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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schatten eines Felsens drängte.
    Ein Dutzend Männer und Frauen. Sie blickten auf eine zusammengesunkene Gestalt, die mit dem Rücken an dem rauhen Stein lehnte. Charru sah die staubige, zerfetzte Robe, und als er heran war, erkannte er das eingefallene Gesicht des Tempelhüters.
    Nabu Gors Atem ging schnell und flach.
    Gerinth kniete neben ihm. Er blickte auf und machte eine hilflose Geste.
    »Er stirbt«, murmelte er. »Erein sagt, er sei die ganze Zeit über marschiert und habe sich nicht helfen lassen. Es war einfach zuviel.«
    Charru biß sich auf die Lippen.
    Als er neben der reglosen Gestalt in die Hocke ging, hatte er das Gefühl, als sei etwas in ihm erloschen - wie eine Flamme, die sich verbraucht hatte. Er fühlte keinen Haß mehr. Nicht auf diesen alten Mann, in dessen ausgemergeltem Körper der Lebensfunke nur noch schwach glomm. Nabu Gor hatte sich die Götter nicht ausgesucht, denen er dienen mußte. Er, der Tempelhüter, war vielleicht grausamer betrogen worden als sie alle. Denn auf seinen Schultern lastete die Schuld, an seinen Händen klebte das Blut, das im Namen der Schwarzen Götter vergossen worden war, und er wußte es.
    Seine dunklen, flackernden Augen suchten Charrus Blick. Die fahlen Lippen zuckten.
    » Ich sterbe«, flüsterte er. »Aber mein Volk wird leben. Ich weiß es. - Charru...Fürst von Mornag...«
    »Ja?«
    »Laß den Haß zwischen dem Tempeltal und dem Tiefland nicht weiterschwelen...Mach deinen Frieden mit den Priestern...Frieden über den Gräbern...«
    »Ja«, sagte Charru leise.
    »Und meinen Körper übergebt den Flammen... Ein reiner Tod!« Seine Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug, ein fremder Glanz trat in die eingesunkenen Augen. » Hört ihr es? Ihr alle? Ich will, daß mein Körper den Flammen übergeben wird! Ich will nicht bestattet werden nach den Riten der falschen Götter, der schwarzen Ungeheuer...«
    Seine Stimme versiegte.
    Tief auf dem Grund seiner Pupillenschächte zerbrach etwas wie ein zersplitternder Spiegel, und für einen Augenblick schien selbst der Sturm den Atem anzuhalten.
    *
    Unter dem Energieschirm, der Kadnos vor dem Sandsturm schützte, ließ sich Conal Nord durch das gläserne Transportnetz hoch über den Gleiterbahnen tragen.
    Er brauchte nur Minuten, um den Regierungspalast zu erreichen. Mechanisch nahm er den Weg zum Relax-Center. Eine kurze Behandlung würde seine Kopfschmerzen vertreiben und die überreizten Nerven entspannen. In den Räumen, die er für die Dauer seines Besuchs auf dem Mars bewohnte, konnte er eine Schlafmaske benutzen, wenn er keine Ruhe fand. Es war einfach, die Probleme für eine Weile abzuschalten. Zu einfach, dachte er, während er wieder den schwankenden, schattenhaften Zug vor sich sah, der sich Schritt um Schritt durch den Sandsturm quälte.
    Gemurmel schlug ihm entgegen, als die Tür auseinanderglitt.
    Natürlich: In Kadnos glaubte man, daß nun endgültig alles erledigt sei, und es gab nicht wenige, die dringend etwas Erholung brauchten. Conal Nord nickte dem Stellvertreter des Vollzugschefs und einigen Abgeordneten zu. Rasch ließ er sich auf eine der weichen, mit weißem Kunststoff bespannten Liegen sinken und rückte das silbrige Gitter des Relax-Helms zurecht.
    Mit sanftem Druck legte sich der Massagering um seinen Nacken. Metallplättchen berührten seine Schläfen, ein leises, angenehmes Summen entstand. Die leichte Vibration des Helms begann sofort fühlbar die verkrampften Muskeln zu lockern und die Nerven zu entspannen.
    Conal Nord schloß die Augen.
    Zehn Minuten, um zur Ruhe zu kommen. Danach mußte er den Präsidenten und den Vollzugschef davon benachrichtigen, daß die Terraner aller Wahrscheinlichkeit nach die Singhal-Klippen erreicht hatten. Die Wissenschaftler würden es vermutlich nicht glauben. Professor Raik, der Leiter des Projekts Mondstein, würde wieder einmal vor der bestürzenden Erkenntnis stehen, daß er seine Forschungsprojekte nicht gründlich genug studiert hatte. Aber die Konsequenz stand fest: eine militärische Operation, die zweite seit Gründung der Vereinigten Planeten.
    Bei der ersten waren Conal Nords Bruder und seine Siedler gefangengenommen worden.
    Auf dem fernen Merkur hatte man keine Schwierigkeiten gehabt, der Bevölkerung die Wahrheit zu ersparen. Mitten in der Wüste würde es ähnlich sein. Ein Angriff mit schwerem Lasergeschütz, ein kurzer Feuersturm und dann noch ein paar beruhigende Erklärungen für die Bürger vor ihren Bildwänden.
    Wenn er, Conal Nord,

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