?« Gemma dachte daran, wie es war, wenn in London einmal Schnee fiel – wie schnell die weiße Pracht von zahllosen Fußspuren verunstaltet und in bräunlichen Matsch verwandelt war. Das hier war etwas völlig anderes: ein stilles Meer von reinem Weiß, so weit sie blicken konnte. Sie war plötzlich froh, dass sie gekommen war.
    Der Hund hörte auf zu bellen, und in wortlosem Einvernehmen blieben sie und Lally stehen, um die feierliche Stille nicht mit dem Quietschen ihrer Gummistiefel zu stören. Sie standen Schulter an Schulter und ließen die Flocken lautlos auf ihre Gesichter und Haare fallen.
    Und dann hörte Gemma ganz schwach und in weiter Ferne
das Heulen einer Sirene, und ihre festliche Stimmung war mit einem Schlag verflogen.
     
    Mit sechs Jahren hatte er die Lust am Besitzen entdeckt. Es war der erste Schultag nach den Weihnachtsferien gewesen, die ganze Klasse unruhig und zappelig, noch voll von den Erinnerungen an die kurzlebige Freiheit, die sie genossen hatten. Nicht einmal vor die Tür gehen konnten sie in diesem fürchterlichen Wetter, einem unangenehmen Schneeregen, der aus dem bleigrauen Himmel fiel und in Mäntel und Stiefel sickerte. Klatschnasse Jacken und Handschuhe lagen dampfend auf den Heizkörpern und erfüllten die Luft mit einem miefigen Wollgeruch, der seine Nasenhöhle ausfüllte und sogar in seine Haut einzudringen schien. Merkwürdig, wie ein Geruch augenblicklich derart konkrete Erinnerungen wachrufen konnte: Der leiseste Hauch von feuchter Wolle genügte, um ihm diesen Tag in allen Details ins Gedächtnis zu rufen – und mit der Erinnerung kamen die alten Gefühle wieder hoch, mit quälender Intensität.
    Ihre Lehrerin – diese dumme Kuh – hatte sie aufgefordert, ihre liebsten Weihnachtsgeschenke vorzuzeigen. Er hatte das allerneueste Spielzeug, aber die meisten anderen hatten es auch, und so war niemand sonderlich beeindruckt. Aber da war dieser kleine Schleimer namens Colin Squires – fett und mit riesiger Brille -, und der hatte einen Lederbeutel voller Murmeln vorgezeigt: Achate und Katzenaugen. Jungen wie Mädchen hatten sich um ihn gedrängt und die Hände ausgestreckt, um die Achate mit ihren verwirbelten Farben und die seltsamen, dreidimensionalen Augen zu berühren. Und Colin, schwitzend vor Stolz und Glück, hatte es sich nicht verkneifen können, die Kugeln in seiner Tasche aufreizend klickern zu lassen, auch nachdem die Stunde längst zu Ende war; und in der Pause hatte er einer Schar von Bewunderern Murmelspiele vorgeführt.
    Er aber, er

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