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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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später mit ihnen verhandelt. War es nicht verständlich, daß er nun wissen wollte, was aus ihnen wurde?
    Aber er wußte es ja.
    Der Tod in der Wüste...Ein Massengrab im Sand...
    Dieses Grab war es, das er suchte. Er mußte es sehen. Etwas zwang ihn - der gleiche Zwang, der ihn damals dazu gebracht hatte, sich das Gemetzel unter dem Mondstein bis zum Ende anzuschauen. Tote auf einem Spielzeug-Schlachtfeld...Tote im roten Wüstensand...Diese Bilder waren die Konsequenz der wissenschaftlichen Moral des Mars, die Konsequenz seiner eigenen Überzeugungen, und er mußte ihnen ins Gesicht sehen.
    Minuten verstrichen.
    Das Toben der Elemente, die ihm nichts anhaben konnten, gewann eine seltsame Monotonie, hätte einschläfernd gewirkt ohne die ständige Notwendigkeit, den Kurs des Spiralschlittens gegen den Winddruck zu korrigieren. Die Zeit dehnte sich. Eine halbe Stunde, eine Stunde, anderthalb...Conal Nord versuchte, seine Gedanken abzuschalten und starrte in den roten Sandwirbel, bis seine Augen schmerzten.
    Er sah die schwankenden Schatten nicht einmal sofort.
    Ein Blick zur Uhr sagte ihm, daß er jeden Moment die Singhai-Klippen erreichen mußte. Er starrte geradeaus und da nahm er etwas wahr, das zunächst nur wie ein dunklerer, heftiger Sandwirbel wirkte.
    Seine Augen wurden schmal.
    Mechanisch ließ er den Spiralschlitten ein wenig nach rechts driften, um dem unbekannten Hindernis auszuweichen. Felsblöcke? Eine Bodenwelle, an der sich der Strom des treibenden Sandes brach? Conal Nord beugte sich vor, spähte durch die gewölbte Glasscheibe, dann fuhr er vor, zusammen.
    Menschen!
    Es waren Menschen, die da durch den Sturm schwankten. Geduckt und dicht gedrängt, teilweise aneinandergeklammert. Langsam, unendlich langsam, mühevoll jeden Schritt, jeden Fußbreit Boden erkämpfend. Durch die roten Sandschleier waren die Tücher zu sehen, die sie vor die Gesichter gebunden hatten, die dünnen Lederriemen, die sich strafften, wenn jemand stürzte. Sie taumelten, schienen am Ende ihrer Kraft. Aber sie bewegten sich weiter, Schritt für Schritt, schleppten sich unaufhaltsam ihrem Ziel zu, der Oase in der Wüste...
    Conal Nords Finger zogen mechanisch den Hebel zurück, der die Geschwindigkeit des Schlittens herabsetzte.
    Mit einem Gefühl fassungslosen Staunens machte er sich klar, daß die Terraner die Singhai-Klippen fast erreicht hatten. Sie würden es schaffen. Allen Voraussagen der Wissenschaft zum Trotz! Sie würden dem Sturm entkommen, die Quelle erreichen - sie würden am Leben bleiben.
    Eine Sekunde lang erschrak Conal Nord vor dem jähen, wilden Triumph, der ihn durchzuckte.
    Wahnsinn, dachte er.
    Unglaublich, was vor seinen Augen geschah. Die Barbaren durften die Singhai-Klippen nicht erreichen!
    Mit einer heftigen Bewegung zog er den Spiralschlitten herum.
    Er lenkte das Fahrzeug zurück, nahm wieder Kurs auf Kadnos. Und er trieb den Schlitten mit größter Geschwindigkeit durch das Unwetter, als müsse er davor fliehen.
    Charru taumelte.
    Scharf schnitt der Lederriemen in seine Haut. Zum hundertsten Mal hielt er an, duckte sich im heulenden Sturm und griff zu, um dem jungen Akolythen wieder auf die Beine zu helfen. Kraftlos schwankte Aynos Körper hin und her. Gerinth stützte ihn von der anderen Seite. Wie ein Baum ragte die hohe Gestalt des alten Mannes auf, schräg gegen den Wind gelehnt, von dem langen weißen Haar wie von einem zerfetzten Banner umflattert.
    Mühsam schleppten sie den jungen Akolythen weiter.
    Charru starrte aus tränenden, halb blinden Augen nach vorn, wo sich Kormak die schlaffe Gestalt eines Priesters über die Schulter geworfen hatte. Katalin von Thorn stolperte hinter ihm her, ein kleines Mädchen auf dem Arm, mit der freien Hand den Lederriemen umklammernd, der sie mit Kormaks Gürtel verband. Undeutlich leuchtete Gillon von Tareths roter Schopf neben ihnen. Auch er trug ein Kind, hatte seine halbwüchsigen Brüder wie eine Schar ungebärdiger junger Hunde an die Leine genommen. Eine weite Robe flatterte vor ihm. Bar Nergal? Nein...Nabu Gor war es, der greise Tempelhüter, der sich mit zäher, unbegreiflicher Kraft immer noch auf den Beinen hielt.
    Was weiter vorn geschah, ließ sich im roten Sandwirbel nicht mehr erkennen.
    Charrus Augen brannten wie Feuer. Es nützte nichts, die Lider zusammenzukneifen - der Sand durchdrang alles. Wie lange raste der Sturm schon? Wie weit waren sie gekommen? Charru wußte es nicht, hatte jedes Zeitgefühl verloren. Nichts existierte mehr.

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